Die 2. Liga hat die Erwartung erfüllt, "die stärkste aller Zeiten" zu sein. Am Ende liegen die Favoriten doch noch vorn. Aber Darmstadt 98 könnte der lachende Dritte sein.
Fast die gesamte Saison über sah es auf den ersten drei Tabellen-Plätzen der 2. Bundesliga wie auf einem Verschiebebahnhof aus. Ständig wechselten die Vereine an der Spitze, lange mischten Klubs wie Regensburg, Heidenheim, Paderborn, Nürnberg oder der FC St. Pauli im Aufstiegsrennen mit, die jetzt nur noch zusehen können, wie die letzten beiden Tickets Richtung Bundesliga vergeben werden.
Wie von Geisterhand zurechtgeschoben
An der Tabellenspitze haben sich zum Finale wie von Geisterhand die drei Klubs einsortiert, die am Anfang dort erwartet worden waren, die drei Dickschiffe der Liga: Schalke 04, Werder Bremen und der HSV. Neben ihrer traditionsreichen Geschichte haben diese vor allem eins gemeinsam: Jeder von ihnen schien zu einer anderen Phase der Saison schon abgeschlagen zu sein und feierte eine wundersame Auferstehung.
Schalke und Werder kamen erst mit Trainerwechseln in die Spur. Als Mike Büskens die Gelsenkirchener, die seit einer Woche als erster Aufsteiger feststehen, am 25. Spieltag übernahm, lag der Klub noch sieben Punkte hinter Werder Bremen.
Werder zwischen Angst und Euphorie
Die Grün-Weißen wiederum trennten nach dem 16. Spieltag bereits zwölf Punkte vom damaligen Spitzenreiter FC St. Pauli. Dann wurde Trainer Markus Anfang mit einem gefälschten Impfpass erwischt. Was zunächst wie ein neuer Tiefpunkt aussah, erwies sich als Wendepunkt zum Guten.
Mit Trainer Ole Werner starteten die Bremer eine Siegesserie bis zur Tabellenführung. Seit dem beschwerlichen 3:0-Auswärtssieg am Sonntag in Aue schwankt die Stimmung an der Weser zwischen Euphorie und der Angst, sich wieder einmal zu früh zu freuen. Wie nach dem grandiosen 4:1 Sieg auf Schalke, nach dem die halbe Stadt nur noch darüber diskutierte, wo die Aufstiegsfeier stattfinden soll, und dann auf dem Platz ein 2:3 gegen Holstein Kiel folgte.
Zum Aufstieg fehlt "nur" ein Punkt
Die Karten-Nachfrage fürs Saisonfinale gegen Regensburg ist nun so groß, dass Werder das Stadion dreimal hätte ausverkaufen können, und die Ultras laden vor dem Spiel zum gemeinsamen Fanmarsch vom Marktplatz ins Stadion ein.
Die Mannschaft braucht zum sicheren Aufstieg im Spiel gegen Regensburg nur noch einen Punkt. Aber genau in dem kleinen Wörtchen "nur" sieht Sportchef Clemens Fritz die größte Gefahr. "Ich weiß gar nicht, wie das gehen soll, auf Unentschieden zu spielen", sagte er. Die Mannschaft braucht in dieser Situation laut Ole Werner einerseits die "Konzentration auf die Dinge, die wir beeinflussen können". Auf der anderen Seite sei ihr natürlich die Bedeutung des Spiels bewusst, das könne man auch nicht ausblenden.
HSV: Comeback ohne Stars
Beim HSV, der dreimal hintereinander als Vierter einlief, weiß man genau wie es sich anfühlt, im letzten Moment noch abgefangen zu werden. Mannschaft und Anhang genießen es sichtbar, sich diesmal aus einer fast aussichtslosen Position mit vier Siegen am Stück noch die Chance auf Platz zwei oder zumindest die Relegation erarbeitet zu haben.
Mit jedem Sieg wurde die Euphorie größer - was auch daran liegt, dass der Klub die Saison mit jungen Spielern bestritt - ohne Stars, aber auch ohne den Druck, unbedingt aufsteigen zu müssen. Nach Jahren der Entfremdung scheinen Mannschaft und Fans auf diesem Weg wieder zueinander gefunden zu haben - diesen Erfolg kann ihnen schon vor dem letzten Spiel bei Hansa Rostock niemand mehr nehmen.
Darmstadt: Der lachende Dritte?
Aber auch für Darmstadt 98 wird diese Spielzeit unabhängig vom Aufstieg oder Nichtaufstieg als erfolgreich in die Annalen eingehen. Lange Zeit ärgerten die Lilien die Dickschiffe der Liga und wurden zum Überraschungsteam.
Ohne die 1:2-Niederlage bei Fortuna Düsseldorf am vorletzten Spieltag hätten sie am Sonntag gegen den SC Paderborn die Chance, den Aufstieg aus eigener Kraft klarzumachen. Jetzt sind sie auf fremde Hilfe angewiesen, aber bei einem Ausrutscher des HSV oder der Bremer können sie immer noch der lachende Dritte sein.
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