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Interview
DFB-Pokalfinale der Frauen:Brüggemann: Uns trennen Welten vom FC Bayern
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Egal wie das DFB-Pokalfinale gegen Bayern München ausgeht: "Das Erlebnis bleibt für immer", sagt Birte Brüggemann, Leiterin Frauenfußball, von Werder Bremen.
Birte Brüggemann, Leiterin Frauenfußball bei Werder Bremen
Quelle: imago
Die Frauen von Werder Bremen haben sich mit kleinen Schritten in der Bundesliga etabliert. Zwei Spieltage vor Saison-Ende liegen sie auf Platz sieben und haben ihren bisherigen Punkterekord bereits übertroffen.
Im DFB-Pokalfinale gegen die Meisterinnen aus Bayern München (Donnerstag, 16 Uhr/live in der ARD ab 15:40 Uhr) sind sie dennoch klare Außenseiterinnen. ZDFheute hat die Leiterin Frauenfußball von Werder Bremen, Birte Brüggemann, vor dem Finale zur Entwicklung des Klubs und seinen Zielen interviewt.
ZDFheute: Frau Brüggemann, am Sonntag lief eine TV-Dokumentation über das Halbfinal-Spiel der Bremerinnen vor 57.000 Zuschauern beim HSV. Darin sah man in einem Rückblick, wie Sie 2007 die Spielerinnen für die erste Frauenmannschaft bei Werder nach Neugründung der Abteilung casten. Wenn Sie die Entwicklung von der Verbandsliga bis zum Pokalfinale Revue passieren lassen, was fällt Ihnen als erstes ein?
Birte Brüggemann: Es gibt auch eine Doku über das erste Jahr von uns, da wurde der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger interviewt und er sagte sinngemäß: Es wäre toll, wenn es auch im Frauenfußball irgendwann mal ein Spiel Werder Bremen gegen Bayern München geben würde. Seitdem haben wir eine konstante Entwicklung hinter uns, mit einer schweren Phase während der Corona-Pandemie. Seit der EM in England erleben wir in ganz Deutschland einen Boom, der das Arbeiten etwas leichter macht als die Jahre davor.
ZDFheute: Wie sieht es mit der Entwicklung bei den TV-Verträgen und den Sponsoreneinnahmen aus? Konnte Werder damit den Abstand zu den Top-Klubs verkleinern oder zumindest nicht größer werden lassen?
Brüggemann: Wir haben uns in kleinen Schritten entwickelt und letztes Jahr einen etwas größeren Schritt gemacht. Damit sind wir wirtschaftlich etwas näher herangerückt, das sieht man auch an den Platzierungen. Bei den personellen Ressourcen im Trainerstab haben wir aufgeholt und auch den physiotherapeutischen Bereich verstärken wir weiter.
Trotzdem trennen uns finanziell noch Welten von Bayern München, dem VfL Wolfsburg oder Eintracht Frankfurt.
Denen dürfen wir nicht zu weit hinterherrennen und vor denen, die jetzt nachkommen, in Stuttgart, Dortmund, Schalke oder bei Union Berlin, wollen wir unseren Vorsprung verteidigen.
ZDFheute: Sie haben sich kontinuierlich vom Zweitligisten über eine Fahrstuhlmannschaft ins gesicherte Mittelfeld der Bundesliga hochgearbeitet. Ist damit das Ende der Fahnenstange erreicht?
Brüggemann: Die drei Großen sind momentan weit weg. Wir waren so selbstbewusst zu sagen, wir wollen unter die ersten sechs kommen, da sind wir jetzt im Verteiler. Wir haben schon zwei Spieltage vor Ende der Saison die beste Punktzahl der Geschichte und waren in vielen Spielen gegen die Topklubs näher dran.
Birte Brüggemann ist Leiterin Frauen- und Mädchenfußball bei Werder Bremen. Als Trainerin und später Abteilungsleiterin hat sie den Frauenfußball bei Werder seit 2007 an verantwortlicher Stelle aufgebaut und geprägt.
Auf der anderen Seite haben wir dieses Jahr auch oft das Momentum auf unserer Seite gehabt. Das haben wir uns genauso hart erarbeitet wie die Chance, ins Pokalfinale einzuziehen und das Ding zu gewinnen. Zusammengefasst:
Die Entwicklung von Spielerinnen, die Etablierung in der Liga so gut es geht, der Pokal als Highlight und dazu eine gute Nachwuchsarbeit - das sind schon coole Ziele.
ZDFheute: Trotzdem verlieren Sie fast nach jeder Saison wieder die besten Spielerinnen, wie jetzt die Torjägerin Sophie Weidauer. Wie schwer ist es, diese Lücken immer wieder zu schließen?
Brüggemann: Wir werden weiter der Verein sein, der Spielerinnen entwickelt. Im Idealfall werden wir mit Spielerinnen, die wir ausbilden, auch tatsächlich Geld verdienen. Die Spielerinnen merken, dass sie hier besser werden oder das als Entwicklungsschritt nehmen können. Wir haben uns ganz bewusst für Fritzi Kromp als neue Trainerin entschieden, weil sie eine exzellente Trainerin mit einem Riesenschwerpunkt im Nachwuchsbereich ist.
ZDFheute: Wie groß ist die Chance, dass Ihr jetziger Trainer Thomas Horsch, der seinen Vertrag nicht verlängert hat, als DFB-Pokalsieger geht?
Brüggemann: Die jetzige Pokalrunde war wie gemalt für uns, bis hin zum Nordderby im Halbfinale. So wie die Geschichte läuft, kann es ja nur ein Happy End geben. Wir sind auf jeden Fall nicht chancenlos. Für Thomas‘ erfolgreiche Arbeit wäre es die Kirsche auf der Sahne. Aber egal, wie es ausgeht: das Erlebnis bleibt für immer.
Das Interview führt Ralf Lorenzen.
Quelle: Reuters
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