Barcas Comeback auf Pump: Lewandowski darf spielen

    Barcas Comeback auf Pump:Spielerlaubnis auf den letzten Drücker

    von Florian Haupt
    12.08.2022 | 22:16
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    Mit neuen Stars will der FC Barcelona an goldene Zeiten anknüpfen. Eine Sperre für die Neuzugänge um Lewandowski konnten die Katalanen abwenden.

    Robert Lewandowski beim Training im Camp Nou
    Mit großem Tamtam ist Robert Lewandowski in Barcelona empfangen worden. Erst im letzten Augenblick hat er, wie etliche andere Barca-Profis auch, die Spielerlaubnis erhalten.
    Quelle: REUTERS/Albert Gea

    Jaume Roures ist eine schillernde Figur im spanischen Fußball. Der Medienunternehmer und Rechtehändler bezeichnet sich als Anarchist, trotzdem gilt er als allseits bestens vernetzt. Außerdem ist er überzeugter Katalane. Am Freitagmittag erklärte er:

    Diese Investition reicht, um morgen die Mannschaft zu sehen, die wir sehen wollen.

    Jaume Roures

    Frenetischer Wettlauf gegen die Zeit

    Soeben hatte der FC Barcelona bekannt gegeben, dass Roures’ Unternehmen Orpheus Media für 100 Millionen Euro eine 24,5-prozentigen Anteil an der Produktionsfirma "Barca Studios" erworben hatte. Es ist das Geld, das den Verein in einem frenetischen Wettlauf gegen die Zeit über die Ziellinie bringen soll.
    Den ganzen Sommer über hat der Klub von Trainer Xavi neue Spieler angeheuert. Allen voran Robert Lewandowski (45 Millionen Euro plus möglicher Boni vom FC Bayern), aber auch den brasilianischen Nationalstürmer Raphinha (58 Millionen, Leeds United), den französischen Auswahlverteidiger Jules Kounde (50 Millionen, Sevilla) sowie die ablösefreien Andreas Christensen (Chelsea) und Franck Kessié (Milan).

    Probleme mit der Gehaltsobergrenze

    Nun startet Barca am Samstag um 21 Uhr gegen Rayo Vallecano in die Ligasaison. Und erst kurz vor dem ersten Spieltag war klar, dass Lewandowski und die anderen - bis auf den noch nicht eingeschriebenen Kounde - auflaufen können. Dasselbe gilt für Ousmane Dembélé und Sergi Roberto, deren Verträge erneuert wurden. Klubchef Joan Laporta hatte zuletzt betont, dass Lewandowski auf jeden Fall als Erster registriert werden solle.
    Hintergrund des Hickhacks um die Spielberechtigungen sind die Gehaltsobergrenzen der spanischen Liga. Sie verlangen zur Einschreibung neuer Spieler ein Gleichgewicht von Einnahmen und Ausgaben. Bei Barca, nach letzten offiziellen Angaben mit 1,3 Milliarden Euro verschuldet, konnte davon in der letzten Saison keine Rede sein. Deshalb musste der Klub bis zuletzt daran arbeiten, die Liga von seiner Besserung zu überzeugen.

    520 Millionen für Fernseheinnahmen

    Dafür wurden schon vor dem Deal vom Freitag insgesamt rund 620 Millionen Euro an Vermögenswerten veräußert. Allein für 25 Prozent seiner Liga-Fernsehgelder der nächsten 25 Jahre erhielt der Klub vom Investor Sixth Street rund 520 Millionen Euro. Damit wurde die Geschäftsbilanz aufgehübscht - und die Transferkasse gefüllt.
    "Wir haben hart gearbeitet, um wieder eine Referenz im Weltfußball zu sein“, feiert Präsident Joan Laporta die Einkaufsoffensive. Vorige Saison hat Barca erstmals seit 20 Jahren die Champions League verpasst und blieb ohne Titel.

    Jetzt glauben wir wieder daran, gewinnen und Freude machen zu können.

    Joan Laporta

    Kritik von Julian Nagelsmann

    Anderswo ist man weniger begeistert von diesem Comeback auf Pump. "Irgendwie komisch, irgendwie verrückt", nannte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann "den einzigen Klub der Welt, der kein Geld hat, aber jeden Spieler kauft, den er will".
    Bei Barca empfinden sie solche Kritik als ungerecht. Das Geld habe man dank des intakten Markenwerts des Vereins - laut "Forbes" 4,7 Milliarden Dollar - generieren können.
    Die Transaktionen wurden von den Mitgliedern abgesegnet und lassen deren hundertprozentige Vereinseigentümerschaft unangetastet. "Ahnungslosigkeit" und "Fehlen an Informationen" warf Laporta den Kritikern vor.

    Barcas Erinnerungen an die größte Ära

    Der 60-Jährige regierte Barca schon von 2003 bis 2010 und managte den Verein damals aus einer ähnlichen Finanzkrise zur goldenen Ära von Trainer Pep Guardiola und Stars wie Lionel Messi und dem heutigen Coach Xavi.
    Doch den Imageschaden durch das Geschacher um die Spielerlizenzen konnte Laporta bislang nicht beschönigen. Erst im letzten Moment wurden auf der Seite der Liga der frühere Bayern-Torjäger Lewandowski sowie Andreas Christensen und Franck Kessie am Freitagabend als registriert aufgeführt.
    Nachdem Ligachef Javier Tebas vor einigen Wochen erklärt hatte, Barca sei durch die Anteilsveräußerungen "auf einem guten Weg", gab es zuletzt überhaupt keine Wasserstandsmeldungen mehr. Nun scheint doch noch alles geklappt zu haben.
    Quelle: Mit dpa
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