Donata Hopfen steht künftig der Deutschen Fußball-Liga DFL vor, der Deutsche Fußball-Bund DFB bekommt bald den nächsten Präsidenten. Die neuen Führungspersonen müssen Risse kitten.
Spätestens, als die Fernsehkamera am Freitagabend in der Münchner Arena auch Donata Hopfen zeigte, die sich das Eröffnungsspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Mönchengladbach (1:2) ansah, bekam ein Millionenpublikum mit: Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wird erstmals von einer Frau geführt.
Hopfen erste Frau an DFL-Spitze
Ihre ersten Entscheidungen waren von Stringenz geprägt: Erst ließ die DFL-Führung nicht wegen einer Spielverlegung mit sich reden - und schuf damit keine Lex-Bayern. Die Liga hat nun aber angekündigt, dass die "Kommission Fußball" sich mit den Regelungen zur Absetzung von Begegnungen noch einmal befassen soll. Änderungen sollen aber erst zur neuen Saison erfolgen. Das klingt vernünftig.
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Die 45-jährige Hopfen geht ihren neuen Job mit großem Durchsetzungsvermögen an. Zudem ist die ehemalige Medienmanagerin am vergangenen Freitag vom Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes als neue DFB-Vizepräsidentin bestätigt worden. Ferner wurde der designierte Aufsichtsratsvorsitzender der DFL GmbH, Hans-Joachim Watzke, als 1. Vizepräsident (Liga) berufen, weil Peter Peters ausscheidet, da er für das Amt des DFB-Präsidenten kandidiert.
Beziehung DFL und DFB: Neuanfang muss her
Hopfen und Watzke sind damit formal an den Mutterverband angedockt - und sollen für einen Neuanfang im Binnenverhältnis stehen. Der abgetretene DFL-Chef Christian Seifert verortete das Verhältnis bei seinem Abschied "auf einem absoluten Tiefpunkt". Sein Bruch zum DFB-Interimspräsidenten und Multifunktionär Rainer Koch war nicht mehr zu kitten. Watzke hatte es bereits als seine schwierigste Aufgabe bezeichnet, "dass man wieder etwas konstruktiver zusammenarbeitet".
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Seifert empfahl, die Beziehung zwischen DFL und DFB auf den Grundlagenvertrag zurückzuführen. Was braucht die Liga vom DFB? Eine gute Nachwuchsarbeit, ein funktionierendes Schiedsrichterwesen. Die Abstellung der Nationalspieler muss geregelt werden. Doch es geht auch ums Geld. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich viele Amateure stärkere finanzielle Unterstützung der Profis wünschen. Diese Ansicht vertritt auch Bernd Neuendorf, der Favorit auf den Chefposten beim DFB-Bundestag.
Peters oder Neuendorf?
Der 60 Jahre alte Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein, früherer Staatssekretär für Familie, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, hat das Problem, nicht unbedingt den großen Neuanfang zu verkörpern. Die Frauen-Initiative "Fußball kann mehr" hätte sich lieber eine Doppelspitze gewünscht, verzichtete aber darauf, bis zum 11. Januar einen entsprechenden Antrag auf eine Satzungsänderung (und eine Kandidatin) zu stellen.
Der DFB müsse jedes Engagement zur Gleichstellung unterstützen, sagt Ex-Nationalspielerin Katja Kraus. Stattdessen zeigten sich aber "destruktive Machtstrukturen".
So dürfte es bis zur Nominierungsfrist am 11. Februar bei den Anwärtern Peters und Neuendorf bleiben wird. Die Chefs der Regional- und Landesverbände haben sich hinter Neuendorf vereint - und damit scheint die Wahl schon entschieden, geheime Abstimmung hin oder her.
Viele Baustellen
Nach dem Bundestag, der möglicherweise wegen der Corona-Lage digital abgehalten werden muss, wird es darauf ankommen, dass sich die Spitzen von DFL und DFB zusammenraufen. Dass die beiden Institutionen im tiefen Misstrauen vereint bleiben, darf kein Dauerzustand bleiben. Denn Baustellen gibt es im deutschen Fußball wahrlich genug.
Die Folgen der Pandemie bis hinunter in den Amateur- und Jugendbereich sind immer noch nicht abzuschätzen und ausgestanden, das "Projekt Zukunft" zur Verbesserung der Nachwuchsarbeit ist völlig liegengeblieben. Bei den A-Nationalmannschaften der Männer und der Frauen sind zwar Zeichen der Besserung unverkennbar, doch ein frühes Aus der Aushängeschilder bei der Männer-WM in Katar beziehungsweise der Frauen-EM in England könnte weitere Grundsatzdebatten eröffnen.