Die großen Bundesliga-Klubs wie RB Leipzig haben ihre Fühler schon in die USA ausgestreckt. Hier die Leipziger Lukas Klostermann, Yussuf Poulsen und Lois Openda (von links) während der US-Tour ihres Klubs auf dem Times Square in New York City.
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Eine solche Dichte an Top-Entscheidern aus dem Fußball gab es selten: Auf dem Sportbusiness-Event Spobis in Hamburg gaben sich die
Bundesliga-Bosse fast die Klinke in die Hand.
Bundesliga ist gut, die Premier League besser
Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund), Jan-Christian Dreesen (FC Bayern), Oliver Mintzlaff (RB Leipzig), Axel Hellmann (Eintracht Frankfurt) und Fernando Carro (Bayer Leverkusen) sprachen zwei Tage lang über das, was den deutschen Profifußball bewegt. Herauszuhören war immer wieder: Der Handlungsbedarf bleibt enorm.
Tenor: Die Bundesliga ist grundsätzlich ein attraktives Produkt. Mit dieser Einschränkung: Die Premier League bleibt das Nonplusultra. Sportlich wie wirtschaftlich.
Tore, Tore, Tore und Spannung bis zum letzten Spieltag der Vorrunde: Die Champions-League-Reform hat ihr Versprechen auf den ersten Blick eingelöst. Aber blickt man da noch durch?
Nationale Medienerlöse an der Grenze
Die Liga-Vertreter werden Ende März für zwei Tage eine Klausurtagung abhalten, um neue Zukunftsstrategien zu diskutieren. Alte Muster oder neue Wege? "Da darf jeder mal rumspinnen können, jeder soll ungefiltert seine Meinung reingießen", verriet DFL-Aufsichtsratschef Watzke.
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Axel Hellmann warnte davor, dass die nationalen Medienerlöse (1,121 Milliarden Euro pro Jahr) an eine Grenze gelangt sind. "Unser klassisches Mediengeschäft kommt ans Ende des Lebensrhythmus. Wir müssen uns auf eine andere Zeit, eine andere Welt vorbereiten." Vielleicht auch eine eigene Plattform aufbauen.
Der Frankfurter Strippenzieher findet, dass die Verteilungsdebatten ums TV-Geld viel zu sehr abgelenkt hätten. Sein Rat: "Erstmal muss der Kuchen größer werden, bevor wir die Stücke schneiden." Hellmann versteht sich als Brückenbauer; vielleicht nicht zwischen Preußen Münster und dem FC Bayern, wohl aber zwischen der Eintracht und dem FC Augsburg.
FC Augsburg regt Kurskorrektur an
Dessen Geschäftsführer Michael Ströll hatte nämlich eine Kurskorrektur eingefordert: "Die letzten Jahre, Jahrzehnte sind wir dem Geld hinterhergelaufen. Wo landet es denn? Selten in Nachhaltigkeit, sondern in den meisten Fällen bei Spielern, Beratern und Transfersummen." Sein Tipp: "Wir müssen smarter sein als andere Ligen."
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Ein Mittelklasseverein, der sich nicht im internationalen Wettbewerb behaupten muss, kann natürlich leichter sagen, dass Wachstum nicht mehr so wichtig ist.
Und so geht gerade ein imaginärer Riss durch die Liga. Insbesondere die Zugpferde aus München, Dortmund und Leipzig monierten, dass immer nur dieselben Klubs versuchen würden, die Auslandsvermarktung anzukurbeln, die bislang rund 200 Millionen Euro einbringt.
US-Markt für 2025 und 2026 interessant
Hier liegt noch viel Wachstumspotenzial. Deutschlands große Drei haben insbesondere die Vereinigten Staaten im Visier.
In einer 90-minütigen Live-Show wurde Jürgen Klopp bei Red Bull präsentiert. Konzern-CEO Oliver Mintzlaff sagte, was er eines Tages von Klopp erwarte: den Meistertitel für Leipzig.
von Ullrich Kroemer
Für Michael Diederich, dem Finanzvorstand des FC Bayern, heißt es: "It’s now or never!" Jetzt oder nie. Durch die Klub-WM in diesem Sommer und die
WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko bestehe eine einmalige Gelegenheit, Geld zu generieren. Das sei aber "harte Kärrnerarbeit".
Vorbild NFL und NBA
Nicht mal für Rekordmeister Bayern München reiche es, nur ein Büro in New York zu gründen. Die Bundesliga schaut sich auch an, wie NBA oder NFL die junge Generation abholen.
Mit Drohnen und Webcams kann es neue Einblicke und Perspektiven geben. RB Leipzig hat bei der US-Tour im vergangenen Sommer seinen Spieler Kevin Kampl mit einer Body-Cam ausgestattet, was für besondere Bilder sorgte.
Ob das Beispiel so bald in der Bundesliga Schule macht? Carsten Cramer, BVB-Geschäftsführer und Marketing-Experte, würde sich generell mehr Offenheit für solche Versuche wünschen.