Zuletzt musste sich Sebastian Vettel in der Formel 1 viel Kritik anhören. Nun ist ihm beim Großen Preis von Portugal mit dem Einzug ins Q3 ein kleiner Befreiungsschlag gelungen.
Die ganz große Freude war es noch nicht, aber zumindest ein kleiner Befreiungsschlag. Zum ersten Mal seit dem britischen Grand Prix im Sommer 2020 (damals noch im Ferrari) schaffte Sebastian Vettel wieder den Sprung ins letzte Segment des Qualifying, ins Q3, also unter die Top Ten. Am Ende gab's Startplatz zehn, Schnellster war Valtteri Bottas (Mercedes).
Vettel nahm sein Qualifying-Resultat pragmatisch zur Kenntnis: "Zumindest mal eine bessere Ausgangsposition für das Rennen."
Vettel trotzt den Bedingungen
Keine Euphorie darüber, dass er bei sehr schwierigen Bedingungen, ständig wechselndem Wind und wenig Grip diesmal deutlich mehr aus dem Auto herausholte als sein Teamkollege Lance Stroll, der schon im Q1 ausschied.
Vettels Problem mit dem Heck
Ein Grundproblem wird so schnell nicht zu lösen sein. Sein Auto ist nicht so gut wie das im vergangenen Jahr. Team und Vettel hatten mehr vom aktuellen Gefährt erwartet, Platz drei in der Konstrukteurswertung war angestrebt. Im Moment muss Aston Martin froh sein, wenn man es schafft, das fünft- oder sechstschnellste Team zu sein.
Gründe: Das Auto verlor durch die neuen Aerodynamikregeln für Unterboden und Diffusor mehr Abtrieb als die Konkurrenz. Dazu kommt ein sehr instabiles Heck - genau das, was Vettel überhaupt nicht mag.
- Kleine Ursache, große Wirkung
Eine relativ kleine Regeländerung in der Formel 1 hat große Auswirkungen - betroffen sind Mercedes und auch Sebastian Vettel.
Stroll testet Aston Martins Updates
Neue Updates, die Teamkollege Stroll in Portugal schon mal testete, sollen zumindest einige Fortschritte bringen. Für Vettel besonders wichtig, der ja ein stabiles und vor allem berechenbares Heck braucht, um Vertrauen ins Auto aufzubauen. Dieses Problem verfolgte ihn ja schon bei Ferrari, jetzt trifft es ihn schon zum zweiten Mal.
Wohl auch deshalb ist er noch sehr vorsichtig, nun nach dem zehnten Startplatz schon einen deutlichen Aufwärtstrend zu sehen: "Es lief heute vor allem im Q2 recht gut für uns, im Q3 haben wir dann nur noch einen Satz Reifen gehabt - und ich auch keine optimalen Runde. Aber das Entscheidende ist, dass wir immer noch sehr viel Arbeit vor uns haben, das Auto deutlich besser verstehen müssen."
Nico Rosberg: "Seb kann die Wende schaffen"
Seine in letzter Zeit durchaus kritischen früheren deutschen Fahrerkollegen Ralf Schumacher und Nico Rosberg trauen Vettel zu, dass er noch einmal an frühere Erfolge und Leistungen anknüpfen kann. "So ein Erfolgserlebnis wie dieses Qualifying ist wichtig für die Psyche", glaubt Schumacher, "zu merken, dass es eben doch noch funktioniert, das kann schon neues Selbstvertrauen geben."
Und Rosberg, gerade in seiner aktiven Zeit nie als großer Vettel-Freund bekannt, machte Komplimente: "Unter den schwierigen Bedingungen war das wirklich eine Klasse-Leistung. Ich habe keine Zweifel, das Seb die Wende zum Guten schaffen kann."
An Motivation und Arbeitseinsatz mangelt es Vettel jedenfalls nicht - er gehört weiterhin zu denen, die abends mit als Letzter das Fahrerlager verlassen.
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