Fußball-EM der Frauen: Was England so stark macht

    Halbfinale gegen Schweden:Was England bei der EM so stark macht

    von Frank Hellmann
    26.07.2022 | 08:38
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    Das englische Nationalteam hat viel Vertrauen in die eigene Stärke bei dieser EM gesammelt. Ins Halbfinale gegen Schweden gehen die Engländerinnen als Favorit.

    Touristen, die das erste Mal an der Themse zu Fuß, per Rad oder Bus nach Teddington gelangen, geht meist das Herz auf. Tief im Südwesten von London strahlt ein gepflegter Stadtteil eine Ruhe, Behaglichkeit und Gemütlichkeit aus, die nichts mit dem geschäftigen Stadtzentrum gemein hat.

    Wir brauchen ein zweites Zuhause, wenn wir einen unvergesslichen Sommer schaffen wollen.

    Trainerin Sarina Wiegman über das Quartier in Teddington

    Insofern ist gut nachvollziehbar, warum Englands Fußballverband nach reiflicher Überlegung entschied, hier das Basiscamp für seine Fußballerinnen bei der Heim-EM aufzuschlagen.

    Fans sind mächtig stolz auf ihre Fußballerinnen

    Die Nationalspielerinnen von Trainerin Sarina Wiegman haben am Wochenende vor dem Halbfinale gegen Schweden (Dienstag 21 Uhr/Liveticker) Spaziergänge unternommen.
    Wären sie bis nach Richmond gegangen und hätten sich unter die Einheimischen in Szenetreffs wie dem "The White Cross"gemischt, hätten sie erfahren, wie stolz die Engländer auf ihre "Three Lionesses" ist.

    "Three Lionesses" sind in aller Munde

    Dieses Team strahlt nach außen so viel Stärke aus, dass auch die Hürde gegen den Olympia-Zweiten Schweden genommen werden sollte. Wer bitte anders als England soll denn im Finale in Wembley vorspielen?
    Wiegmans seit 18 Länderspielen unbesiegte Löwinnen nehmen mit ihrem Titeltraum breiten Raum in der Berichterstattung der Zeitungen und Nachrichtensender ein. Die Premier League startet erst am ersten August-Wochenende, das EM-Endspiel ist bereits am 31. Juli.
    Spätestens durch das spannende Viertelfinale gegen Spanien (1:0 nach Verlängerung) gehört also Spielerinnen wie der zum FC Bayern wechselnden Siegtorschützin Georgia Stanway die Aufmerksamkeit. Der Respekt für ihre Leistungen ist extrem hoch.

    TV-Rekord könnte gegen Schweden geknackt werden

    Das Spanien-Drama haben bei BBC one 7,6 Millionen Fans geschaut, über den Livestream weitere 1,5 Millionen. Beim Match gegen die Skandinavierinnen an der ausverkauften Bramhall Lane in Sheffield könnte es in Richtung des Rekords von 11,7 Millionen TV-Zuschauern gehen.
    So viele sahen bei der WM 2019 das tragische Halbfinal-Aus gegen die USA (1:2). Damals verschoss Steph Houghton kurz vor Schluss einen Elfmeter - warum sollte es den Frauen anders ergehen als den Männern?

    Die Dämonen der Vergangenheit besiegen

    Aber weil sich dazu noch eine Lehrstunde im EM-Halbfinale 2017 gegen die Niederlande (0:3) gesellte - Trainerin auf der Gegenseite war übrigens eine gewisse Sarina Wiegman - und auch das WM-Halbfinale 2015 gegen Japan (1:2) durch ein Eigentor von Laura Bassett in der Nachspielzeit tränenreich ablief, müssen die Engländerinnen gegen die Dämonen der Geschichte ankämpfen.
    "Das ist den Köpfen einiger Mädchen, die damals dabei waren", gestand die an allen diesen so bitteren Abschiede beteiligte Fran Kirby in einer Medienrunde. Die kampfstarke Mittelfeldspielerin von Chelsea LFC versicherte zugleich, dass über das Thema im Camp nicht gesprochen werde. "Wir sind alle fokussiert auf das nächste Match gegen Schweden."

    Fast alles spricht für England

    Dass es vor allem in körperlicher Hinsicht eine echte Herausforderung wird, weiß die 29-Jährige: "Alle schwedische Spielerinnen, gegen die ich angetreten bin, waren physisch immer sehr stark." Doch genau diese Spielweise dürfte dem Gastgeber behagen.
    Und dann haben die Engländerinnen an der Seitenlinie mit Wiegman ja auch noch jene fast schon supercoole Trainerin, die schon vor fünf Jahren den niederländischen EM-Triumph beim Heimturnier mit einer extremen Gelassenheit orchestrierte. Der Geist von Teddington hilft dabei.
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