Der Paderborner André Wiersig will auf den Seychellen fast 50 Kilometer nonstop schwimmen. Dem erfahrenen Extremsportler geht es vor allem um den Schutz der Meere.
Am Felsen der Haie startete André Wiersig den letzten Test. Im Seegebiet "Shark Rock", etwa vier Seemeilen vor der Insel La Digue, tummeln sich nicht nur viele Raubfische. Es ist auch eine der gefährlichsten Untiefen auf den Seychellen, wo der Extremschwimmer sich auf sein nächstes Abenteuer vorbereitet.
15 bis 20 Stunden Schwimmzeit geplant
"Das wird eine Schlüsselstelle sein, auch wegen der Strömungen", sagte Wiersig, nachdem er etwa eine Stunde durch den Indischen Ozean gekrault war.
Zunächst stand nocht genau fest, wann der 49-Jährige sich auf den Weg von der Hauptinsel Mahé nach La Digue machen wird - Luftlinie misst die Strecke gut 25 Seemeilen, also rund 46 Kilometer. Die geplante Startzeit am Ostermontag musste Wiersig wegen schlechter See zunächst auf Mittwochnachmittag (MESZ) verschieben. "Die Wetterbedingungen sind jetzt gut und ich bin in Form, deshalb bin ich optimistisch“, sagte Wiersig vor dem Start. Er rechne damit, 15 bis 20 Stunden zu benötigen.
Projekt erzielt viel Aufmerksamkeit
Dem Projekt wird auf der Inselgruppe nördlich von Madagaskar große Aufmerksamkeit zuteil. Fast täglich hat Wiersig Pressekonferenzen, etwa im Haus des Olympischen Komitees oder im Tourismusministerium. Die Seychellen haben den Schutz ihrer Natur und auch nachhaltiges Wirtschaften in ihrer Verfassung verankert - die Regierung um Präsident Wavel Ramkalawan macht Druck bei Klimakonferenzen.
Insofern steht nicht der Sport, sondern Wiersigs Rolle als Botschafter der Meere im Vordergrund des Projekts.
Der Paderborner agiert auch als Repräsentant des wissenschaftlichen Projektes UN Ocean Decade. "Alles entsteht aus dem Wasser, wir müssen alles versuchen, diesen Lebensraum zu schützen."
Der Grand-Slam der Freiwasserschwimmer
Wiersig ist erfahrener Langstrecken-Schwimmer, er hat 2019 die sieben Kanäle der Ocean’s Seven komplettiert, die als größte Herausforderung im Freiwasserschwimmen gelten. Aufmerksam wurden die Tourismus-Experten der Seychellen auf Wiersig erst durch das spektakuläre Helgoland-Projekt.
Am 21. August 2021 war er als erster Mensch vom Festland (St. Peter-Ording) zur einzigen deutschen Hochseeinsel geschwommen - bei rund 15 Grad Wassertemperatur. Das bewährte Team um Kapitän Dennis Allers, das ihn mit einem Boot nach Helgoland lotste, begleitet ihn auch auf den Seychellen.
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Wiersig schwimmt nach den Regeln der Channel Swim Association (CSA) in Dover, also nur mit Badekappe und Badehose. Rekorde spielen für ihn keine Rolle, Wiersig entzieht sich den Logiken des Leistungssports. "Die Idee, die Nordsee zu spüren und zu erleben stand eigentlich über dem Ziel, Helgoland zu erreichen", schreibt er in dem Buch "Helgoland. Kann man da hin schwimmen?" Am Ende entscheide die See, wann er tatsächlich anlande - oder eben nicht.
Höchstleistung bei Badewannentemperatur
Zu den Ocean’s Seven gehört auch der Kaiwi Channel vor Hawaii, der ähnliche Bedingungen wie der Indische Ozean bietet: Die Wassertemperatur auf den Seychellen liegt derzeit bei 28 Grad.
Wiersig liebt es eher bei kühlen Temperaturen zu schwimmen. Es könne sein, dass er daher eine Weile im Schatten des Begleitbootes schwimmen werde.
Elf Stunden in totaler Dunkelheit
Ein Novum ist für Wiersig, der tropischen Nacht ausgesetzt zu sein. "Wenn es beim Starttermin bleibt, werde ich fast elf Stunden in der totalen Dunkelheit schwimmen, das ist für mich etwas völlig Neues", sagt er.
Die Unterwasser-Tierwelt der Seychellen ist vergleichbar mit Hawaii. Wiersig ist also auf den Kontakt mit Bullen- oder Hammerhaien gut vorbereitet. Der Name "Shark Rock", der für den Laien womöglich tiefe Ängste auslöst, schreckt den Schwimmer also nicht.