In der Bundesliga gelten wieder Zuschauerbeschränkungen. Manche Klubs spielen vor leeren Rängen. Die angespannte wirtschaftliche Lage spitzt sich dadurch zu.
Als die Gladbacher Fußballer nach dem 0:6-Pausenrückstand gegen Freiburg am frühen Sonntagabend auf den Rasen zurückkehrten, hatte einige ihrer Fans das Stadion bereits verlassen. Die historische Demütigung durch die Gäste aus dem Schwarzwald wollten sie nicht bis zum Ende ertragen. Dabei waren ohnehin schon weniger Besucher gekommen als erlaubt.
Viele Gründe für verwaiste Ränge
Maximal 15.000 Menschen hätten nach den Corona-Beschlüssen bei den Bund-Länder-Beratungen vom vergangenen Donnerstag in den Borussia-Park kommen dürfen. 10.025 Fans verteilten sich schließlich nach dem vorgegebenen Schachbrettmuster auf den Rängen.
Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 0:6
Die Gründe, warum nicht einmal die stark beschränkte Zuschauerzahl voll ausgeschöpft wurde, sind vielschichtig. Manche Fans erklärten ihr Fernbleiben mit den fehlenden Stehplätzen, andere mit der nicht eingehaltenen oder unzureichend durchgesetzten Maskenpflicht abseits der Plätze bei vorangegangenen Spielen.
Zur Not feste auf die Mülltonne klopfen
Auch das nasskalte Wetter spielte eine Rolle, ebenso die späte Anstoßzeit, das jüngste 1:4 beim rheinischen Rivalen 1. FC Köln – und das eigene Verantwortungsgefühl, Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. "Es ist", schrieb Alex C. der "Rheinischen Post" bei Facebook, "von allem ein bisschen."
Nach dem Leipziger Heimspiel vor acht Tagen gegen Leverkusen fanden am Wochenende auch die Bundesligapartien in Stuttgart und Hoffenheim wieder als Geisterspiele statt. Und die Partie Augsburg - Bochum – wo die paar wenigen Augenzeugen auf den Rängen zur Unterstützung lautstark auf Mülltonnen klopften.
kritisierte FCA-Sportchef Stefan Reuter die Politik beim Blick auf die verwaisten Tribünen. Bayern Münchens Präsident Herbert Hainer rechnete vor, jedes Heimspiel ohne Zuschauer bedeute einen Einnahmeverlust von mindestens 3,5 Millionen Euro, was den Verein sehr hart treffe.
Borussia Dortmund - Bayern München 2:3
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund betonte in der Vorwoche auf der virtuellen Aktionärsversammlung des BVB, die Covid-19-Pandemie habe in den vergangenen zwei Jahren dazu geführt, "dass unser Geschäftsmodell nicht mehr vollumfänglich funktionieren konnte, da die Spieltagseinnahmen abgeschnitten waren". Eine Situation, mit der die Klubs nun wieder konfrontiert sind.
Mainz 05: Heidels Warnung
Dabei macht Christian Heidel die Lage des Profifußballs generell etwas nachdenklich. "Wenn man über ein Jahr quasi ohne Zuschauer spielen musste, ist es völlig normal, dass man den einen oder anderen Zuschauer verliert. Weil sich die Menschen überlegen: Was kann ich denn samstags noch so machen?", sagte der Sportvorstand des FSV Mainz 05 Mitte November im Gespräch mit ZDFheute.
betonte Christian Heidel - und warnte angesichts von Debatten zum Beispiel über eine europäische Super League: "Wir müssen da wirklich achtgeben. Sonst verlieren wir die Fans an der Basis."
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Gladbach und Co. besonders hart betroffen
Vereine wie Borussia Mönchengladbach, die ohne Investoren oder externe Geldgeber seit Jahren im Rennen um die internationalen Plätze mitmischen, trifft der neue, seit dieser Saison bis 2025 gültige Fernsehvertrag zudem besonders hart: 18 Millionen Euro fehlen den Niederrheinischen dadurch pro Jahr in der Kasse.
Die bis auf Weiteres wieder geringeren Zuschauereinnahmen kommen nun noch obendrauf. "Es ist für alle eine Situation, mit der wir unglücklich sind", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl zwei Tage vor dem 0:6-Desaster gegen Freiburg. Und: "Wir müssen wieder mit Einbußen rechnen. Zu den genauen Zahlen kann ich noch nichts sagen."
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