Martin Hinteregger bricht die Geschäftsbeziehung zu einem FPÖ-Mann nach einem Sturm der Entrüstung ab. Der Österreicher von Eintracht Frankfurt tappt immer wieder in Fettnäpfchen.
Es gibt in Frankfurt keinen Fußballer, der in den vergangenen Jahren so gut angekommen ist wie Martin Hinteregger. Einer, der immer alles gibt. Auf und außerhalb des Platzes kein Mann der Kompromisse. Identifikationsfigur und Publikumsliebling.
Nach dem rauschhaften Triumph in der Europa League von Eintracht Frankfurt waren unzählige Handyvideos im Umlauf, die den rustikalen Abwehrspieler zeigten. Bei einer Lokalrunde mit Schnaps und Bier in Alt-Sachsenhausen feiernd. Oder nachts mit der Siegermedaille um den Hals durchs Bahnhofsviertel torkelnd.
ZDF-Reporterin Claudia Neumann berichtet aus Sevilla nach dem Frankfurter Sieg in der Europa League gegen die Glasgow Rangers.
Viele fanden das unterhaltsam, und auch in der Führungsetage des Bundesligisten sind sie grundsätzlich der Meinung, dass die Spieler auch mal "Fünfe gerade sein lassen sollen". Doch es gibt, gerade bei der Eintracht, die sich in den letzten Jahren mehr denn je als Verein mit Haltung und Idealen auch im Kampf gegen Rassismus, Diskriminierung und Rechtspopulismus positioniert hat, auch rote Linien.
Heinrich Sickl und die Verbindungen in die rechte Szene
Und da hat Hinteregger seine Vorbildwirkung mit Füßen getreten, indem er bald mit einem österreichischen Lokalpolitiker von der rechten FPÖ in seinem Heimatdorf Sirnitz ein Fußballfest für Fans und Freunde ausrichten wollte, den so genannten Hinti-Cup.
Der Haken an der Sache: Der ebenfalls aus Sirnitz stammende frühere Gemeinderat Heinrich Sickl wird vom österreichischen Journalisten Michael Bonvalot als "überaus bekanntes Gesicht der österreichischen Rechtsaußen-Szene" beschrieben.
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Sickl soll seit der Jugend Verbindungen ins extrem rechte Milieu gehabt und die neurechte Identitäre Bewegung unterstützt haben. Dabei geht es um die Anmietung von Räumen und auch Geldspenden. Deshalb brach am Donnerstag ein Sturm der Entrüstung los.
Hinteregger äußert sich in den sozialen Netzwerken
Hinteregger distanzierte sich nun davon, rechtes Gedankengut in sich zu tragen.
Er habe keine Kenntnisse "über vergangene oder zukünftige Aktivitäten" seitens der Familie Sickl. Die Geschäftsbeziehung wird der Kärntner nun mit sofortiger Wirkung abbrechen, "und die Veranstaltung 'Hinti-Cup' wird alternativ geprüft, um eine weitere Vorgehensweise zu klären", schrieb der österreichische Nationalspieler weiter.
Hinteregger-Verkauf in diesem Sommer wahrscheinlich
Doch dem Klub könnte das zu wenig sein. In einer Stellungnahme (siehe Infobox) reagierte der Verein irritiert und verlangte eine klare Distanzierung zu einem Vertreter des rechten politischen Spektrums in Österreich. Ein sofortiger Rauswurf steht (vorerst) nicht im Raum, denn dabei würde die Eintracht viel Geld verbrennen.
Vermutlich wird man sich hinter den Kulissen einigen, dass der problembeladene Verteidiger gegen kleines Geld noch diesen Sommer wechselt. Ungeachtet von dieser Frage ist der Imageschaden für Spieler und Verein schon jetzt gewaltig.
Von Fußballprofis wird viel mehr verlangt als früher
Warum passiert es aber immer wieder, dass prominente Kicker abseits des Platzes in Fettnäpfchen treten? Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig. Am selben Tag hatte Oliver Bierhoff als Direktor der deutschen Nationalmannschaft in Herzogenaurach noch betont, dass es für Profis heute nicht mehr reiche, wie in den 70er oder 80er Jahren sich nur auf den Fußball zurückzuziehen.
"Sie müssen sich damit auseinandersetzen, Haltung und Position beziehen", sagte er. Einerseits. Andererseits handele es sich um "junge Menschen", die einen "Querschnitt der Gesellschaft" abbildeten: "Es gibt welche, die mehr interessiert und engagiert sind. Andere sind zurückhaltend." Und eine dritte Gattung ist vielleicht einfach nur naiv.
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