Die European Championships sind 50 Jahre nach den Sommerspielen in München eine Art Mini-Olympia. Das Event soll Millionen begeistern - auch mit Fokus auf Nachhaltigkeit.
Mindestens eine Million Menschen sollen bei den European Championships in München (11. bis 21. August) live bei Sport und Kultur dabei sein. Das ist ein ambitioniertes Ziel der Organisatoren, schließlich geht es in diesem Multisportevent mit neun Europameisterschaften nicht um Fußball, sondern größtenteils um sogenannte Randsportarten.
Eine Idee fasziniert Millionen live und im TV
Die Idee, sich mit einer Kombination der kontinentalen Championate live und im TV besser zu verkaufen, ging schon bei der Premiere in Glasgow und Berlin vor vier Jahren blendend auf. Etwa 400.000 Zuschauer waren damals in den Sportstätten dabei, die Einschaltquoten bei ZDF und ARD lagen mit bis zu knapp fünf Millionen pro Tag über den Erwartungen.
Nun kommt das Millionending also nach München - 50 Jahre nach den Sommerspielen an gleicher Stelle. Der Olympiapark von damals und das Olympiastadion mit seinem legendären Zeltdach werden im Mittelpunkt stehen. Und einen lebendigen Beweis dafür liefern, wie nachhaltig Olympische Spiele sein können.
"Nachhaltigkeit steht bei den European Championships ganz besonders im Fokus", sagt auch Kommunikationschef Manuel Deutschmeyer. Schon allein deshalb, weil für den Großteil der 177 Gold-Entscheidungen die Sportstätten von 1972 genutzt werden.
München lebt noch jetzt von Olympia 1972
Die Sommerspiele haben München vor fünf Jahrzehnten im Rekordtempo von einer eher provinziellen Metropole zur Weltstadt gemacht. Von den infrastrukturellen Investitionen lebt Bayerns Landeshauptstadt noch heute.
Und im trotz seines Alters jung gebliebenen Olympiapark gehen permanent Megaevents wie jüngst das Munich Mash der Trendsportarten mit 70.000 Fans oder die im September anstehenden Konzerte von Ed Sheeran vor über 200.000 Zuschauern über die Bühne.
Kombination aus Spitzensport und Kultur
Die European Championships sollen das mit Blick auf die reinen Zahlen noch toppen – mit einer Kombination aus Spitzensport und Kultur. Das Festival "The Roof" mit Top-Musik-Acts wie Alphaville, Marteria oder Wanda wird kostenlos zugänglich sein und soll auch vielleicht nicht so sportaffine Menschen zu dem Großereignis locken.
Dort im Olympiapark können sie dann den BMX-Radfahrern zuschauen oder den Triathleten, die unter anderem durch den Olympiasee kraulen werden. Auch bei den Straßenrad-Wettbewerben oder dem Marathonlauf vorbei an Münchner Sehenswürdigkeiten wie dem Marienplatz oder dem Friedensengel soll die Begeisterung in die Stadt getragen werden.
Beachvolleyball schon ausverkauft
Es sollen aber auch mindestens 450.000 Tickets verkauft werden. Schon jetzt sind die Finaltage im Beachvolleyball in der 5.000 Zuschauer fassenden Arena auf dem Königsplatz ausverkauft. Auch für die Entscheidungen im Bahnradsport oder die Gerätefinals der Turnerinnen gibt es nur noch wenige Restplätze.
Malaika Mihambo ist erneut Weltmeisterin im Weitsprung. "Ich bin sehr glücklich", sagt die Topathletin im Interview mit Florian Ziedrisch nach ihrem WM-Sieg in Eugene/USA.
Ein Hotspot werden auch die Leichtathletik-Wettbewerbe im 55.000 Zuschauer fassenden Olympiastadion mit Stars wie Weitsprung-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin Malaika Mihambo sein.
Kommt neue deutsche Olympia-Bewerbung?
Die Begeisterung für sportliche Großevents soll die Menschen in der Region München und per TV auch ganz Deutschland erreichen. Schließlich denkt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wieder offen über eine deutsche Olympia-Bewerbung nach.
Die Rhein-Ruhr-Region könnte ein Kandidat für die Sommerspiele 2036 sein, vielleicht ja aber auch München in Verbindung mit Österreich für die Winterspiele 2034. Einer Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 hatten die Menschen in der Region München in einer Volksabstimmung einst eine Abfuhr erteilt.
"Mini-Olympia" bei den European Championships in den nächsten Tagen ist somit auch ein Testballon, wie viel Lust die Millionen hierzulande auf sportliche Großevents haben.
Bewerbungen für Olympische Spiele in Deutschland
- Sommerspiele Berlin 1916 (erfolgreich, aber wegen des Ersten Weltkriegs ausgefallen)
- Winterspiele Garmisch-Partenkirchen 1936 (haben stattgefunden)
- Sommerspiele Berlin 1936 (haben stattgefunden)
- Winterspiele Garmisch-Partenkirchen 1940 (erfolgreich, aber wegen des Zweiten Weltkriegs ausgefallen)
- Winterspiele Garmisch-Partenkirchen 1960 (gescheitert)
- Sommerspiele München 1972 (haben stattgefunden)
- Winterspiele Berchtesgaden 1992 (gescheitert)
- Sommerspiele Berlin 2000 (gescheitert)
- Sommerspiele Leipzig 2012 (gescheitert)
- Winterspiele München 2018 (gescheitert)
- Winterspiele München 2022 (am Bürgervotum gescheitert)
- Sommerspiele Hamburg 2024 (am Bürgervotum gescheitert)