Für Borussia Dortmund steht im Showdown beim FC Bayern (Samstag, 18.30 Uhr) längst kein Titel mehr auf dem Spiel. Trotzdem geht es für den BVB in München ums Eingemachte.
Die Maske vom Gesicht gerissen und kräftig losbrüllend. So war Hans-Joachim Watzke unter der Woche zu bestaunen, als Borussia Dortmund durch einen knappen Sieg in Mönchengladbach das Halbfinale des DFB-Pokals erreichte. Derart die Haltung zu verlieren ist eigentlich nicht die Art des eloquenten BVB-Geschäftsführers. Es verdeutlicht aber, wie angespannt das Nervenkostüm gerade ist, trotz des aktuellen Aufwärtstrends.
Schwarz-Gelbe Zukunft steht auf dem Spiel
Für Schwarz-Gelb geht es um die mittelbare Zukunft. In der Bundesliga sogar noch mehr, selbst wenn der BVB nur als Tabellenfünfter beim Spitzenreiter FC Bayern antritt und die Meisterschaft früh außer Reichweite liegt. Die ambitionierten Borussen dürfen ihr Minimalziel Champions League nicht aus den Augen verlieren. Nach wettbewerbsübergreifend vier Siegen in Serie fordert Watzke via "Bild":
Der BVB hofft bei ungewohnt anfälligen Münchnern auf einen Überraschungserfolg und das Ende der eigenen Horror-Bilanz: Zuletzt gab es dort fünf Ligapleiten mit peinlichen 2:24 Toren. Ein Punktgewinn wäre furchtbar wertvoll, die Konkurrenz im Kampf um die Königsklasse ist sechs beziehungsweise drei Punkte enteilt.
Corona als Damoklesschwert
Corona hat in Dortmund ein tiefes Loch in die Kassen gerissen. Im ersten Geschäftshalbjahr 20/21 brach der Umsatz um 25 Prozent auf gut 177 Millione Euro ein. Schon vor Saisonbeginn rechnete der Klub mit einem Gesamtverlust von 70 Millionen Euro. Inzwischen fehlen wohl weitere 15 Millionen Euro durch die Neuordnung der TV-Gelder.
Das erklärt auch Watzkes Reaktion in Gladbach. Der DFB-Pokal ist dank des Scheiterns von Abo-Sieger München der realistischste Weg zu einem Titel. Der Halbfinaleinzug hebt das Konto um 2,8 Millionen Euro. Das Endspiel wäre weitere 3,5 Millionen, der Finalsieg 4,5 Millionen Euro wert.
Nur die Champions League liefert Zählbares
Wertvolle Manövriermasse, aber nichts im Vergleich zur Champions League. Dort ist das Überstehen der Gruppenphase allein etwa 50 Millionen Euro wert. Sollte der BVB am Dienstag gegen Sevilla ins Viertelfinale einziehen, wären weitere 10,5 Millionen Euro an UEFA-Prämien fällig. Ohne die Goldgrube lässt sich Dortmunds Edelkader nicht finanzieren. Obwohl Haaland, Reus und Co. in der Krise auf 20 Prozent Gehalt verzichten, belasten die Personalkosten den Etat weiter mit gut 160 Millionen Euro.
Auch übers Finanzielle hinaus ist die Champions League zentraler Part des Geschäftsmodells. Die Aussicht auf regelmäßige Einsätze auf der großen Bühne ermöglicht es Schwarz-Gelb seit Jahren, europaweit begehrte Jungstars wie aktuell Jude Bellingham ins beschauliche Westfalen zu locken.
- Borussia Dortmund auf Viertelfinal-Kurs
Borussia Dortmund darf in der Champions League aufs Erreichen des Viertelfinales hoffen. Beim FC Sevilla feierte der BVB einen 3:2-Sieg. Juventus Turin dagegen muss zittern.
Champions League wichtig für die Stars
Die Königsklasse ist zudem das beste Argument, um Stars länger zu halten. Allen voran Stürmer Erling Haaland, der Spaß an den Gala-Auftritten hat und sich große Ziele in Europa setzt. Es wird Sportdirektor Michael Zorc kaum gefallen, dass Haalands berüchtigter Berater Mino Raiola seinen Klienten gerade via "BBC" mit Preisschild versehen ins Schaufenster gestellt hat - trotz laufenden Vertrages. Für die Entwicklung des BVB wäre ein Verbleib des wuchtigen Angreifers sehr wichtig.
- Neuer ist gefordert wie nie
Bayern Münchens Keeper Manuel Neuer könnte am Samstag im Bundesliga-Spiel gegen Borussia Dortmund (18.30 Uhr) einen neuen Rekord aufstellen. Einen, der ihm nicht gefallen würde.