Frauenfußball-EM: Arbeitsteilung im Sturm des DFB-Teams
Erfolgsrezept gegen Spanien?:Popp und Schüller teilen sich Arbeit im Sturm
von Frank Hellmann
10.07.2022 | 13:23
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Lea Schüller und Alexandra Popp teilen sich bei der EM den Platz als Mittelstürmerin bei den deutschen Fußballerinnen. Das soll auch das Erfolgsrezept gegen Spanien sein.
Die Eine geht, die Andere kommt: Lea Schüller (li.) teilt sich die Position mit Alexandra Popp.
Quelle: Imago
Wolkenlos, sonnig und mit ungewohnten Temperaturen jenseits der 30 Grad präsentiert sich London an diesem Wochenende. Das treibt viele raus aus an die Riverside in Richmond, wo sich abseits des touristischen Trubels das Leben noch viel liebevoller gestaltet. Nicht weit weg, auf der anderen Flussseite liegt der Syon Park, in dem die deutschen Fußballerinnen während der EM 2022 wohnen.
Burger und Pommes zur Belohnung
Und eitel Sonnenschein herrscht auch im DFB-Quartier. Koch Andre Göldner hatte zur Belohnung für das rauschhafte 4:0 gegen Dänemark in der Nacht zu Samstag sogar Pommes und Burger zubereitet. Die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spendierte anschließend einen freien Nachmittag, ehe am Sonntagmorgen wieder auf dem Gelände des Grashoppers Rugby Football Club auf einem perfekten Rasenteppich konzentriert gearbeitet wurde. Es gilt, die Gala im zweiten Gruppenspiel gegen Spanien am Dienstag im erneut ausverkauften Community Stadium von Brentford zu bestätigen.
Erstes EM Tor von Popp im dritten Anlauf
"Wir haben gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist", befand Kapitänin Alexandra Popp, die beim ebenfalls formidabel gestarteten Gegner Spanien (4:1 gegen Finnland) durchaus Defizite ausgemacht hat.
Man hat gesehen, dass sie schon anfällig sind. Wenn wir wieder aggressiv in den Zweikämpfen sind, bin ich sehr zuversichtlich.
Alexandra Popp
Sie hat 31 Jahre alt werden müssen, um ihr erstes EM-Tor zu köpfen – der 54. Treffer im 115. Länderspiel. Die Freudentränen unterdrückte sie in der Jubeltraube nur mühsam. "Da musste ich mich kurz verstecken", erzählt sie. "Sich nach dieser Zeit mit einem Tor zu krönen, tut einfach gut."
Vorbereitung mit vielen Stolpersteinen
Wenn jemand diese Premiere verdient hat, dann die gerade in einem Mickey-Mouse-Heft abgebildete Stehauffrau. Zum Abriss des Knorpels in der Kniescheibe und der Angst um die Karriere setzte sich in der Vorbereitung noch eine Covid-Infektion obendrauf. Wer hätte da nicht böse Mächte vermutet, die ihr etwas verwehren wollten?
Vielleicht hätte Popp, die sowohl die EM 2013 wegen einer Sprunggelenksverletzung als auch die EM 2017 wegen eines Meniskusrisses verpasste, den Weg zurück in die Nationalelf ohne Voss-Tecklenburg nicht geschafft: Beide kennen und schätzen sich aus erfolgreichen Duisburger Zeiten seit mehr als einem Jahrzehnt.
Lea Schüller überzeugt mit läuferischen Qualitäten
"Poppi hatte keinen einfachen Weg", betont die Bundestrainerin. Gerade die Frage nach ihrer Fitness hätte die ausgebildete Tierpflegerin enorm beschäftigt.
Wir wollten ihr den Glauben geben, dass wir sie in diesem Turnier brauchen. Wenn auch nicht im ersten Spiel über 90 Minuten, vielleicht auch nicht im zweiten oder dritten.
Martina Voss-Tecklenburg
Es wird also auch gegen Spanien und dann gegen Finnland in Milton Keynes am Samstag dabei bleiben, dass die Führungsspielerin vom VfL Wolfsburg von der Bank kommt. Denn dafür spielt Lea Schüller zu gut. Die 24-Jährige, die in 40 Länderspielen bereits 26 Tore erzielte, ist erste Anlaufstelle eines laufintensiven Pressing.
Nach Art von Lehrmeister Horst Hrubesch
Selbst wenn die Bundesliga-Torschützenkönigin vom FC Bayern nicht das 2:0 geköpft hätte – als sie sich fast in Manier ihres früheren Lehrmeisters Horst Hrubesch in die Luft schraubte – wäre niemand auf die Idee gekommen, ihre Startelfnominierung kritisch zu hinterfragen.
Wenn die sprunggewaltige Lea Schüller abhebt, wie hier beim Torjubel gegen Dänemark, staunen die Mitspielerinnen nicht schlecht.
Quelle: Dpa
Sie braucht Vertrauen, was sie bei den DFB-Frauen beispielsweise einst sofort unter Hrubesch spürte, der ihre Qualitäten überaus schätzte. Auch Voss-Tecklenburg sollte diese feinfühlige Fußballerin stärken.
Zumal Popp einsieht, dass gegen Jobsharing nichts einzuwenden ist. "Natürlich will ich von Anfang an spielen, das ist klar." Aber: "Es ein sehr großer Mehrwert, solche zwei Stürmerinnen in den Reihen zu haben. Wenn Lea vorher alle schwindelig spielt und ich dann vollstrecken darf, dann unterschreibe ich das - erst recht, wenn das das Erfolgsrezept zum Titel ist."