Fußball-Bundesliga: Dortmund mit Problemen in die Rückrunde

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten bei Borussia Dortmund. Ein halbes Jahr nach der Schock-Diagnose Hodenkrebs steht Stürmer Sebastien Haller wieder auf dem Rasen. Im Trainingslager des BVB im Marbella Football Center ackert und rackert der Hoffnungsträger und kämpft sich wieder an die Mannschaft ran. Nach zwei Operationen plus Chemotherapie wird der Ivorer noch einige Zeit brauchen, aber ein Comeback vor Ende dieser Saison scheint wieder möglich.

Das wäre so wichtig für Dortmund, denn die Offensiv-Flaute ist nur eine von vielen Baustellen, die sich beim BVB in den letzten Monaten aufgetan haben. Jede für sich genommen mag unspektakulär sein, aber in der Summe hat sich ordentlich was aufgetürmt:

Dazu kommen rein sportliche Baustellen: Der BVB ist in alte Muster verfallen. Strukturelle Mängel im Spielaufbau sind zu beklagen und der Rückfall zur traditionelle Abwehrschwäche: 21 Gegentore in der Bundesliga stehen in der Bilanz, bei schon sechs Niederlagen. Dabei sind WM-bedingt noch zwei Hinrunden-Partien zu absolvieren. Als Sechster hinkt Dortmund klar hinter den Champions-League-Ambitionen her.

Selbst beim langjährigen Prunkstück, der Abteilung Torspektakel, hakt es, Sportdirektor Sebastian Kehl bilanzierte in der "Sport-Bild": "Insbesondere einige Spieler in der Offensive haben nicht die Leistungen gezeigt haben, die wir von ihnen erwarten."

Kehls Plan mit Anthony Modeste als Haller-Ersatz hat gar nicht funktioniert. Beim Showdown mit dem FC Bayern war der frühere Kölner der Last-Minute-Held, ansonsten aber ein Fremdkörper im Team. Dass sich Modeste zuletzt bei seinem Ex-Klub in die Neuvergabe seiner FC-Rückennummer einmischte, verstärkt den Eindruck: Der Franzose ist auch gedanklich nicht angekommen.

Flügelflitzer Karim Adeyemi blieb bislang den Nachweis schuldig, 30 Millionen Euro Ablöse wert zu sein. An Donyell Malen scheiden sich ohnehin die Geister. Seit anderthalb Jahren sucht er seine Rolle. Immerhin zeigte der Holländer bei Dortmunds Asientour einen Aufwärtstrend.

Selbst der Lichtblick im Sturm, Youssoufa Moukoko, macht den BVB-Chefs zurzeit keine Freude. Dass der Derbyheld und mit sechs Treffern Toptorjäger des Teams hart um einen neuen Kontrakt pokert, kommt für die Borussia zur Unzeit.  Gerade erst hat der Klub medienwirksam die Rückkehr zu stärker leistungsbezogenen Verträgen verkündet, da droht die Verwässerung des neuen Vorsatzes.

Der Fall Moukoko könnte richtungsweisend sein, denn schon bald muss der BVB wichtige Teile seiner Zukunft klären: Im Sommer laufen etliche Verträge von Leistungsträgern aus, darunter die von Kapitän Marco Reus, Abwehrchef Mats Hummels oder auch Raphael Guerreiro. Viel Arbeit also für die Dortmunder - nicht nur auf dem Feld.