Erstmals nach zweieinhalb Jahren darf sich Bayern-Verteidiger Hernández als Stammkraft fühlen. Noch erfüllt der Rekordtransfer vor dem Topspiel in Dortmund nicht alle Erwartungen.
Bei seinem Amtsantritt Anfang Juli wagte Julian Nagelsmann eine Prognose. Lucas Hernández, sagte der Trainer des FC Bayern, "wird uns sehr viel Freude bereiten und ganz großen Einfluss auf unseren Erfolg haben".
Es war eine Vorhersage, bei der auch viel Hoffnung mitschwang. Denn bis dahin hatte der Verteidiger die hohen Erwartungen an ihn noch nicht erfüllen können, nachdem er im Juli 2019 für 80 Millionen Euro Ablöse von Atlético Madrid nach München übergelaufen war.
Kimmich fehlt
Nach zweieinhalb Bayern-Jahren mit mehreren Blessuren darf sich Hernández in dieser Saison immerhin erstmals als Stammkraft fühlen. Erwartet wird von ihm allerdings mehr, schließlich ist er bis heute der mit Abstand teuerste Zugang der Bundesliga-Geschichte.
Auch deshalb steht er gerade in Topspielen wie am Sonnabend im Blickpunkt, wenn der FC Bayern beim Tabellenzweiten Borussia Dortmund antritt. Einen Punkt Vorsprung haben die Münchner, verzichten müssen sie auf ihre zentrale Figur Joshua Kimmich (Corona-Infektion).
Schlüsselrolle gegen Haaland
Hernández dürfte in Dortmund unabhängig von einer Dreier- oder Viererkette neben seinem ebenfalls schwankungsanfälligen Abwehrkollegen Dayot Upamecano die Schlüsselrolle zukommen, BVB-Stürmer Erling Haaland auszubremsen. Gelingt ihnen das, würde dies die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich Nagelmanns Prognosen zu Hernández und zum Erfolg in dieser Saison erfüllen.
Bayern München - Arminia Bielefeld 1:0
Hernández gibt sich vor der bisher wohl größten Herausforderung dieser Spielzeit betont zuversichtlich. Man fahre "natürlich nach Dortmund, um zu gewinnen und um an der Spitze zu bleiben", sagte der 25-Jährige dem Fachmagazin kicker.
Hernández laut Matthäus ein "Mitläufer"
Begleitet wird er von wiederkehrenden Fragen, die zeigen, dass der 80-Millionen-Euro-Mann wie ein Rätsel wahrgenommen wird. Die Fragen lauten: Sind der Rekordtransfer Hernández und Upamecano, der für 42,5 Millionen Euro Ablöse im Sommer aus Leipzig verpflichtet wurde, ihr Geld wert? Und können sie die im Sommer verabschiedeten David Alaba und Jérôme Boateng ersetzen?
Es sind Fragen, die nun wieder einmal verhandelt werden, nachdem Lothar Matthäus vor allem Hernández kein gutes Zeugnis ausgestellt hat. Dieser sei "mehr Mitläufer als jemand, dem man vertrauen kann", befand der Sky-Experte jüngst.
Kritik auch an Upamecano
Hernández habe wie Upamecano Defizite bei Spieleröffnung, Ausstrahlung sowie Präsenz, zudem habe Hernández "gegen Haaland einen Schnelligkeitsnachteil". Matthäus’ Urteil: "Er ist (…) nicht der Ausnahme-Spieler, der in dieser Preiskategorie beispielsweise van Dijk von Liverpool ist."
Die Frage, ob man derartige Quervergleiche überhaupt anstellen kann, wird gern vernachlässigt. Hinzu kommt, dass Alaba und Boateng zuletzt beim FC Bayern unter Hansi Flick und nicht unter Nagelsmann gespielt haben und dass Hernández statistisch besser abschneidet als in der öffentlichen Wahrnehmung.
Hernández mehr Kämpfer als Stratege
Die Passquote des französischen Weltmeisters von 2018 ist beispielsweise die beste der Bayern und drittbeste der Liga. Andererseits fällt Hernández eher als Kämpfer denn als Stratege auf. Negativ haften ihm zudem die außersportlichen Schlagzeilen an.
Im Oktober wurde eine sechsmonatige Haftstrafe abgewendet, nachdem er ein Näherungsverbot zu seiner Frau nach zweimaliger Verurteilung wegen häuslicher Gewalt ignoriert hatte. Kurioserweise zeigte Hernández seine stärksten Auftritte, als ihm die Haft drohte.
Nagelsmanns Lob nach drohender Haft
"Seine beste Saisonleistung", attestierte ihm Nagelsmann nach dem 5:1-Sieg in Leverkusen, "er hat viele Dinge, die wir ihm unter der Woche nochmal gezeigt haben, sehr gut umgesetzt."
Geht es nach den Münchnern, soll das auch in Dortmund wieder so sein. Nach dieser ausnahmsweise spielfreien Trainingswoche.
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