Die UEFA will die Ausgabenpraxis der Profi-Klubs neu regulieren. Kritiker befürchten, dass der Vorsprung der reichen Klubs weiter ausgebaut wird.
"Genehmigung des UEFA-Reglements zur Klublizenzierung und finanziellen Nachhaltigkeit" - so trocken steht es unter Punkt 1 der Tagesordnung der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees am Donnerstagmittag im Schweizer Nyon. Dabei steckt dahinter nichts weniger als die Ablösung des seit 2009 unter dem blumigen Namen "Financial Fair Play" bekannten Konzeptes zur Kostenkontrolle im europäischen Profifußball. "Financial Sustainability (Nachhaltigkeit)" heißt das neue Konzept.
Deckelung der Kader-Ausgaben, aber mehr Investorengeld
Details dazu hat die UEFA bislang nicht veröffentlicht. Nach einem Bericht der "New York Times" sollen die Klubs künftig - nach einer dreijährigen Übergangszeit - maximal 70 Prozent - statt 100 Prozent - ihres Budgets in den Kader investieren dürfen. Zudem sollen die Defizite laut Deutscher Presse-Agentur in Zukunft in Höhe von bis zu 20 Millionen Euro pro Saison von Investoren ausgeglichen werden dürfen.
Das alte Konzept des "Financial Fair Play" sollte die internationale Wettbewerbsfähigkeit auch für jene Klubs erhalten, die über keinen großen Investor oder Sponsor verfügen, der im Bedarfsfall ein finanzielles Minus nach Belieben ausgleicht.
"Financial Fair Play" gescheitert
Zugang zu den europäischen Wettbewerben sollten nur die Klubs bekommen, deren Ausgaben binnen drei Jahren nicht die laufenden Einnahmen überschreiten. Lediglich ein Fehlbetrag von 30 Millionen (also umgerechnet zehn Millionen Euro pro Saison) durfte in diesem Zeitraum von privaten Geldgebern ausgeglichen werden.
- CAS hebt Sperre gegen Manchester City auf
Die Europapokal-Sperre gegen den englischen Spitzenklub Manchester City ist unwirksam. Das entschied der internationale Sportgerichtshof CAS.
Diese Regeln hatten sich schon länger als Papiertiger erwiesen, da der als Strafe bei Verstößen angedrohte Ausschluss aus UEFA-Wettbewerben selten vollzogen wurde. Schon gar nicht bei den einflussreichen Klubs wie Manchester City und Paris St. Germain, die mit Geldstrafen davonkamen.
Mehr als ein Jahr lang hat die UEFA mit der Europäischen Klubvereinigung ECA an einem neuen Modell gearbeitet. Die Gespräche beschleunigten sich, als die UEFA im Februar errechnete, dass die europäischen Klubs während der Corona-Pandemie schätzungsweise sieben Milliarden Euro verloren haben.
Oliver Kahn sieht Meilenstein
"Die Einführung des "Financial Sustainability" als Nachfolger des Financial Fair Play ist ein Meilenstein", sagte ECA-Vizepräsident Oliver Kahn auf der Generalversammlung der ECA vor einer Woche:
Berichten zufolge hatten sich die deutschen Klubs vergeblich für eine noch stärkere Ausgabenbegrenzung eingesetzt.
Vorteil für die ganz großen Klubs?
Das neue Konzept soll zwar eine stärkere Deckelung der Kosten als vorher enthalten. Unter dem Gesichtspunkt der Wettbewerbsgerechtigkeit stellen die bisher bekannt gewordenen Punkte aber eher einen Rückschritt dar. Es "festige die Vorteile, die wohlhabende Klubs bereits auf dem Markt für Talente genießen", urteilt der Investigativ-Journalist Tariq Panja in der "New York Times".
Fußball ist nur noch ein Geschäft. Investoren pumpen Millionen in Vereine.
Die Investoren-Klubs werden zudem weiter gestärkt, indem der Anteil, der ohne Gegenleistung zugeschossen werden darf, verdoppelt wird. Nicht durchgesetzt haben sich Forderungen nach einer absoluten Höchstgrenze für die Ausgaben und der sogenannte "Salary Cap", der Obergrenzen für Spielergehälter festlegt. Für letzteres hatte UEFA-Präsident Aleksander Čeferin lange geworben.
Einfluss der Top-Klubs steigt
Das Ergebnis deutet auf eine Verschiebung der Machtverhältnisse im europäischen Fußball hin - weg von der UEFA, hin zu den Top-Klubs.
Als Boss von Paris St. Germain und dessen Besitzer, der Qatar Sports Investments (QSI), hatte Al-Khelaifi während der Pandemie Lionel Messi für ein geschätztes Jahreseinkommen von 30 Millionen Euro netto verpflichtet, nachdem der FC Barcelona aufgrund spanischer Regularien dessen Gehaltsforderungen nicht hatte erfüllen können.