Beim Bundesliga-Gipfel in Leverkusen geht es auch um die Frage, ob und wie die Münchner ihre Konteranfälligkeit eindämmen können. Trainer Nagelsmann hat da so seine Ideen.
Am Sonntag gastiert Spitzenreiter FC Bayern beim zurzeit ärgsten Verfolger Bayer Leverkusen. Während der Tabellenzweite zuletzt mit stürmischem Offensivdrang zu überzeugen wusste, klaffte bei den Münchnern ein ums andere Mal "ein großes Loch in der Mitte", wie Julian Nagelsmann konstatierte.
Der Bayern-Trainer gab vor dem Spitzenspiel bei den punktgleichen Leverkusenern Einblicke in jene Lehrinhalte, die er seiner Mannschaft vorträgt. Nagelsmann nahm dabei vor allem Bezug auf jene Defizite, die vor zwei Wochen beim 1:2 gegen Frankfurt zur ersten Pflichtspiel-Niederlage geführt hatten.
Bayern schwächelt bei Kontern
Derartiges soll sich aus Sicht der Bayern nun nicht wiederholen. Andernfalls wären sie die Tabellenführung nach dem achten Spieltag los.
Zunehmend angedeutet hatte sich die Konteranfälligkeit der Münchner schon bei den Siegen in Fürth (3:1) und gegen Kiew (5:0). Auf das "große Loch in der Mitte" verwies Nagelsmann direkt nach der ersten Niederlage im elften Pflichtspiel, "über dieses Loch haben Frankfurt, Fürth und Kiew das ein oder andere Mal umgeschaltet."
Warnung vor Leverkusens "extremem Speed"
Nun referierte er erneut über die Parallelen und darüber, wie dieses Loch geschlossen werden soll und wohl auch muss in Leverkusen. Denn bei der Werkself verstehen sie sich mit schnellen Spielern wie Moussa Diaby mindestens so gut aufs Kontern wie bei der Eintracht.
- Gerardo Seoane - Leverkusens Bessermacher
Seit Gerardo Seoane die sportlichen Geschicke bei Bayer Leverkusen leitet, mischt die Werkself vorne mit. Am Sonntag greift Bayer gegen den punktgleichen FC Bayern nach Platz eins.
Leverkusen verteidige vier, fünf Meter tiefer als vergangene Saison und sei "sehr, sehr kontergefährlich", berichtete Nagelsmann von seinem Gegnerstudium und warnte vor Bayers "extremen Speed".
Bayerns Vorwärtsverteidigung
Er ahnt, worauf seine Elf besonders aufpassen muss. Nagelsmann formulierte es so:
Es wird interessant zu beobachten sein, ob es den Bayern mit ihrer Vorwärtsverteidigung nun besser gelingt, die Schnellangriffe zu unterbinden. Zuletzt schafften sie das recht häufig nicht.
Erste Saisonniederlage gegen Frankfurt
Konsequenzen hatte das zwar erst gegen Eintracht Frankfurt. Doch es musste den Bayern zu denken geben, dass SGE-Trainer Oliver Glasner befand: "Wenn wir das wirklich gut machen, hätten wir noch drei, vier, fünf Mal alleine auf Torwart Manuel Neuer zulaufen können."
FC Bayern München - Eintracht Frankfurt 1:2 (1:1)
Nagelsmann weiß, dass die Konterabsicherung verbessert werden muss. Auch übergeordnet vor den angestrebten ganz großen Spielen des Frühjahrs, wenn es in allen Wettbewerben um die Titel gehen soll.
Mannschaftsteile dicht verzahnen
Einblicke in seine Anweisungen gab er nun schon einmal. "Es geht um Positionen im eigenen Ballbesitz", erklärte der Bayern-Coach. Und damit auch darum, "wie man sich positioniert im Falle eines Ballverlustes".
Nagelsmann spricht vom "Anschlussverhalten" im Gegenpressing. Er meint damit, dass Lücken schnell nach vorne geschlossen und die Mannschaftsteile dicht verzahnt werden sollen.
Nagelsmanns Notlösung
Die Maßgabe sei, "ordentlich gestaffelt zu sein, um den Gegner in erster Instanz daran zu hindern, dass er tief spielen kann und in zweiter Instanz im besten Fall den Ball wieder zurückzuholen". Funktioniere beides nicht, bleibe drittens als Notlösung ein taktisches Foul.
Es war ein Kurzreferat, das seine Spieler von ihm so ähnlich zu hören bekommen dürften. Und - ganz Fußballlehrer - fasste Nagelsmann noch einmal zusammen, worauf zu achten sei.
Bayern-Trainer fordert "gutes Aktivitätsniveau"
"Grundsätzlich geht es um die Positionierung und Aktivität im eigenen Ballbesitz, die automatisch deine Aktivität bei Ballverlust beeinflusst", erklärte der Fußballlehrer, "wenn du mit Ball ein gutes Aktivitätsniveau hast und immer deine Position anpasst, auch wenn du gar nichts mit dem Ball zu tun hast, wirst du automatisch so gut stehen, dass du den Ball schnell wiederkriegst."
So weit die Theorie. Die Praxis folgt am Sonntag ab 15.30 Uhr in Leverkusen.
- Ticker, Tore und die Tabelle
Verpassen Sie nichts im ZDF-Liveticker