Sportdirektor Max Eberl und Borussia Mönchengladbach gehen nach 23 Jahren getrennte Wege. Er sei erschöpft und habe keine Kraft mehr für diese Aufgabe, sagte Eberl unter Tränen.
Max Eberls Rückzug: Ein mutiger Auf- und Abtritt, verbunden mit Systemkritik am Hamsterrad Profifußball.
Max Eberl und Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach gehen getrennte Wege. Das bestätigte Gladbach am Freitag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem 48-Jährigen. Eberl verlässt den Verein nach 23 Jahren als Spieler und Funktionär aus gesundheitlichen Gründen auf eigenen Wunsch und mit sofortiger Wirkung, teilte der Klub mit. Eberls Vertrag wäre noch bis Ende Juni 2026 gültig.
Unter Tränen erklärte Eberl:
Immer wieder rang Eberl bei der Pressekonferenz um Fassung: "Es ist kein verletzter Stolz, kein Frust, kein nix. Rein die Person Max Eberl ist erschöpft und müde." Der Verein habe "alles versucht, mich zu überzeugen. Er hat mir alle Türen geöffnet, alle Möglichkeiten gegeben, Zeit und Ruhe zu finden", so Eberl weiter:
Eberl weiter: "Ich beende was, was mir sehr viel Freude und Spaß bereitet hat, weil Fußball mein Leben ist, meine Freude. Viele Dinge drumherum sind nicht mehr meine Freude und mein Spaß."
Wann er selbst eventuell wieder ins Fußball-Geschäft zurückkehren will, ließ er sichtlich bewegt und ergriffen offen. "Ich werde wie Hape Kerkeling einfach mal weg sein und dann schauen, was die Zukunft bringt", sagte der 48-Jährige.
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Es ist das altbekannte Phänomen: Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist das Geschrei groß. So auch im Falle des Rückzugs von Max Eberl.
Borussia sucht externe Lösung für Eberl-Nachfolge
Bereits am Donnerstagabend hatten erste Medien über den Abgang Eberls berichtet. Bei der Pressekonferenz am Freitag nahm der 48-Jährige Bezug dazu. Er sei "ein ganz gutes Beispiel dafür, was auf der Welt passiert", sagte Eberl: "Man wird bei Social Media schon beleidigt, alles wird kommentiert, da hat der Betroffene noch nicht ein Wort gesagt." Er wünsche sich, dass "der Fußball wieder im Mittelpunkt steht, nicht das ganze Drumherum". Er selbst könne diese "Rastlosigkeit" nicht stoppen: "Aber ich kann sie für mich stoppen."
Wie Klub-Präsident Rolf Königs erklärte, habe Eberl den Verein am Donnerstag über seine Entscheidung informiert. Der neue Sportdirektor werde von außen kommen. "Wir geben uns nicht viel Zeit. Wir haben die Möglichkeiten intern schon abgesteckt, wir werden uns extern umschauen", sagte Königs.
Gladbach nur drei Punkte vor dem Relegationsplatz
Der Abgang des Sportdirektors verschärft die Krise bei der Borussia. Aktuell liegt der Klub nur drei Punkte vor dem Relegationsrang, schied auf peinliche Weise im DFB-Pokal im Achtelfinale gegen den Zweitligisten Hannover 96 aus und verlor sieben der vergangenen neun Pflichtspiele. Er könne angesichts der sportlichen Krise "die Menschen verstehen, die sagen, wie kann er jetzt gehen. Aber es geht nicht um Fußball, es geht um mich", sagte Eberl.
Durch die sportliche Krise in der aktuellen Saison war auch der Sportdirektor in die Kritik geraten. Vor der Spielzeit hatte Eberl Trainer Adi Hütter für 7,5 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt als Nachfolger von Marco Rose geholt. Dessen frühzeitig feststehender Weggang zu Dortmund hatte zuvor bereits zu Missstimmungen geführt.
Eberl erst Spieler dann Sportdirektor bei der Borussia
Eberl war im Januar 1999 zunächst als Spieler zur Borussia gekommen, im Oktober 2008 übernahm er den Posten des Sportdirektors. Er ist nach Michael Zorc (Borussia Dortmund) und Rudi Völler (Bayer Leverkusen) dienstältester Manager der Bundesliga.
Eberls Verdienste um den Verein sind unbestritten. Seit der Relegation 2011 landete die Borussia zehn Jahre in Folge immer auf einem einstelligen Tabellenplatz. Dreimal erreichte der Traditionsklub in dieser Zeit die Champions League, dreimal die Europa League.
Reus-Transfer gilt als Eberls Meisterstück
Als Meisterstück des Managers gilt der Kauf von Marco Reus vom damaligen Zweitligisten Rot Weiss Ahlen. Weitere Topeinkäufe waren Dante, Granit Xhaka, Christoph Kramer oder Max Kruse.
Kein Wunder, dass 2017 auch Bayern München bei dem Sportchef anklopfte, Eberls sportliche Heimat. Doch der gebürtige Niederbayer blieb am Niederrhein.
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