Der Einstieg von Xabi Alonso beim Werksklub lässt im Rheinland große Hoffnungen keimen. Die Unerfahrenheit des früheren Weltklassespielers als Trainer sorgt aber auch für Skepsis.
Bei seinem ersten offiziellen Auftritt als neuer Chefcoach in Leverkusen surfte Xabi Alonso gekonnt zwischen Statements auf Deutsch und Englisch hin und her. Bei einem Ausdruck kam der frühere Weltklassespieler allerdings kurz ins Grübeln.
"Abstiegskampf" muss übersetzt werden
Das Wort "Abstiegskampf", mit dem er da konfrontiert wurde, spielte in seiner Fußballerkarriere bei europäischen Schwergewichten wie Liverpool, Real Madrid und Bayern München schließlich nie eine Rolle. Deshalb bat Alonso erst einmal höflich um eine englische Übersetzung.
Platz 17 in der Bundesliga und die Niederlage gegen den FC Porto in der Champions League haben das Aus von Bayer-Trainer Gerardo Seoane besiegelt. Nachfolger ist Xabi Alonso.
Als er den Hinweis auf die aktuelle sportliche Misere der Leverkusener, aktuell 17. in der Bundesliga, dann verstanden hatte, hellte sich seine Miene auf. "Ich schaue nur auf die Partie am Samstag gegen Schalke und das Spiel am nächsten Mittwoch gegen Porto", beteuerte der 40-Jährige. Ehe er den Kernpunkt seines Engagements benannte.
Keine Erstliga-Erfahrung als Trainer
Denn trotz des Glamours, der mit der Verpflichtung von Alonso (Vertrag bis 2024) nun regelmäßig durch die BayArena weht, begleitet dessen berufliche Rückkehr nach Deutschland auch Skepsis.
Denn als Trainer hat der frühere Mittelfeldstratege, der mit Liverpool und Real Madrid die Champions League gewann und mit den Bayern drei Mal deutscher Meister wurde, keinerlei Erstliga-Erfahrung.
Natürlich habe er sich auch Gedanken über den unerwartet schlechten Saisonstart der Leverkusener gemacht. "Aber", so seine Schlussfolgerung, "wenn du zu ängstlich bist, Risiken einzugehen, wirst du nichts erreichen."
Er sei dankbar für die "Plattform", die Bayer ihm biete, erklärte er – und kündigte mit Verweis auf seine eigenen Lehrmeister, darunter Spitzenkräfte wie Pep Guardiola, Carlo Ancelotti oder José Mourinho, an: "Spieler müssen dir folgen. Du musst ihnen helfen, du musst sie füttern."
Alonso lehnte Anfrage aus Gladbach ab
Eine Anfrage aus Gladbach, wo der damalige Sportdirektor Max Eberl nach dem verkündeten Abmarsch von Marco Rose nach Dortmund im Frühjahr 2021 einen Übungsleiter für den Sommer suchte, lehnte Alonso ab. Weil er als Trainer erst noch reifen wollte.
Eineinhalb Jahre später ist er bereit für den Sprung zurück ins Rampenlicht. Und von einem Risiko, zum Einstieg als Erstliga-Coach einen zwar weiterhin sehr ambitionierten, aktuell aber eben sportlich abgestürzten Klub zu übernehmen, will neben dem 114-maligen spanischen Nationalspieler auch Simon Rolfes nichts wissen.
"Passt hervorragend" zur Bayer-Philosophie
Der dominante, dynamische Fußball, den Bayers "Premiumlösung" Xabi Alonso zuletzt drei Jahre lang mit der zweiten Mannschaft von Real Sociedad San Sebastian spielen ließ, überzeugte Bayers Sport-Geschäftsführer.
"Das passt hervorragend zu unserer Philosophie und Spielweise", erklärte Rolfes, der anschließend noch ein wenig über Unterhaltungen aus den vergangenen Tagen plauderte. "Viele trauen ihm auch als Trainer eine große Karriere zu", berichtete er.
Alonso lobt Mut der Bundesliga-Manager
Der Hochgelobte selbst nahm das Lob gerne auf. Und so pries Xabi Alonso die Fortschritte, die die Bundesliga in den letzten Jahren gemacht habe. Ebenso würdigte er den Mut, den viele Manager dort mit der Verpflichtung junger Trainer wie ihm bewiesen.
"Das ist gut für den Fußball", betonte der frisch installierte Dompteur der Werkself - der er bei seiner ersten Trainingseinheit am Donnerstagnachmittag als zentrale Botschaft mit auf den Weg gab: "Heutzutage brauchst du im Fußball 95 Minuten höchste Konzentration. Wenn du nur 80 Minuten schaffst, killt er dich."
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