Das deutsche Frauen-Nationalteam erhält im dritten EM-Spiel gegen Finnland (21 Uhr/ZDF) ein neues Gesicht. Etliche Ersatzkräfte sind in Milton Keynes gefordert.
Es gibt gewiss schönere Schauplätze in der erweiterten Umgebung von London. Milton Keynes, die wegen der Überbevölkerung der Hauptstadt errichtete Planstadt aus den 1960er Jahren, ist Schauplatz für das dritte EM-Gruppenspiel der deutschen Fußballerinnen gegen Finnland (Samstag, 21 Uhr/ZDF-TV und Livestream).
Die 230.000-Einwohner-Stadt hat nicht ansatzweise in diesen Sommertagen den Ruf, die Menschen für einen Kurztrip zu locken wie in anderer Himmelsrichtung die Küstenstadt Brighton.
Aber so ein EM-Spielplan ist kein Wunschkonzert, und ein bisschen Abwechslung nach zwei erfolgreichen Auftritten im Brentford Community Stadium gegen Dänemark (4:0) und Spanien (2:0) kann ja nicht schaden.
- Österreich im Viertelfinale gegen Deutschland
Österreich hat bei der Fußball-EM der Frauen in der Gruppe A das Endspiel um Platz 2 gewonnen. Nach dem 1:0 gegen Norwegen trifft das ÖFB-Team im Viertelfinale auf Deutschland.
Klarer Auftrag vom Sportlichen Leiter
Das letzte Gruppenspiel hat zwar keinen Einfluss mehr auf die Tabelle - Deutschland Erster, Finnland Letzter - dennoch hat Joti Chatzialexiou, der Sportliche Leiter Nationalmannschaften, noch einen klaren Auftrag formuliert: "Wir wollen jetzt das dritte Gruppenspiel auch nach unserer Benchmark gestalten, gewinnen und diesen Flow ins Viertelfinale mitnehmen."
Klar ist nur, dass dieses Vorhaben eine DFB-Elf mit vielen neuen Gesichtern umsetzen muss. Zu den Sperren von Felicitias Rauch und Lena Oberdorf und zur Corona-Erkrankung von Lea Schüller kommen die Blessuren von Lina Magull (Oberschenkel) und Sydney Lohmann (Knie), was zu diversen Umstellungen in allen Mannschaftsteilen zwingt.
Voss-Tecklenburg setzt auf den breiten Kader
"Wir wollen das Spiel gewinnen und eine gute Leistung zeigen. Nichtsdestotrotz haben wir ein paar Ausfälle, die wir verkraften müssen, aber das können wir kompensieren", sagt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die überzeugt ist:
Schon nach dem Auftakt gegen Dänemark strich die 54-Jährige den energetischen Einfluss der Einwechselspielerinnen heraus, die die Zahl der intensiven Läufe gegen Dänemark am Ende noch in die Höhe schraubte. Sie vertritt ja ohnehin die These, dass jene Nation den Titel holt, die von der Bank den besten Input liefert.
Wenn dort noch gute Laune herrscht, ist das umso besser. Sophia Kleinherne, die jetzt anstelle von Rauch als Linksverteidigerin auflaufen wird, sagt: "Ich habe selten eine Bank so lebendig erlebt."
- Birgit Prinz - die für den starken Kopf
Die deutschen Fußballerinnen beeindrucken bei dieser EM auch mit ihrer mentalen Stärke. Einen wichtigen Baustein bildet dabei die Sportpsychologin Birgit Prinz.
Das war allerdings nicht immer so: Zum mühsamen Findungsprozess dieser Mannschaft gehören Teamsitzungen auch zu diesem Thema, bei der Sportpsychologin Birgit Prinz an eine gemeinsame Haltung appellierte.
Auch die Ersatzspielerinnen sollen außer Puste sein
"Wir sehen uns seitdem ganz klar als wichtigen Faktor, um die Mannschaft durchgehend zu pushen", sagt die bislang zwei Mal eingewechselte Linda Dallmann. Ziel sei, dass die Ersatzspielerinnen "hinterher genauso kaputt sind wie die, die spielen".
Für die gegen Finnland für Oberdorf im zentralen Mittelfeld spielende Lena Lattwein gibt Laura Freigang in dieser Hinsicht ein leuchtendes Beispiel ab, "weil sie sich jedes Spiel das Herz aus der Seele schreit".
Drei noch ohne EM-Spiel
Die Frankfurter Stürmerin gehört wie ihre Vereinskolleginnen Sara Doorsoun und Nicole Anyomi zu den drei Feldspielerinnen, die noch ohne EM-Einsatz sind. Voss-Tecklenburg schränkte allerdings in der Abschlusspressekonferenz ein: "Wir werden auch nicht alles verändern."
Vielleicht haben nach dieser Begegnung aber zumindest alle Feldspielerinnen EM-Minuten eingesackt. Das würde auch einem möglichen Lagerkoller vorbauen. Partner oder Partnerinnen, Familienangehörige und Freunde sollen neuerdings nur noch draußen getroffen werden.
Latente Angst vor Corona
Ein Familiennachmittag wurde im Teamhotel im Syon Park von Brentford aus Furcht vor Corona schon abgesagt. Wenn die Ersatzbank vielleicht der größte Trumpf auf dem Weg nach Wembley sein soll, bleibt das Corona-Virus bis dahin die größte Gefahr.