Die Nationalspielerinnen Laura Freigang und Felicitas Rauch fordern im aktuellen sportstudio mehr Unterstützung und bessere Bedingungen in der Frauen-Bundesliga.
Laura Freigang kam mit einer Schlinge um den Arm ins Studio. Das Eröffnungsspiel der Frauen-Bundesliga vor 23.200 Zuschauern - eine Rekordkulisse für die Frauen-Bundesliga - vom Freitagabend hatte unangenehme Folgen für die Stürmerin von Eintracht Frankfurt: Sie hatte sich bei der Nullnummer gegen den FC Bayern München bei einem Sturz eine Schultereckgelenksverletzung zugezogen.
"Es tut weh, man hat Adrenalin, ich habe einfach weitergespielt. Es muss nichts operiert werden, es geht schon", sagte die Nationalstürmerin im aktuellen sportstudio. Den Schmerz habe sie auch deshalb bis kurz vor Spielende ignoriert, weil sie von den Rahmenbedingungen so beeindruckt war, mit denen der bei der EM in England erzeugte Hype in den Liga-Alltag transportiert werden sollte. "Ich muss sagen, es war überwältigend. Für uns war es etwas Besonderes, gerade als Frankfurterin. Wir haben die Atmosphäre genossen."
Felicitas Rauch sieht Highlight-Spiele als gezielte Hilfe
Die alte Bestmarke hatte bei 12.464 Besuchern gestanden, die 2014 damals noch ins Stadion am Elsterweg zum VfL Wolfsburg kamen. Der Doublesieger startete einen Tag nach den Frankfurterinnen in die 33. Spielzeit und begrüßte beim 4:0-Pflichtsieg gegen die SGS Essen mit 3217 Fans im AOK-Stadion ebenfalls eine deutlich größere Kulisse als gewöhnlich. Das nächste Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim (24. September; 17.55 Uhr) findet dann ebenfalls in der Arena statt, in der sonst die männlichen Profis spielen.
Für Felicitas Rauch ist es der richtige Weg, mit dem Umzug in die großen Stadien in dieser Saison endlich neue Publikumsschichten zu begeistern, "Wir müssen nicht jede Wochen in den großen Arenen spielen, aber gezielte Highlights bringen etwas", sagte die 26-Jährige, die als Linksverteidigerin bei der EM einen Stammplatz hatte.
Mit einem 8:0-Auswärtssieg gegen Bulgarien haben sich die DFB-Frauen aus der erfolgreichen WM-Qualifikation verabschiedet. Ein Ausstand nach Maß.
Laura Freigang erinnert die Verantwortlichen an ihr Wort
Im Gegensatz zu Freigang, die trotz ihrer tollen Torquote (zwölf Treffer in 16 Länderspielen) gerne mehr Spielzeit bei den DFB-Frauen möchte. Bei der EM in England kam sie etwas überraschend trotz der Coronafälle ihrer Konkurrentinnen Lea Schüller und Klara Bühl nur zu einem Kurzeinsatz. Im letzten WM-Qualifikationsspiel in Bulgarien (8:0) schürte sie dann prompt einen Dreierpack.
Die selbstironische wie selbstbewusste Fußballerin ist längst zur Sympathieträgerin aufgestiegen, die als eines der neuen Gesichter wahrgenommen wird. Die Aufbruchsstimmung spürt auch sie:
Wir haben gezeigt, dass wir die Menschen mitreißen können.
Laura Freigang
Natürlich müssten die Spielerinnen weiter mit Leistung vorangehen, sie erinnerte aber auch die Verantwortlichen daran, "dass man sein Wort hält; dass Dinge umgesetzt werden."
Die Montagsspiele bleiben ein strittiges Thema
Dabei meint die 24-Jährige ausdrücklich bessere Rahmenbedingungen zum Training, zur Spielbereitung oder bei der Infrastruktur. Forderungen nach einem Mindestgehalt teilt Freigang nur bedingt: "Wo soll das Geld herkommen? Wir können uns nicht selbst finanzieren." Gleichwohl würde sie sich wünschen, dass die Lizenzvereine sich noch ein größeres Investment leisten: "Wir haben gezeigt, dass wir dem Fußball gut tun - wir kommen aus einer anderen Welt." In der es ehrlicher und bodenständiger zugeht. "Es hat sich gezeigt, dass die Investitionen Sinn machen und dass es zeitgemäß ist."
Skeptisch ist eine der besten deutschen Angreiferinnen aber bei der Einführung von Montagsspielen, die bei der Ausschreibung der neuen TV-Verträge aber der Saison 2023/2024 fest vorgesehen sind - der neue Fernsehpartner kann dann die Anstoßzeit selbst bestimmen. "Bei uns sind nicht alles Vollprofis, viele arbeiten montags. Das ist, zumindest gerade, nicht umsetzbar."
Nationalmannschaftskollegin Rauch ist bei dem vom Männerfußball verschmähten Montag auch "zwiespältig", wie sie sagte. Sie gab zu bedenken, dass mit Wolfsburg und Bayern die beiden Topvereine oft in der Champions League gefordert seien - die mit Abstand besten deutschen Teams kämen in der Regel für den neuen Termin am Montag dann nicht infrage.