Der frühere Ultra Kay Bernstein ist neuer Präsident des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC. Der 41-Jährige wurde auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung gewählt.
Die Mitglieder von Hertha BSC wagen eine kleine Revolution. Mit 1.670 von 3.016 gültigen Stimmen haben sie am Sonntag den Kommunikationsmanager und Ex-Ultra Kay Bernstein zum neuen Präsidenten ihres Klubs gewählt.
Stichwahl gewonnen
Die Stichwahl zwischen Bernstein und Steffel hatte sich abgezeichnet. Die Kandidaten hatten aufgrund ihrer grundverschiedenen Vergangenheit polarisiert. Hier Steffel, von 2009 bis 2021 Bundestagsabgeordneter und seit 2005 Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin.
Er war vom Hertha-Aufsichtsrat vorgeschlagen worden und galt aufgrund seiner Vita als Windhorts Favorit. Als Fürsprecher gewann Steffel zudem überraschend Hertha-Urgestein Pal Dardai, der in einem Twitter-Video Wahl-Werbung für ihn machte.
Fan-Nähe und Emotionalität gefragt
Bernstein, Inhaber einer Kommunikations- und Eventagentur, punktete mit seiner Authentizität, Emotionalität und Fan-Nähe. Er war Mitglied der Ultra-Gruppierung "Harlekins '98'". Seine Leidenschaft für den Klub scheint glaubwürdig, für viele steht er für einen echten Neuanfang.
Bei der Verkündung seiner Wahl brach riesiger Jubel aus. "Wir brauchen einen ehrlichen, wirklichen Neustart", hatte er zuvor gesagt. Der 41-jährige Bernstein will beim Hauptstadtklub eine drastische inhaltliche Neuausrichtung anstoßen.
Die Wahl war nach 14 Jahren unter Werner Gegenbauer mit Spannung erwartet worden. Es ist ein Sieg für die aktive Fan-Szene und eine krachende Niederlage für das Establishment des Klubs. Bernstein war einst Vorsänger in der Ostkurve und engagiert sich noch heute für soziale Projekte der Fans.
Bernstein: Brauchen Burgfrieden
Auch wenn er im Stadion inzwischen auf der Haupttribüne angekommen ist, gerade wegen dieser Verbindung ist sein Erfolg eine spannende Personalie. Bessere Kommunikation nach innen und außen, mehr Zusammenhalt und vor allem ein besseres Einbinden von Fans und Mitgliedern, hat Bernstein angekündigt. Nun muss der Leiter seiner eigenen Event-Firma es umsetzen.
Erfahrung im Führen eines Bundesliga-Klubs oder als Funktionär hat er bislang nicht. Er könne das nicht alleine, räumte der 41-Jährige ein. Er wolle ein Team aufbauen, es brauche einen Burgfrieden mit allen in und um den Verein, worin er auch Investor Lars Windhorst einschloss.
Abstiegskampf statt Europa: Beim selbsternannten "Big City Club" Hertha liegen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander, der Machtkampf zwischen Investor und Klub geht weiter.
Die Berliner haben turbulente Monate hinter sich. Erst in der Relegation schafften die Berliner unter Felix Magath Ende Mai den Klassenerhalt in der Bundesliga. Nur einen Tag später trat der umstrittene Präsident Werner Gegenbauer nach 14 Jahren im Amt zurück. Hertha steckt in einem massiven personellen Umbruch, doch die meisten Schlüsselpositionen sind nun besetzt. Als neuer Trainer wurde zuletzt Sandro Schwarz verpflichtet.