In immer mehr Städten ist wieder Fußball in vollen Stadien möglich – allerdings nur mit geimpften oder genesenen Zuschauern. Bei den Fans gibt es ein differenziertes Stimmungsbild.
Den Lockdown im vergangenen Jahr nutzte die aktive Fanszene, um ihre Positionen zu schärfen und in Papieren und Kampagnen wie "Unser Fußball" in die öffentliche Diskussion zu bringen. Jetzt, wo sich die Stadien der Bundesligen langsam wieder füllen, bleiben öffentliche Stellungnahmen weitgehend aus, denn es gibt eine Frage, an der sich die Geister scheiden: "3G oder 2G"?
Geschlossenheit bei Eintracht Frankfurt
"Bei uns herrscht weiterhin ein heterogenes Stimmungsbild", sagt Helen Breit, Sprecherin der Fan-Organisation "Unsere Kurve", gegenüber ZDFheute.de.
Wie das vergangene Bundesliga-Wochenende gezeigt hat, hält zumindest die Ultra-Szene weitgehend an ihrer Haltung fest, erst wieder Support in den Stadien zu leiten, wenn der Zugang für alle möglich ist. Dieser Haltung ist mit Eintracht Frankfurt auch ein Klub gefolgt und hat die erstmals wieder mögliche Öffnung des Stehplatzbereiches nicht umgesetzt, weil der Zugang nur nach 2G, also für Geimpfte und Genesene, möglich gewesen wäre.
"Daher kann es auch für uns nur ein zentrales Ziel sein, die Zulassung von Getesteten in Stehplatzblöcken zu erreichen," so Eintracht-Justiziar Philipp Reschke.
Kompromisslösung 2Gplus
Der Konflikt zwischen wirtschaftlichen Überlegungen und der Rücksichtnahme auf einen wichtigen Teil der Fanszene wird sich weiter verschärfen, umso mehr eine Vollauslastung mit 2G-Zugang rechtlich möglich wird, wie jetzt schon in Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen.
Ein möglicher Kompromiss lautet "2Gplus" und wird bei Mainz 05 im kommenden Heimspiel gegen Union Berlin ausprobiert. Dies bedeutet, dass weite Bereiche der Arena für Geimpfte und Genesene wieder ohne Einschränkungen zur Verfügung stehen. In einem begrenzten Bereich, der maximal auf 1.000 Personen begrenzt ist, erhalten auch getestete Fans Zutritt.
Mainzer Ultras kommen zurück
Trotz der weiter damit verbunden Einschränkung hat die Mainzer Ultraszene via Twitter ihre Rückkehr für das kommende Wochenende angekündigt. "Nullfünfer" heißt es dort, "seit langer Zeit haben wir darauf gewartet: Nun können wir euch aber mitteilen, dass bei Heimspielen wieder mit uns zu rechnen ist. (…) Lasst uns gemeinsam im Stadion durchdrehen!"
Ebenfalls über Twitter lehnt die Dresdner Ultra-Szene einen Besuch des Auswärtsspiels beim FC St. Pauli aufgrund der dort praktizierten 2G-Regel ab. "Diese Vorgehensweise ist für uns nicht akzeptabel. Wir sind eine (Sport)-Gemeinschaft, das heißt: jedem #Dynamofan muss es ermöglicht werden, egal ob geimpft, genesen oder getestet, seine Mannschaft unterstützen zu können".
Klares Umfrageergebnis in Bremen
Bei Werder Bremen, wo ab dem kommenden Heimspiel gegen Heidenheim ebenfalls 2G praktiziert wird, geht Präsident Hubertus Hess-Grunewald "davon aus, dass sich die aktive Fan-Szene wieder einfinden wird." Zumindest mit den organsierten Fan-Clubs kann Werder sicher wieder rechnen.
"Wir freuen uns darauf, dass das Stadion endlich wieder voll sein kann", sagte Kirsten Sander vom Dachverband Bremer Fanclubs dem Weser-Kurier. In einer Umfrage des Online-Portals deichstube.de sprachen sich 85 Prozent der Befragten für die 2G-Lösung im Weser-Stadion aus. Wie sich die Bremer Ultra-Szene verhält, ist bislang unklar.
Fan-Verband betont Gesundheits- und Datenschutz
Für "Unsere Kurve" ist laut Helen Breit weiterhin klar, "dass wir generell niemanden von einem Fußballspiel ausschließen möchten". Außerdem betont die Fan-Vertreterin neben dem Gesundheitsschutz die hohe Bedeutung der Einhaltung des Datenschutzes, "bei der Kontaktnachverfolgung, insbesondere aber natürlich bei den besonders sensiblen Gesundheitsdaten, die bei 2G-Standorten und damit verbundenen Ausnahmeregelungen nochmal von besonderer Bedeutung für die Möglichkeit eines Stadionbesuchs sein können."
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