Acht Punkte aus 20 Spielen, darunter ein kümmerlicher Sieg: Schalke 04 befindet sich im freien Fall in Richtung Liga zwei. Nur ein Wunder kann den Klub noch retten.
Die Uhr tickt: Wenn der FC Schalke 04 am Samstag (18.30 Uhr, ab 23 Uhr im "aktuellen sportstudio") bei Union Berlin antritt, dann sind es nur noch 14 Chancen, die für die Rettung verbleiben. Mit neun Punkten Rückstand auf den Relegationsrang 16 haben sich die Gelsenkirchener in eine schier ausweglose Situation manövriert.
Noch nie hat in der Bundesliga eine Mannschaft in einer solchen Situation noch den Klassenerhalt geschafft. Auch der vierte Trainer in der laufenden Saison und hektische Aktivitäten auf dem Wintertransfermarkt konnten nichts verbessern.
Ob Christian Gross nun an der Seitenlinie die Kommandos gibt oder die mit großen Hoffnungen zurückgeholten Sead Kolasinac oder Klaas-Jan Huntelaar wieder das königsblaue Trikot tragen: Schalke bleibt das Sorgenkind der Bundesliga - und zwar sportlich wie wirtschaftlich.
Vorerst letztes Revierderby am 20. Februar?
Fünfmal in den letzten 20 Jahren seit der "Meisterschaft der Herzen" im Jahr 2001 sind die Königsblauen Tabellenzweiter geworden, das letzte Mal 2018. Es wirkt wie aus einer anderen Zeit. Nun sind es nur noch drei Monate, bis sich der stolze Traditionsverein von Bayern München, Reviernachbar Borussia Dortmund oder anderen klangvollen Namen im deutschen Fußball wohl vorerst verabschieden muss. Und von den Fleischtöpfen des internationalen Geschäfts sowieso. Nächste Woche Samstag, am 20. Februar, steht das Revierderby gegen den BVB an. Es könnte vorerst das letzte in der Bundesliga sein.
Seit 1963 musste das Gründungsmitglied der Bundesliga dreimal den bitteren Weg in die Zweitklassigkeit antreten. 1981 und 1983 gelang dem Vizemeister von 1972 und 1977 jeweils der sofortige Wiederaufstieg, ehe es Schalke 1988 erneut traf - und dann für gleich drei schwere Jahre im Unterhaus des deutschen Fußballs. Die aktuelle Entwicklung erinnert an den einstigen Bundesliga-Dino Hamburger SV.
Schalkes Schulden wachsen immer weiter
Im Rahmen des Formats "mitGEredet", einer Sprechstunde für Vereinsmitglieder, stellte sich die dreiköpfige Führungsriege um Sportchef Jochen Schneider, Marketingvorstand Alexander Jobst und Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers den Fragen der Fans. Dabei entwarf die frühere Bundesliga-Stürmerin der SG Hillen ein düsteres Bild, wie es auf Schalke nach einem Abstieg weiterginge. "Ein Kader im Zweitliga-Szenario wird sich extrem von einem Erstliga-Kader unterscheiden", sagte die 44-Jährige.
Die Schulden sind auf etwa 240 Millionen Euro gewachsen. Jede Heimpartie ohne Zuschauer in der Arena kosten gut zwei Millionen Euro, außerdem fallen Erlöse aus Sponsoring, Catering und Merchandising weg. Zwar haben Verantwortliche, Mannschaft und Trainerstab mit teilweisem Gehaltsverzicht das Minus etwas abgefedert - doch mit dem sportlichen Absturz geht der finanzielle Exodus einher.
Geldspritze von Tönnies
Bisher musste Schalke immerhin die im vorigen Sommer vom Land NRW gewährte 31,5-Millionen-Euro-Bürgschaft nicht in Anspruch nehmen. Rühl-Hamers erklärte, auch im Abstiegsfall alle fälligen Zahlungsverpflichtungen einzuhalten. Dabei hilft die Treue der Sponsoren, selbst der umstrittenen. Clemens Tönnies verlängerte mit seiner Firma Böklunder vorzeitig die Partnerschaft mit Schalke, was zwölf Millionen Euro an frischem Geld bringt. Von den Bedingungen, die der Ex-Aufsichtsratsboss mit dem Gremium zuvor auskungeln wollte, nahm Tönnies nach massiver Kritik Abstand.
All diese Bemühungen werden nicht den Riesenverlust auffangen können, die ein Abstieg in die zweite Liga mit dramatisch weniger Fernsehgeldern mit sich bringt. So hofft Schalke verzweifelt doch noch auf die Wende auf dem Platz - am Samstag in Berlin ist das nächste "Endspiel".
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