FC Bayern München: Frustsaufen statt Party auf der Wiesn
FC Bayern in der Krise:Frustsaufen statt Party auf der Wiesn
18.09.2022 | 18:27
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Der FC Bayern macht die Liga spannend. Nach dem vierten sieglosen Liga-Spiel geht's verkatert aufs Oktoberfest. Trainer Nagelsmann ist genervt.
Hasan Salihamidzic, Julian Nagelsmann, dessen Freundin Lena Wurzenberger, Svenja und Oliver Kahn sind im Käferzelt auf dem Oktoberfest am 18.09.2022 auf der Theresienwiese zu Gast. Die Stimmung bei den Bayern-Bossen ist nach dem schlechten Saisonstart im Keller.
Quelle: dpa
Julian Nagelsmann rang sich vor dem Festzelt mit einer Maß Bier in der Hand ein gequältes Lächeln ab. Das Prosit mit seinen in Tracht gekleideten Bayern-Stars hätte sich der Münchner Coach am Tag nach der ersten Saison-Niederlage am liebsten erspart.
Kahn stärkt Nagelsmann den Rücken
Immerhin durfte sich der junge Trainer nach dem 0:1 beim FC Augsburg beim traditionellen Oktoberfestbesuch des FC Bayern über wohlwollende Worte seines Chefs freuen.
Wir beschäftigen uns jetzt nicht mit irgendwelchen anderen Trainern.
Oliver Kahn
"Wir sind von Julian total überzeugt", sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn auf dem Weg ins Bierzelt, wenige Meter von Nagelsmann entfernt.
Laune bei den Bossen im Keller
Richtig Stimmung wollte in Käfers Wiesn-Schänke, wo die Profis mit ihren Partnerinnen und Familien gemütliche Stunden erlebten, angesichts von nun schon vier Ligaspielen ohne Sieg nicht aufkommen. "Wenn wir nicht Tabellenführer sind, ist die Situation immer prekär", konstatierte Kahn mit ernster Miene. "Natürlich sind wir alle unzufrieden, übel gelaunt", gab der Bayern-Chef zu. Der 53-Jährige kündigte für die kommenden Tage eine intensive Analyse der sportlichen Situation an.
Dreimal spielte der FC Bayern zuletzt remis. Nun unterliegt der Rekordmeister beim FC Augsburg mit 0:1. Die letzte Chance zum Ausgleich vereitelt Gikiewicz gegen Neuer.19.09.2022 | 7:58 min
Das ließ auch Nagelsmann, der nach der Pleite gegen den FC Augsburg eigentlich "keine Lust" auf den Wiesn-Besuch hatte, anklingen. In der Länderspielpause wolle er viel nachdenken, sagte er. "Über alles denke ich nach. Über mich. Über die Situation. Über alles." Der mit einem Vertrag bis 2026 ausgestattete Trainer will demonstrieren, dass er der richtige Mann für das vom Vorstand um Kahn übertragene Amt ist. In der Krise liegt für ihn die Chance, Format für eine große Karriere als Bayern-Trainer zu beweisen.
Erinnerungen an 2010 - da wurde der BVB Meister
"Der Trainer gibt den Spielern genug Lösungen mit", sagte Kahn. Er nahm damit das Ensemble um den aktuell so glücklosen Sadio Mané in die Verantwortung: "Wir sind jederzeit fähig, wieder ganz nach vorn zu kommen, da wo wir hingehören, nämlich an die Tabellenspitze." Zwölf Punkte aus sieben Spielen lautet die magere Auftakt-Ausbeute der Münchner, die zuletzt vor zwölf Jahren so schwach starteten.
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Damals wurde Borussia Dortmund am Saisonende Meister. "Der Trend ist katastrophal, wenn man aus vier Spielen keines gewinnt", sagte Thomas Müller. Er war "fassungslos und bedröppelt".Vier Liga-Spiele ohne Bayern-Sieg gab es zuletzt vor über 20 Jahren. Ottmar Hitzfeld hieß da der Münchner Trainer. Die Fassung, die Hitzfeld auch nach Enttäuschungen wahrte, fehlt Nagelsmann noch.
Salihamidzic nimmt Mannschaft in die Pflicht
Bei den Münchnern ist der Zauber des bestaunten Saisonstarts mit rauschenden Siegen verflogen. Der neue, flexible Offensivstil scheint decodiert. "Entschlüsselt weiß ich nicht, aber pariert schon einige Male", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic, der forderte: "Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, jetzt müssen Siege her."
Wir alle sind jetzt gefragt, nicht nur Julian Nagelsmann.
Hasan Salihamidzic
Nagelsmann beklagte einen "Laissez-faire"-Auftritt seiner Profis, Salihamidzic nahm Trainer und Mannschaft gemeinsam in die Pflicht. Die Münchner verließen sich in Augsburg zu sehr auf ihre spielerischen Qualitäten und nahmen nicht den Kampf der giftigen, ekligen und grandios kämpfenden Augsburger an. "So wie wir gespielt haben, kann man in der Bundesliga nicht gewinnen", stellte Salihamidzic klar. Man habe "brutale Probleme gegen Mannschaften, die körperlich gegen uns spielen, die uns sozusagen auf die Socken hauen".
Die Niederlage wird länger nachwirken. "Jetzt wird es erstmal eine ungemütliche Länderspielpause", sagte Nationalspieler Leon Goretzka voraus. Danach kann es noch unruhiger werden, aber auch schnell wieder bayern-like: Bayer Leverkusen daheim Borussia Dortmund auswärts und der SC Freiburg wieder zu Hause lauten die nächsten Hausaufgaben in der Bundesliga.