Erstmals in seiner bislang so erfolgreichen Amtszeit muss Bayern-Trainer Hansi Flick nachlassende Leistungen managen. Noch weiß man niemand, wie er damit umgehen wird.
Die Überraschung war groß, als Jürgen Klopp und nicht Hansi Flick vor einem Monat zum Welttrainer gekürt wurde. Und das obwohl Flick mit seinen Münchnern im Jahr 2020 alle verfügbaren Titel abgeräumt hatte. Klopp brachte seine Verwunderung schon bei der Kür zum Ausdruck.
Aus im DFB-Pokal: Triple-Verteidigung schon geplatzt
Inzwischen wird über Flicks strauchelnden FC Bayern gestaunt. Zunächst acht Ligaspiele in Serie, in denen die Münchner in Rückstand gerieten, mit Kraftanstrengungen aber jeweils eine Niederlage abwenden konnten.
Dann gingen sie in Mönchengladbach 2:0 in Führung, unterlagen aber 2:3. Direkt danach folgte das Pokal-Aus beim Zweitligisten Kiel. Obwohl der FC Bayern dabei zwei Mal geführt hatte, ließ er sich ins Elfmeterschießen zwingen, das er 5:6 verlor. Die angestrebte Triple-Verteidigung ist geplatzt. Und nun kommt an diesem Sonntag der SC Freiburg nach München. Die Mannschaft ist gerade die formstärkste der Bundesliga.
Der FC Bayern war zu erfolgreich
"Wir müssen schleunigst damit anfangen, dass wir wieder in die richtige Spur kommen“, fordert Flick. Er wirkt in den letzten Tagen neu herausgefordert, fast wie in einer neuen Rolle. Flick, seit November 2019 als Nachfolger von Niko Kovac im Amt, muss zwar nicht um seinen Posten fürchten. Dennoch beinhaltet sein Job jetzt neue Aufgaben.
Flick und seine Mannschaft waren schlicht zu erfolgreich. Nun läuft es nicht mehr. Dauerstress, kaum Erholung, nachlassende Konzentration und wohl auch Motivation führen zu Niederlagen, die vor wenigen Monaten noch undenkbar schienen, als die Bayern mit einem 8:2 über den FC Barcelona hinwegfegten.
Kahn fordert Trendwende
Jetzt muss Hansi Flick nicht nur die ausbleibenden Erfolge und nachlassenden Leistungen seiner Mannschaft moderieren. Er muss vor allem auch Lösungen finden, damit der jüngste Negativtrend gestoppt und eine Wende eingeleitet wird. Der angehende Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn, sonst meist ruhig im Hintergrund, forderte:
Experten beginnen, Flicks Taktik mit der stets hochstehenden Viererkette zu kritisieren. Flick spürt gerade erstmals als Cheftrainer, wie es ist, wenn beim FC Bayern etwas ins Rutschen gerät und schnelle Antworten erwartet werden.
Kann Flick nach mehreren Negativerlebnissen neue Muster etablieren, um jene Fehler im Defensiv-Verhalten zu beheben, die sich zuletzt regelmäßig wiederholten? Und ist er in der Lage, jene Inhalte zu modifizieren, die lange erfolgreich waren, nun aber womöglich den Umständen nicht gerecht werden?
Vom Flow in den Anti-Lauf
Flick hat sich das Image erarbeitet, ein Erfolgscoach zu sein, der seine Spieler in einem positiven Lauf steuern und diesen auch erstaunlich lange konservieren kann. Aber kann er nach solch einer langen Erfolgswelle auch einen Anti-Lauf schnell korrigieren?
Zwar verloren die Bayern unter der Leitung des 55-Jährigen auch im Herbst 2019 zwei Mal hintereinander, jeweils 1:2 gegen Leverkusen und in Gladbach. Doch damals überzeugten sie. Nun gilt das schon länger nicht mehr.
In der Bundesliga zurück in die Spur
Das weiß auch Flick, und er hofft auf Besserung gegen die formstarken Freiburger. "Eine Spitzenmannschaft zeichnet sich nicht nur aus, wenn es gut läuft“, sagt er, sondern es zeichne sie gerade aus, "wenn es nicht gut läuft, dass man relativ schnell wieder in die Spur kommt. Das ist unsere Aufgabe, das ist unser Anspruch.“
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15:30 Uhr: FC Bayern - SC Freiburg
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