Als zweitbestes Rückrundenteam sammelte Leverkusen zuletzt viele Argumente, Spitzenreiter München diesmal Paroli bieten zu können. Was beim 1:5 im Hinspiel noch völlig misslang.
Gerardo Seoane ist ein höflicher Zeitgenosse mit einer meist sehr gewählten Ausdrucksweise, in bestimmten Fällen kann dem Fußballlehrer aus der Schweiz aber auch mal ein etwas martialischer Begriff über die Lippen rutschen. Zum Beispiel, wenn er an sein erstes Duell mit Leverkusen gegen die Bayern zurückdenkt.
Lehrstunde im Hinspiel
Von einer "gewissen Lehrstunde" spricht der 43-Jährige heute – und ist zugleich zuversichtlich, dass sein Team am Samstagnachmittag (15:30 Uhr) beim Gipfeltreffen in München kein neuerliches fußballerisches Waterloo erlebt. Denn: Zwischen Herbst und einsetzendem Frühling hat sich einiges getan rund um die BayArena.
Tore statt Gelbe Karten
Einen wesentlichen Entwicklungsschritt hat Jonathan Tah dabei im Innenleben der Mannschaft ausgemacht. Vorher habe es "schon mal ein paar negative Schwingungen" gegeben, berichtete Leverkusens Abwehrchef gerade, bekräftigte gegenüber dem "kicker" aber auch: "Wir machen uns gegenseitig weniger für Fehler verantwortlich – sondern schauen, was jeder Einzelne zusätzlich ins Team einbringen kann."
Bayer Leverkusen zeigt sich gut erholt von der Niederlage in Mainz und feiert gegen Arminia Bielefeld einen ungefährdeten 3:0-Erfolg.
So haben eine Reihe intensiver Spielanalysen beispielsweise dazu geführt, dass der französische Hochgeschwindigkeitskicker Moussa Diaby (22) zum einen seine Defensivarbeit verbessert hat. Zum anderen schaffte er es parallel dazu, inzwischen nicht mehr, wie noch in der Hinrunde, vorrangig Gelbe Karten auf sein persönliches Konto zu häufen, sondern eigene Treffer.
Torhungrig wie München und Dortmund
In den letzten fünf Partien traf der junge Außenstürmer sieben Mal ins Schwarze. Damit sorgte Diaby im Zuge der allgemeinen Leverkusener Selbstoptimierung mit dafür, dass der aktuelle Ausfall von Top-Torjäger Patrik Schick (20 Saisontore) problemlos kompensiert wird. Und dass das Herzstück der Mannschaft, die Offensive, momentan besonders hell erstrahlt.
Mit stattlichen 63 Toren in 24 Spielen ist Seoanes Ensemble als zweitbestes Rückrundenteam – hinter Leipzig, punkt- und torgleich mit Dortmund – inzwischen an das Trefferniveau der Bayern (75) und des BVB (64) herangestürmt. Entsprechend kommentierte Bayers Supertalent Florian Wirtz kürzlich geradezu schwärmerisch: "Es macht einfach unfassbar Spaß mit der Mannschaft."
Hinspiel-Debakel lange abgehakt
Nachdem Leverkusen Anfang Februar beim 5:2 in Dortmund die Revanche für die 3:4-Niederlage im Hinspiel fulminant geglückt war, sagte Übungsleiter Seoane über den 19-jährigen Wirtz: "Er will die Welt aufessen." Und bei der nun geplanten Wiedergutmachungstour in München will der Liga-Dritte tunlichst darauf achten, sich am Branchenführer nicht wieder zu verschlucken.
Er wisse nicht, in welcher Hinsicht das Hinspiel noch eine Rolle spielen solle, diese Geschichte sei schon lange abgehakt, erklärt Seoane. Zudem verweist der gebürtige Luzerner auf die diversen Schwierigkeiten der Bayern in der Rückrunde, erklärt aber auch selbstbewusst: "Ich sage explizit nicht, dass ich auf einen schlechten Tag der Bayern hoffe."
Abwehrchef Tah zuversichtlich
Vielmehr müsse seine Mannschaft mit einem "gesunden Mix" aus offensivem Tatendrang und viel Abwehrarbeit dafür sorgen, dass der Spitzenreiter nicht zur Entfaltung komme. Ein Plan, von dessen möglicher Umsetzung Jonathan Tah überzeugt ist. "Wir wollen unser Spiel durchbringen", betont der 26-jährige Innenverteidiger – und fügt hinzu: "Gegen ein Topteam ist das immer schwieriger. Aber ich glaube, wir sind dazu in der Lage."
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