Die Formel 1 will bis 2030 CO2-neutral werden. Trotz vieler Fortschritte stellt der Transport von Mensch und Material die größte Umweltbelastung beim globalen Sportspektakel dar.
Sebastian Vettel fuhr am Sonntag vor dem Silverstone-GP in der Formel 1 ein paar Showrunden im Weltmeisterauto aus dem Jahr 1992 von Altstar Nigel Mansell, dem Williams-Renault FW14B. Doch was auf den ersten Blick vor allem wie ein nettes Nostalgie-Event für die britischen Fans aussah, hatte einen weiteren, aktuellen Hintergrund: Denn das Auto wurde so umgebaut und angepasst, dass Vettel mit synthetischem Sprit unterwegs sein konnte.
Anderes Benzin ab 2026
Nachhaltigere Kraftstoffe spielen für die Formel 1 auf ihrem Weg eine wichtige Rolle, wie auch ein kürzlich vorgestellter Zwischenbericht betonte. Allerdings wird dabei noch diskutiert, ob man sich auf synthetischen Kraftstoff – sogenannte E-Fuels – konzentrieren oder als Konkurrenz eine parallele Entwicklung von Bio-Fuels aus Abfällen zulassen will.
Auf jeden Fall soll das neue Benzin ab 2026 die Rennmotoren betreiben. Und es soll leicht für Straßenautos anzupassen sein, denn dort könnte natürlich ein deutlich größerer Effekt erzielt werden, zumindest weltweit. Denn auch wenn vor allem in Europa der Fokus derzeit komplett auf Elektromobilität liegt – anderswo sieht das anders aus.
Benzinverbrauch nicht der größte Knackpunkt
Wobei der Benzinverbrauch bei weitem nicht den größten Teil des ökologischen Fußabdrucks ausmacht, den die Formel 1 hinterlässt. Auf den Betrieb der Motoren entfällt nicht einmal ein Prozent des CO2-Ausstoßes einer Saison, rechnet die Formel 1 vor. Die Verteilung sieht so aus: Etwa 45 Prozent der Emissionen entfallen auf die Logistik.
Damit gemeint sind der Transport von Team-Ausrüstung, also Autos, Motoren, Boxenstopp-Equipment etc., Reifen, und sonstigem Formel-1-Equipment, also z.B. für die TV-Produktion und Einrichtung für den Paddock Club. Der zweite große Posten sind mit fast 28 Prozent die Reisen an sich. Ein Tross von mehr als 1.000 Menschen fliegt rund um die Welt und bezieht Hotels. Knapp 20 Prozent machen der Betrieb der einzelnen Teamfabriken und der Einrichtungen der Formel 1 selbst aus.
Teams und Fahrer der Saison 2022
Ein Punkt, an dem man man bereits relativ gut dasteht, ist die Effizienz der Hybrid-Motoren. Sie erreichen inzwischen einen Wärmewirkungsgrad von mehr als 50 Prozent. Was im Klartext heißt, dass mehr als 50 Prozent der Energie aus dem Kraftstoff in Fortbewegung umgewandelt wird.
Auflagen für Fabriken und Rennstrecken
Auch die Teams haben ihre Fabriken über die letzten Jahre umweltfreundlicher gestaltet. Mercedes etwa versorgt den Standort Brackley mit zu 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen, auch McLaren gilt in diesem Bereich als Vorreiter. Die Formel 1 macht es in ihren Büros in London genauso.
Um effizienter zu reisen, wurden in den letzten Jahren die Frachtcontainer überarbeitet. Die Zusammenarbeit mit Rennstreckenbetreibern wird intensiviert, um die Events nachhaltiger zu machen. Die Formel 1 will Einweg-Plastik von der Rennstrecke verbannen, mehr recyclen und kompostieren. Vertragsverlängerungen will man an nachhaltige Konzepte der Rennstrecken knüpfen.
Problemfaktor Reisen und Kalender
Dass es schwierig wird, den größten Punkt, Reisen, Logistik und Transport wirklich umweltfreundlicher zu machen, ist aber auch klar. Vor allem, wenn man gleichzeitig den Rennkalender immer weiter aufblasen will, immer mehr Überseerennen einbaut.
Immerhin denkt man im Moment darüber nach, ab 2023 das umzusetzen, was Sebastian Vettel schon vor zwei Jahren gefordert hat: Ein bisschen mehr Logik in die Reiseplanung zu bringen. Von Imola nach Miami, dann zurück nach Europa, von Monaco nach Baku und dann nach Montreal, dann wieder Europa, dafür im Oktober wieder in die USA nach Austin – das kann es nämlich wirklich nicht sein, wenn man sich Umweltbewusstsein auf die Fahnen geschrieben hat.
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