Das "Match for Peace" gegen Borussia Dortmund ist Teil einer Benefiz-Tour von Dynamo Kiews Ukrainehilfe - und für einige Spieler Teil eines Traums.
Krieg und Vertreibung - Alan Aussi hat das schon zwei Mal am eigenen Leibe erfahren. Als Kind musste er die Heimat Donezk verlassen, nun ist der 20-Jährige ganz aus der Ukraine geflohen.
Der Innenverteidiger hält sich bei Borussia Dortmunds U23 fit - und kann sich einen kleinen Traum erfüllen: Als Gast in Schwarz-Gelb tritt er vor der BVB-Südtribüne an - gegen seinen Stammverein Dynamo Kiew (Dienstag, ab 17:40 Uhr live im ZDF). Der tourt durch Europa, um für Solidarität gegen Russlands Angriffskrieg zu werben.
Dynamo Kiew ist in Sicherheit und nun zu Gast in Dortmund, wo sie ein Benefizspiel als Zeichen der Unterstützung für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine bestreiten.
Dynamo-Tour durch Europa
"Es ist uns ein Anliegen zu helfen und zumindest einen kleinen Beitrag zu leisten", heißt es bei Borussia Dortmund. Als vor gut drei Wochen Dynamos Anfrage für ein Benefizspiel kam, fiel die Zusage schnell und unabhängig von möglichen Termin-Kollisionen.
Der ukrainische Meister hat in Bukarest eine Trainingsbasis aufgeschlagen. Durch Partien gegen Legia Warschau, Galatasaray Istanbul, CFR Cluj und nun Dortmund will Dynamo Wettkampfpraxis simulieren.
Weitere Tests gegen Dinamo Zagreb und FC Basel sind vereinbart, Highlights gegen PSG, Barcelona oder Milan stehen für die "Match for Peace"-Tour auf der Wunschliste.
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Spiele auch Vorbereitung für WM-Qualifikation
Denn während Kiew die kriegsbedingte Pause der heimischen Premjer Liha verschmerzen könnte, geht es für die Nationalspieler in Dynamos Diensten Anfang Juni um den ganz großen Traum: die Qualifikation für die Fußball-WM.
Zwei Siege in den Playoffs gegen Schottland und Wales, und die Schowto-blakytni, die Gelb-Blauen, würden nach 2006 ihre zweite WM-Teilnahme feiern. Für die kriegsgeplagte Ukraine hätte das Symbolkraft. Liga-Konkurrent Schachtar Donezk absolviert eine ähnliche Test-Tour. Beide Klubs sind also im nationalen Auftrag unterwegs.
Für den Abend in Dortmund hat Wladimir Klitschko einen Dank aus Kiew geschickt. Der ehemalige Box-Weltmeister hofft per Videobotschaft, dass möglichst viele Fans ins frühere Westfalenstadion kommen. Mit dem Ex-BVB- und Dynamo-Profi Andrij Yarmolenko steht Borussia in Kontakt. Der Stürmer säße wohl selbst als Gast auf der Tribüne, müsste er nicht zwei Tage später mit West Ham im Halbfinale der Europa League ran.BVB will Verantwortung übernehmen
Dortmund bemüht sich schon länger um eine gesellschaftliche Vorreiterrolle über das Sportliche hinaus. So engagiert sich der Klub stark im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus. "Wir sind mehr als ein Fußballverein. Wir müssen und wollen Verantwortung abseits des Fußballs übernehmen", sagte Geschäftsführer Carsten Cramer jüngst.
BVB-Fans organisieren regelmäßig Fahrten nach Auschwitz, um an die Gräueltaten der Nazis zu erinnern. Vor zwei Jahren förderte der BVB die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel mit einer Million Euro.
Auch um die Ukraine hat sich der BVB früh bemüht. Klub und Fans brachten unbürokratisch 160 Tonnen Hilfsgüter auf den Weg. Eine weitere Lieferung soll bald folgen. #StandWithUkraine - mit diesem Sondertrikot hat der BVB Spenden gesammelt. Das Shirt kommt auch gegen Kiew wieder zum Einsatz.
Borussia Dortmund setzt Zeichen
Zudem wollen die Westfalen Yarmolenkos Jugendklub helfen: Das Stadion von FK Desna im bedeutenden Armee-Standort Tschernihiw wurde schon zu Kriegsbeginn schwer beschädigt. Auch bei Gerhard Schröder hat man zügig gehandelt und dem Gazprom-Lobbyisten die Ehrenmitgliedschaft entzogen.
Nicht zuletzt bei Alan Aussi hat der BVB geholfen. Seit einem Probetraining vor vier Jahren kennt man sich, nun hat Dortmund das von Kiew an NK Veres Rivne verliehene Verteidiger-Talent gerne in die 2. Mannschaft aufgenommen und er wohnt nun samt Freundin bei einem Klub-Mitarbeiter in der Nähe des Borsigplatzes.
Seit Kriegsbeginn in der Ukraine ruht dort der Spielbetrieb. Doch der Fußball ist weiter wichtig für die kriegsgebeutelten Menschen und die Sportler helfen, wo sie können.