Bundestrainer Joachim Löw wird im Test gegen Dänemark (heute, 21 Uhr) noch einmal improvisieren müssen. Vor allem in der Defensive soll sich die Nationalmannschaft verbessern.
Beinahe kompromisslos hat Bundestrainer Joachim Löw zuletzt Verbesserung in der Defensivarbeit eingefordert. Seine programmatische Grundsatzerklärung zu Beginn des Trainingslagers im österreichischen Seefeld ging so: "An der Kompaktheit arbeiten, Eins-zu-eins-Situationen richtig lösen, das Zweikampfverhalten schulen - das ist die Basis. Da müssen wir uns verbessern."
Keine Chance mehr für Kiebitze
Dann kann es nicht schaden, dass die kompromisslose Abwehrhaltung schon vor dem Härtetest gegen Dänemark (Mittwoch, 21 Uhr, Liveticker) in der Umgebung des Trainingsplatzes zu besichtigen ist: Nachdem für einen Tag an einem Waldweg auf einer Anhöhe Kiebitze durch einige lose Sichtschutzblenden gelugt hatten, ist jetzt alles wieder blickdicht verpackt. Es passen sogar einige Polizisten auf, dass niemand am Hang vor dem Zaun hochklettert, um dem Bundestrainer bei der Arbeit mit seinen Spielern zuzusehen.
Die Protagonisten sollen ungestört die hohe Intensität vom Trainingsplatz in Seefeld in den Härtetest gegen Dänemark in Innsbruck überführen. Löws erster Assistenztrainer Marcus Sorg verlangt "viel Leidenschaft und Engagement".
An Tag zwei des Trainingslagers in Seefeld verteidigt Joachim Löw die Rückkehr von Thomas Müller und Mats Hummels. Dem Konkurrenzkampf müssen sich aber auch die Routiniers stellen.
Wortführer Mats Hummels und Thomas Müller
Überdies soll die Mannschaft "viel kommunizieren"; wobei ja davon auszugehen ist, dass insbesondere die mit Hoffnungen fast schon überfrachteten Rückkehrer Thomas Müller und Mats Hummels gegen das gespenstische Ambiente anreden werden.
Der Bundestrainer kann aber gegen EM-Teilnehmer Dänemark nur ansatzweise eine Formation aufstellen, die auch zum EM-Auftakt gegen den Weltmeister Frankreich in München (15. Juni) aufläuft. Der 61-Jährige ist das letzte Mal in seiner langen Amtszeit als Improvisationskünstler gefragt.
Ohne Kroos und Goretzka gegen Dänemark
Der am Sonntag im Teamcamp eingetroffene Toni Kroos hat zwar nach seiner nur milde verlaufenden Corona-Erkrankung das Training aufgenommen, steht aber ebenso wenig zur Verfügung wie der wegen seiner Muskelverletzung erst am Dienstag angereiste Leon Goretzka.
Und die am Champions-League-Finale beteiligten Ilkay Gündogan, Antonio Rüdiger, Timo Werner und Kai Havertz werden erst noch auf dem Seefelder Plateau erwartet. Auch für den zuletzt an Muskelproblemen leidenden Youngster Jamal Musiala kommt das erste Spiel noch zu früh, sein Münchner Kollege Niklas Süle hat unübersehbare Fitnessdefizite ins schöne Seefeld geschleppt.
Nur noch ein weiteres Testspiel
Für Löw heißt das, in allen Mannschaftsteilen noch einmal Kompromisse zu schmieden. Es bleibt ihm eigentlich nur das Freundschaftsspiel gegen Lettland in Düsseldorf (7. Juni) zur Generalprobe.
Der Vorlauf beim WM-Debakel 2018 sollte Mahnung genug sein: Damals verlor Deutschland erst einen Test gegen Österreich, mühte sich dann gegen Saudi-Arabien ab. Den Schlendrian schleppte der gesamte Tross dann mit nach Russland.
Abschlusstraining in Innsbruck
Hummels ordnete die erste Begegnung daher für sich persönlich und für die gesamte Nationalmannschaft als "extrem wichtig" ein. Denn die Tests vor der blamablen WM 2018 hätten gezeigt: "Man kann dann nicht so einfach in einen anderen Modus schalten."
Damit sich das nicht wiederholt, hielt die Mannschaft am Dienstag auch extra bereits ein Abschlusstraining im Spielort Innsbruck ab. "Das soll auf die Wertigkeit hinweisen", sagte Sorg.
Sorg: Dänemark "guter Gradmesser"
Dänemark ist für Löws rechte Hand alles in allem ein "sehr guter Gradmesser". Die Skandinavier hatten zuletzt im März die Österreicher in der WM-Qualifikation mit 4:0 überrollt und werden nun auch Deutschlands Defensive auf die EM-Tauglichkeit überprüfen.