Champions League: FC Sevilla - mit Ansage in die Krise
Dortmunds Gegner:FC Sevilla - mit Ansage in die Krise
von Florian Haupt
05.10.2022 | 06:02
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Borussia Dortmunds Champions-League-Gegner FC Sevilla hat mit ungewohnter Erfolglosigkeit zu kämpfen. Trainer Julen Lopetegui steht vor dem Aus. Und die Probleme gehen noch tiefer.
Eher geduldet als geliebt beim FC Sevilla: Trainer Julen Lopetegui.
Quelle: epa/Raul Caro
Man müsse jetzt "Gift schlucken", sagte Julen Lopetegui nach der jüngsten Niederlage des FC Sevilla - und so ungesund, wie sich das anhört, ist auch die Lage. Viertletzter, torlos in der Champions League: Es gilt als Wunder, dass der Trainer noch im Amt ist.
BVB-Spiel wohl die letzte Chance
Seit Wochen sondiert der Klub den Markt, derweil die Medien neue Kapitel in der Chronik einer angekündigten Entlassung schreiben. Falls Lopetegui überhaupt noch eine Chance hat, dann das Spiel gegen Borussia Dortmund [Mittwoch, 21 Uhr/Zusammenfassung in der Champions-League-Sendung ab 23 Uhr].
Durchlebt Dortmund nach der Niederlage in Köln eine Verstimmung, dann steckt Sevilla inmitten einer ausgewachsenen Krise - die vieles wegzuspülen droht, was sich der Verein in zwei Jahrzehnten des Aufstiegs erarbeitet hat.
Borussia Dortmund hat den Sprung an die Bundesliga-Tabellenspitze verpasst. Der BVB musste sich beim 1. FC Köln trotz Führung mit 2:3 geschlagen geben.03.10.2022 | 8:31 min
Sevillas Mannschaft wirkt verbraucht
"Die Handlung dieser Saison war schon bekannt, bevor sie losging", weiß das Sportblatt "Marca". Zu verbraucht wirkten Trainer und Mannschaft schon in der vergangenen Saison.
In der Champions League scheiterte Sevilla in einer Gruppe mit Lille, Salzburg und Wolfsburg. In der Meisterschaft wäre der Klub von Platz zwei nach der Hinrunde beinahe noch aus den Champions-League-Rängen gefallen.
Top-Verteidiger verlassen Sevilla
Dennoch wurde der Kader im Sommer erheblich geschwächt. Mit dem Innenverteidigerpaar Diego Carlos (zu Aston Villa) und Jules Koundé (FC Barcelona) ging der stärkste Mannschaftsteil, mit Lucas Ocampos (Ajax Amsterdam) der beste Angreifer.
Die Maßnahmen waren nötig, weil Sevilla in seinem Jahresetat mit dem Erreichen des Champions-League-Viertelfinals geplant hatte.
Der legendäre Sportdirektor schwächelt
Sie gehören andererseits zum Geschäftsmodell. Sevilla avancierte deshalb in den vergangenen Jahrzehnten vom Abstiegskandidaten zum sechsfachen Europa-League-Champion, weil Sportdirektor Monchi Rodríguez hochkarätige Abgänge immer wieder durch genauso gute oder manchmal gar noch bessere Profis ersetzte. Sein goldenes Händchen trug ihm in Spanien den Beinamen "Messi der Büros" ein.
Doch auch Monchi hat mal ein schlechtes Jahr. Diese Saison hat bisher kein Neuzugang eingeschlagen. Nicht der auf Wunsch des Trainers von Real Madrid geholte Spielmacher Isco. Aber auch nicht Monchi-Transfers wie Stürmer Kasper Dollberg (ehemals Nizza) oder der vom FC Bayern akquirierte Verteidiger Tanguy Nianzou.
Sevilla drohen finanzielle Verluste
Wettbewerbsübergreifend hat Sevilla nur acht der letzten 32 Spiele gewonnen, und derzeit scheint völlig unklar, woher der Turnaround kommen könnte.
Verpasst der Klub die Champions League, kann er seine hohen Ausgaben nicht mehr stemmen, die Monchi mit rund 240 Millionen Euro beziffert - bei 180 Millionen Euro Einnahmen. Eine gefährliche Abwärtsspirale würde in Gang gesetzt, zumal das Tafelsilber des Kaders ja gerade schon versetzt wurde.
Routiniers wie den Ex-Schalker Ivan Rakitic, 34, den Ex-Dortmunder Thomas Delaney, 31, oder auch Isco, 30, wird der FC Sevilla kaum noch zu großem Geld machen können.
Ohnehin fordern viele Fans im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán neben der Entlassung von Lopetegui auch die von Präsident Pepe Castro.
Beim 0:4 zum Champions-League-Auftakt gegen Manchester City beteiligte sich auf der Tribüne auch sein Amtsvorgänger José María del Nido geifernd an den Schmährufen. Zwischen beiden Männern tobt seit Jahren ein Kleinkrieg um die Aktienmehrheit des Vereins.
Hoffen auf den Wintertransfermarkt
Der Klub ein einziger Krisenherd - auch deshalb sollen sich manche Trainerkandidaten noch zieren, ein Angebot aus Sevilla anzunehmen. Zumindest verlangen sie wohl massive Kadernachbesserungen auf dem Wintertransfermarkt. Nur das und Monchis Treue geben Lopetegui heute noch zumindest dieses eine Spiel.
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