Die Super League hat sich gegründet, und der Aufschrei ist groß. Die selbstausgerufene Fußball-Elite wird nicht lange ihren Spaß haben.
Menschen, Institutionen, Vereine haben ihre Seele schon deutlich billiger verkauft. 3,5 Millarden Dollar bietet eine US-Bank den Gründungsmitgliedern einer europäischen Super League. Dazu jährliche Erlöse im dreistelligen Millionenbereich.
Die Zwölf, die sich auserwählt haben
Zwölf Klubs haben sofort "hier!" geschrien: Liverpool, beide Manchesters, Chelsea, Arsenal, Tottenham, Juve, beide Mailands, Barcelona und beide Madrids. Die jetzt aufbrausende Kritik ist ebenso verständlich wie wohlfeil.
Dem europäischen Fußball droht eine Zerreißprobe: Zwölf Spitzenklubs wollen sich künftig in einer eigenen Super League messen. Das wollen sich UEFA wie Fans nicht bieten lassen.
Profifußball ist die Spitze des Turbokapitalismus und hat mit all der Solidarromantik nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun - und das schon lange, bevor es diese größenwahnsinnigen Pläne gab.
Champions League drastisch genug
Allein schon die Champions League in ihrer jetzigen Form vergrößert den Abstand zwischen Bayern München und zum Beispiel Freiburg Jahr für Jahr auf uneinholbare Weise.
Es gibt keine Solidarität; höchstens so ein bisschen zum Schein bei der Verteilung der Fernsehgelder, die die Bundesliga erwirtschaftet. Aber der große Scheck - der, der den wesentlichen Unterschied ausmacht - kommt Jahr für Jahr von der UEFA - und der wird nicht geteilt.
- UEFA will Super-League-Spieler verbannen
Spieler, die an der neuen Super League teilnehmen, sollen nicht mehr in der Nationalmannschaft ihres Landes spielen dürfen. Damit droht die UEFA.
Hochleistungssport in einer Leistungsgesellschaft
Zwölf Klubs glauben nun, sich die prallen Taschen noch voller machen zu können. Sollen sie. Aber - wie Rudi Völler sagt - dann ganz alleine.
Also am besten ohne den gesamten Rest, ohne nationale Liga, ohne, dass die betreffenden Spieler für ihre Nationalmannschaften auf internationalem Parkett antreten dürften, ohne jegliche Unterstützung aus der öffentlichen Hand (was zum Beispiel die Sicherheit angeht). Und das ohne sofortiges Rückkehrrecht.
Super League: Machen, bitteschön
Auf die Tränendrüse zu drücken, halte ich für sinnlos, ebenso das Beschwören der alten Erkenntnis, dass der Fußball mal unser aller Sport war und das besser auch bleiben sollte. Ist er ja eh schon längst nicht mehr.
Also machen! Ich wäre sehr gespannt, wie lange die Beteiligten Spaß an einem solchen Zirkus haben würden.
- Top-Klubs wollen Super League gründen
Zwölf Top-Klubs haben mit ihrem Entschluss, eine Super League zu gründen, ein Erdbeben im Fußball ausgelöst. FIFA und UEFA missbilligen den Schritt. Der BVB will nicht mitmachen.
Das Ego auf dem Vormarsch
Wir leben gerade in einer Zeit, in der Zusammenhalt das Allerwichtigste wäre, müssen aber mitansehen, wie sich auf allen Ebenen das Egoistische systematisch nach vorne drängt und die Richtung bestimmt: in der Politik, in der Wirtschaft und im Profifußball. Dort - seien wir ehrlich - überrascht das doch niemanden mehr wirklich.
"Mein A... in der Sonne ist besser als Dein A... in der Sonne", so funktioniert das hier - das hat mir ein weiser Kollege vor 30 Jahren gleich zur Begrüßung mit auf den Weg gegeben, als ich nach der Wende angekommen bin in der für mich neuen Welt.
Hat regelmäßig Recht behalten der Mann. Von der Super League ahnten wir beide damals allerdings noch nichts.