Nach vier Jahren kehren die Roten Teufel in die 2. Liga zurück. Vor dem Auftaktspiel gegen Hannover schwappt eine Euphorie-Welle durch die Pfalz.
Der 1. FC Kaiserslautern und der Betzenberg sind nach vier Jahren zurück in der 2. Bundesliga. Im Eröffnungsspiel empfangen die Roten Teufel Hannover 96.
Vor dem Saisonauftakt in der 2. Liga zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Hannover 96 vereinigt sich alles auf dem "Online-Portal "Der Betze brennt". Wie Lava in der Magmakammer eines Vulkans laufen Strömungen und Stimmungen zu einer dicken Suppe zusammen. Mal schreien einem Frust und Verzweiflung entgegen, mal pure Freude, die als Flutwelle verkleidet, unaufhaltsam heraussprudelt.
FCK-Stimmungsbaromter nahe am Höchststand
Wer im Dickicht der Kommentare den Überblick verliert, orientiert sich am besten am Stimmungsbarometer. Auf plus-minus 9.20 steht es vor dem Zweitliga-Saisonauftakt gegen Hannover am Freitag. Ein Spitzenwert nahe der Höchstpunktzahl 10.
Spitzenwerte melden auch Lehrer und Trainer. Im Sportunterricht hat die Dichte der FCK-Trikotträger ebenso zugenommen wie in der Vereinshalle. Wer kann, hisst im Garten die Vereinsflagge oder hängt sie ins Fenster.
Rückkehr in die 2. Liga als Erlösung
Herzerweichende Berichte purzeln einem entgegen. Ein Vater erzählt vom einsamen Spaziergang auf den nahen Feldern beim Relegationsrückspiel gegen Dresden. Die Nerven. Er beschreibt den Moment der "breaking news" und seiner Rückkehr in sein Haus.
Die "Roten Teufel" sind zurück in der 2. Bundesliga. Der 1. FC Kaiserslautern gewann das Relegations-Rückspiel in hitziger Atmosphäre bei Dynamo Dresden mit 2:0.
"Im Flur rannten ihm seine Kinder schon entgegen - tränenüberströmt. Alle fielen sich in den Arm, herzten sich, feierten…", schreibt ein Portal-Autor. Diese Geschichte beschreibt, sagt er pathetisch, welche Erlösung der Aufstieg nicht nur für den Verein war, sondern auch für die Menschen, für Ehen, für Freundschaften und Familien.
Von putzigen win-win-Situationen ist die Rede, wobei lokale Gewerbetreibende profitieren würden. Für jeden Sieg gab und gibt es ein Eis für die Kinder. Die Kleinen haben wohl gespürt, der Deal könnte sich lohnen, weil es wieder aufwärts geht.
Im Hintergrund lauert die Absturz-Angst
Die Pfalz steht Kopf. Wieder einmal. Und doch irgendwie anders. Es ist ernster als sonst. Der anstehende Kampf um den Klassenerhalt wird als Überlebenskampf eines krisengeschüttelten Vereins empfunden - gegenseitiges Mut machen inklusive. Im Hintergrund des Sonnenscheins lauert die Angst vor dem erneuten Absturz - zwischen Meisterschaft 1998 und dem Fast-Abstieg aus der Dritten Liga lagen nur etwas mehr als 20 Jahre.
Kurz vor dem Auftakt gegen Hannover veröffentlichte das Pfälzer Fanbündnis, ein Zusammenschluss von 30 Fanklubs, einen offenen Brief, quasi einen Bericht zur Lage der Nation. Mit Schlagworten wie Zusammenhalt, Wille, Einsatz und Loyalität skizziert man den schweren Weg und ruft zum gemeinsamen Durchhalten auf.
Der 1. FC Magdeburg ist zurück in Liga zwei. Um dort zu bestehen, setzt der Europacupsieger von 1974 auf Aufstiegstrainer Christian Titz und die gewaltige Unterstützung der Fans.
Mentalität gegen Qualität
Mentalität müsse Qualität schlagen, sagt Trainer Dirk Schuster und meint nicht nur die meist besser ausgestatteten Gegner, sondern die Anhänger des Pfälzer Herausforderers. Die einzigartige Stimmungs-Fabrik in der Westkurve habe schließlich einige Spieler angelockt.
Man fühle sich geadelt, das Eröffnungsspiel an einem Freitag bei Flutlicht austragen zu dürfen. Das, so Schuster, sei ein Zeichen der Anerkennung für den Klub.
40.000 Zuschauer auf dem Betze erwartet
Den Fans geht das runter wie Öl. 17.000 Dauerkarten und inzwischen 21.000 Mitglieder taugen neben erwarteten 40.000 Zuschauern gegen 96 als Beleg dafür, was mancher im Überschwang als das "Erwachen der Macht" bezeichnete.
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