Rennstrecke plus Ausflugsschiffe, knackige Rennen für Zuschauer ohne Kanu-Wissen: Bei den Finals müssen die Kanuten einige Herausforderungen meistern - und zeigen sich innovativ.
Programmpunkt der Finals in Berlin zu sein, hat für die deutschen Kanuten ihren Preis. Oder auch Reiz. Der frisch in die sportliche Rente gewechselte Olympiasieger Ronald Rauhe, der als ZDF-Experte an dem Multisportevent teilnehmen wird, schwärmte zuletzt von einem "gelungenen Austragungsort" für die Kanurennen:
Finals "alles andere als Routine"
Malte Drescher, Projektleiter des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) für die Finals, ächzte am Mittwoch allerdings etwas: Auf engstem Raum mitten in der Stadt die Infrastruktur für hochkarätige Wettbewerbe im Kanu-Rennsport, Para-Kanu, Stand-Up-Paddling (SUP) und Speed-Kanu-Polo aus dem Boden zu stampfen, sei eine Herausforderung.
Aber natürlich lasse man es sich nicht nehmen, auch bei der dritten Auflage des nationalen Multisport-Events nach 2019 und 2021 wieder dabei zu sein. "Es ist aufregend, besonders und alles andere als Routine", sagt Drescher.
Die Extra-Portion öffentliche Aufmerksamkeit, die der medienwirksame Zusammenschluss ihrer Deutschen Meisterschaften den 14 Sportarten beschert, gefällt natürlich allen, die sonst so oft im Schatten des Fußballs stehen.
Sportler teilen sich Spree mit Ausflugsschiffen
Die Leichtathletik, Herzstück des Events, vergibt ihre Titel am Samstag und Sonntag im Olympiastadion in den traditionellen Disziplinen. Für die Kanuten ist das auf der City Spree in Berlin nicht möglich. Die Breite für die üblichen neun Bahnen wie auf einer etablierten Regattastrecke ist nicht vorhanden. Die Titel über die klassischen Strecken werden daher wie üblich im Spätsommer bei einer eigenen Deutschen Meisterschaft vergeben.
In Berlin müssen sich die Sportler den Fluss gar mit Ausflugsschiffen teilen, die auf einer Hälfte der Spree noch an den Wettkampfbahnen vorbeifahren dürfen. Und da die Ufer steile Wände sind und nicht wie an einer Regattabahn flach auslaufende Wellenschlucker, wird das Wasser munter hin und her schwappen.
- Die Finals 2023
Hier gibt's Livestreams, Highlight-Videos, Zeitplan und Ergebnisse rund um die Finals 2023.
Angepasstes Rennprogramm für die große Bühne
Auch sonst hat man sich angepasst, um den nicht kanu-affinen Zuschauern ein wenig Unterhaltung zu bieten. Rennen über olympische Distanzen wie 500 oder 1.000 Meter wird es nicht geben, stattdessen werden die Deutschen Meisterschaften im Parallelsprint ausgetragen. Die Strecke ist 160 Meter lang, es geht Frau gegen Frau und Mann gegen Mann, nur der Sieger kommt in die nächste Runde.
Bei den Stand-Up-Paddlern ist es ein Parallel-Slalom drei gegen drei, die Athleten müssen auf ihren wackligen Brettern zweimal wenden. Die Para-Kanuten fahren Verfolgungsrennen mit Abständen entsprechend ihrer Starterklassen, und beim Kanupolo gibt es einen Athleten weniger pro Team und eine verkürzte Spielzeit. Alles ein bisschen anders also, dafür auf der großen Bühne.
Nach der Premiere der Finals 2019 in Berlin war die schöne Idee durch Corona ein wenig ins Stocken geraten. 2020 fielen die Multispiele aus. 2021 fanden sie in der Metropolregion Rhein-Ruhr und in Berlin ohne Zuschauer statt.
Rudern, Fechten und Trampolin neu im Programm
Entsprechend groß ist die Freude bei vielen Athletinnen und Athleten, nun endlich wieder vor Fans um Medaillen zu kämpfen. Neu dabei sind die Ruderer, die wie die Kanuten ein innovatives Meisterschaftsformat entwickelt haben: mit einer Streckenlänge von 350 anstatt der üblichen 2.000 Meter.
Außerdem feiern die Fechter und Trampolinturner Finals-Premiere. Damit werden zum ersten Mal die Deutschen Meisterschaften in allen drei olympischen Turnsportarten im Rahmen des Multisport-Events ausgetragen.