Nach dem 3:2 des FC Bayern in Dortmund steht Schiedsrichter Zwayer wegen umstrittener Entscheidungen im Mittelpunkt. Beim BVB fühlt man sich benachteiligt.
Bayern Münchens Trainer Julian Nagelsmann schrie seine Freude nach dem 3:2-Sieg heraus. Borussia Dortmunds Verteidiger Mats Hummels wurde derweil bei Schiedsrichter Felix Zwayer vorstellig.
Allein diese Bilder kurz nach dem Schlusspfiff erzählten am Samstagabend einiges über das Bundesliga-Topspiel, und sie veranschaulichten, dass die Schiedsrichter-Entscheidungen die Debatten nach dem Spektakel bestimmten.
"Big Points" für Nagelsmann
Seinen Arm hatte Hummels im Strafraum gegen den Ball geführt, Zwayer verhängte nach Ansicht der Videobilder jenen Elfmeter, den Robert Lewandowski zum Endstand verwandelte. Ein Schubser samt Beinkontakt von Lucas Hernández, durch den BVB-Kapitän Marco Reus im Strafraum zu Fall kam, wurde dagegen nicht überprüft und geahndet.
Womöglich hatten diese Szenen mehr entschieden als nur das Spiel. Vier Punkte Vorsprung haben die Bayern in der Tabelle nun bereits auf den Zweiten Dortmund.
Zwayers Erklärungen
Zurück blieben Dortmunder, die sich mindestens benachteiligt fühlten. "Die Frage müssen Sie dem Schiedsrichter stellen", antwortete Reus im ZDF, als er erklären sollte, warum der BVB ohne Ertrag dastehe.
Zwayer erklärte die umstrittenen Szenen damit, dass im Zweikampf Hernández/Reus wegen der "sehr großzügigen Linie eine Ermessensentscheidung" vorgelegen habe. Dagegen sei es bei der Szene mit Hummels "faktisch ein Handspiel gewesen, ein klarer Kontakt, der Arm ist vom Körper weggespreizt".
Gräfe vermisst Balance
Der ZDF-Schiedsrichterexperte Manuel Gräfe teilte die Argumentation seines früheren Kollegen nicht. Er könne den Ärger der Dortmunder "absolut verstehen", sagte Gräfe, "es waren schwierige Szenen, aber sie wurden unterschiedlich bewertet. Mal ist der Schiedsrichter rausgegangen auf Hinweis aus Köln und mal nicht."
Sogar die Bayern äußerten Verständnis für den Dortmunder Unmut. Thomas Müller und Nagelsmann kamen zu dem Schluss, dass es Elfmeter beim Foul von Hernández an Reus hätte geben können.
Rose trotzig
Worauf sich alle Beteiligten verständigen konnten, war das Fazit von BVB-Trainer Marco Rose. "Es ist schade, dass ein Spiel so entschieden wird", sagte Rose bei Sky. Er sprach von einer "Ungleichbehandlung" und ging Zwayer direkt an, nachdem dieser ihn im Spiel wegen "wiederholter Unsportlichkeit" mit der gelb-roten Karte auf die Tribüne verwiesen hatte.
"Herr Zwayer kann ruhig noch ein paar BVB-Spiele pfeifen", sagte Rose trotzig, "er kann uns noch ein paar Steine und Stöcke in den Weg werfen. Wir machen weiter."
Bellinghams heftige Andeutungen
Sein Spieler Jude Bellingham verstieg sich gar zu Andeutungen, Zwayer habe die Dortmunder verschaukelt. "Man gibt einem Schiedsrichter, der schon einmal ein Spiel verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartest du?", sagte der 18-Jährige im norwegischen Sender Viaplay Fotball.
Es war eine Anspielung auf den Wettskandal um den früheren Schiedsrichter Robert Hoyzer. Zwayer war damals Linienrichter von Hoyzer gewesen und hatte zugegeben, in einem Fall 2004 Geld angenommen zu haben. Dass Zwayer ein Spiel verschoben hatte, wurde vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aber nicht festgestellt.
- 3:1 gegen Mainz - BVB legt vor
Borussia Dortmund grüßt von der Tabellenspitze - wenn auch nur vorläufig. Dank des 3:1 über Mainz liegt der BVB zwei Punkte vor Bayern und Bayer, die morgen gegeneinander spielen.
Siebter Bayern-Sieg in Serie gegen BVB
Dass nun kaum noch über das Spiel gesprochen wurde, war nach dieser 100 Minuten langen Raserei mit mehreren Wendungen mindestens bedauerlich. Julian Brandt hatte das frühe 1:0 für den BVB erzielt (5.), ehe Lewandowski (9.) und Kingsley Coman (44.) das Spiel drehten. Auf Erling Haalands Ausgleich (47.) folgte Lewandowskis umstrittener Handelfmeter (78.).
Es war der sechste Bundesligasieg der Münchner gegen Dortmund in Serie und inklusive Supercup sogar der siebte. Auch diese Bilanz erzählt einiges über das deutsche Topspiel.