Der FC Bayern nimmt in Katar Anlauf zum sechsten Titelgewinn in einer Saison - der Stellenwert dieses möglichen Sextuples für den Klub ist nicht zu unterschätzen.
Nachdem der FC Bayern mit einer rund neunstündigen Verspätung doch noch in Katar angekommen war, versuchte Trainer Hansi Flick die Konzentration aufs Halbfinale bei der Klub-WM an diesem Montag (19 Uhr) gegen Afrikas Champion Al Ahly Kairo zu lenken.
Verärgerung bei Bayern-Führung groß
Die Nacht im Flieger auf dem Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) nach dem 1:0-Ligasieg im Freitagsspiel bei Hertha BSC hatte vor allem beim Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge und bei Ehrenpräsident Uli Hoeneß für große Verärgerung gesorgt.
Man fühle sich „total verarscht“, hatte Rummenigge gewettert, Hoeneß sprach von einem „Skandal ohne Ende“.
Bayerns einzigartige Chance
Die Empörung über die nicht erteilte Starterlaubnis wegen des Nachtflugverbots zeigte unter anderem auch, welchen Stellenwert die Klub-WM für die Münchner hat. Der Wettbewerb des Fußball-Weltverbandes FIFA an sich ist für die Bayern dabei weniger bedeutsam. Dafür aber um so mehr ihre ziemlich einzigartige Gelegenheit, sich das sogenannte Sextuple zu sichern.
2020 hatten die Bayern die Meisterschaft, Champions League und den DFB-Pokal geholt sowie den deutschen und europäischen Supercup. Wegen der Corona-Pandemie war die Klub-WM ins Jahr 2021 verschoben worden. Gewinnen sie diese nun auch noch, hätten die Bayern mit sechs Titeln in einem Jahr geschafft, was bisher nur dem FC Barcelona 2009 gelungen war.
"Der Gewinn der Klub-WM würde unser unglaubliches Jahr 2020 komplettierenW, hatte Alphonso Davies zuvor schon in einem tz-Interview befunden.
Um diesem Ziel näher zu kommen, müssen die Münchner an diesem Montag das Halbfinale gewinnen. Danach stünde am Donnerstag das Finale an, andernfalls müssten sie im Spiel um Platz drei antreten.
Sechste Trophäe in acht Monaten
Doch zu dieser gefühlten Höchststrafe nach dem Flug-Ärger soll es nicht kommen. Nun soll der Titel erst recht her. Zumal die sechste Trophäe binnen acht Monaten für die Bayern gefühlt beinahe so wichtig ist wie der Henkelpott der Champions League, das eigentliche Nonplusultra im Vereinsfußball.
Denn jetzt geht es ja darum, mit dem international sehr populären FC Barcelona gleichzuziehen. Dafür nehmen die Bayern auch die zusätzlichen Strapazen in Kauf.
Rummenigge hatte sich sogar extra bei FIFA-Präsident Gianni Infantino dafür eingesetzt, dass dieser einen Termin für die Klub-WM findet. Mannschaft und Trainer hätten ihn darum gebeten, gab Bayerns AG-Boss an.
- FC Bayern müht sich gegen Hertha zum Sieg
Der FC Bayern München hat sich knapp bei Hertha BSC durchgesetzt. Die Münchner gewannen in Berlin mit viel Mühe 1:0 (1:0).
Internationales Renommee als Reiz
Der weitere Stress für die Profis im ohnehin schon prall gefüllten Spielkalender? Aus Sicht der Bayern nun nicht groß der Rede wert. Schließlich geht es ja um ihre eigenen Interessen, darunter gut vier Millionen Euro Preisgeld.
Für die Mannschaft und Trainer Flick bietet sich wie für den Verein in der Tat eine wohl historische Chance auf viel internationales Renommee durch ein Sextuple. Ein bisschen größer als alles bisher Erreichte wäre das für die Münchner in ihrer fast 121-jährigen Vereinsgeschichte jedenfalls.
2013 erstmals Klub-Weltmeister
Gewonnen hatten sie die Klub-WM zwar schon einmal 2013, die damals in Marokko stattfand. 1976 und 2001 holten die Bayern zudem im Vorgänger-Wettbewerb den Weltpokal.
Doch insgesamt sechs Titel gewannen sie noch nie in einem Jahr. In Katar soll diese Sammlung nun erreicht werden. „Es ist ein großes Ziel für uns, eine herausragende Saison mit dem sechsten Titel abzuschließen“, sagte Flick. Trotz der Nacht im Flieger auf dem Berliner Flughafen.