Fußball-Bundesliga: Interims Büskens übernimmt Schalker

    Nach Kramers Rauswurf:Schalke wieder mit Büskens - vorerst

    von Heiko Buschmann
    19.10.2022 | 15:56
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    Nach der Entlassung von Frank Kramer greift Schalke wieder auf Mike Büskens zurück. Doch die Vereinsikone kann nur eine Übergangslösung sein.

    Mike Büskens
    Er ist wieder da: Mike Büskens hat den FC Schalke schon mehrfach als Interimstrainer aus der Krise geführt.
    Quelle: Imago

    0:1 im Revierderby bei Borussia Dortmund, 2:3 gegen Augsburg, 0:4 bei Bayer Leverkusen, 0:3 und 1:5 gegen 1899 Hoffenheim: Vier Bundesligapleiten in Folge und eine erschreckende Leistung beim Aus im DFB-Pokal haben Trainer Frank Kramer beim FC Schalke 04 den Job gekostet.
    Nach der an Selbstaufgabe erinnernden Darbietung in Hoffenheim am Dienstag muss in Gelsenkirchen nun wieder ein alter Bekannter für die Hoffnung auf Besserung herhalten - "Eurofighter" Mike Büskens. Doch der Aufstiegsheld aus der Vorsaison kann nur eine Übergangslösung sein.

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    Keine Büskens-Wiederholung in Endlosschleife

    Dreimal bereits hat "Buyo" seinen Herzensklub in misslicher Lage geholfen, 2008 und 2009 jeweils für ein paar Wochen bis zum Saisonende und in diesem Jahr mit der euphorisch gefeierten Rückkehr in die Bundesliga. Natürlich werden viele Fans jetzt sagen, dass Büskens es wieder machen solle, der verdiente Ex-Profi und absolute Herzens-Schalker wäre doch der beste Trainer für diesen Verein.
    Doch die x-te Wiederholung einer vermeintlichen Erfolgsstory muss nicht immer gut ausgehen. Im Gegenteil: Für Schalke wäre ein verzweifeltes Klammern am Strohhalm Büskens sogar gefährlich, denn funktioniert es unter dem 54-Jährigen einmal nicht, ist selbst er, das Idol, auf Schalke verbrannt.
    So bleibt Büskens lieber der "Hermann Gerland auf Schalke", sprich der ewige Assistent, der jedem Chefcoach, egal wie er heißt, loyal zur Seite steht. Die Vorbereitung auf das Kellerduell in Berlin wird er, wie gewohnt, emotional anpacken. Aber wer kommt dann?
    Nach der 1:5-Pokalniederlage gegen Hoffenheim muss Trainer Frank Kramer bei Schalke gehen. ZDF-Experte Per Mertesacker über die Trainerfrage bei Königsblau.19.10.2022 | 2:54 min
    Im Sommer hatte Schalke mit Thomas Reis verhandelt, doch der blieb zunächst beim Nachbarn VfL Bochum - bis er dort nach sechs Niederlagen in Folge vor die Tür geschickt wurde. Schalke holte den von Beginn an umstrittenen Kramer, weil der vom Absteiger Bielefeld kam. Nun gilt Reis als Favorit auf dessen Nachfolger in Gelsenkirchen. Gänzlich überzeugt scheint aber Schalke nicht von Reis zu sein, da es rund um dessen Rauswurf in Bochum viel Theater gab.

    Schalkes Frank Kramer ist in der noch recht jungen Bundesligasaison bereits der fünfte Trainer, der vorzeitig gehen muss. Vor dem 50-jährigen Franken wurden Domenico Tedesco (RB Leipzig), Thomas Reis (VfL Bochum), Gerardo Seoane (Bayer Leverkusen) und Pellegrino Matarazzo (VfB Stuttgart) entlassen.

    Kein Geld auf Schalke, aber überall Bedarf

    Bei allen personellen Entscheidungen muss Schalke neben der sportlich bestmöglichen Lösung vor allem eins im Blick haben: das Geld. 183,5 Millionen Euro betrug der Schuldenstand laut dem letzten Geschäftsbericht für 2021, nächste Woche sollen die aktuellen Zahlen bekanntgegeben werden. Der neue Mann an der Seitenlinie darf daher nicht viel kosten und muss damit leben, dass er sich in der nächsten Transferperiode im Winter kaum ein paar Wunschspieler aussuchen darf, mit denen die Aussichten auf Rettung rapide steigen.

    Die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, war des FC Schalke 04 nicht würdig. Unsere Analyse geht auch deshalb über die Einzelperson des Cheftrainers hinaus. Wir werden uns in allen Bereichen signifikant verbessern müssen.

    S04-Vorstandsmitglied Peter Knäbel

    "Nach dem Aufstieg haben wir uns gemeinsam einem Ziel verschrieben: dem Klassenerhalt in der Bundesliga. In den letzten fünf Ligaspielen vor einer außergewöhnlich langen WM-Pause müssen wir punkten, um uns im Anschluss bestmöglich auf eine für unseren Verein wegweisende Rückrunde vorzubereiten", wird Rouven Schröder in einer Mitteilung mit dem Plan für die nahe Zukunft zitiert.

    Nur ein Neuer erfüllt die Erwartungen

    Der für seinen Aufräumarbeiten im vorher viel zu teuren Kader gefeierte S04-Sportdirektor steht aber nun erstmals selbst in der Kritik. Schröder hat zwar mit teils schmerzhaften Kompromissen das Lizenzspieler-Budget drastisch reduziert und so wesentlich zum Sparkurs des Traditionsklubs beigetragen, dies aber auf Kosten eines nicht bundesligatauglichen Aufgebots.

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    Von 14 Neuverpflichtungen hat bisher nur U-21-Nationalspieler Florian Krauß eingeschlagen, andere gestandene Profis wie Keeper Alexander Schwolow (von Hertha ausgeliehen) oder Sebastian Polter (für 1,5 Mio. Euro aus Bochum gekommen) oder Abwehrchef Maya Yoshida, immerhin Kapitän des deutschen WM-Gegners Japan, passen sich hingegen dem dürftigen Niveau der restlichen Truppe an.
    Ein Dreier in Berlin - mit Büskens als Einpeitscher - würde dem Tabellenvorletzten unten zwar etwas Luft verschaffen. Den Fehler, schon wieder in Büskens den Heilsbringer zu sehen, sollten sie bei den Königsblauen aber nicht machen.

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