Das Spitzenspiel zwischen RB Leipzig und Borussia Dortmund wird zum Kampf um die Nummer zwei im deutschen Fußball stilisiert. Doch die Leipziger streben nach mehr.
Es war etwas anders in den Tagen vor dem Spitzenspiel zwischen RB Leipzig und Borussia Dortmund am Samstagabend (18:30 Uhr). Die Protagonisten des BVB beschäftigten sich ebenso wie die Öffentlichkeit plötzlich so intensiv wie nie zuvor mit dem immer gefährlicher werdenden Konkurrenten.
Erstmals geht RB als Favorit ins Rennen. So steht über dem neunten Duell zwischen beiden Vereine auch die Frage, ob sich da gerade etwas verschiebt in der Tektonik der Fußball-Bundesliga; ob RB Leipzig den BVB als Dauer-Vize-Meister (fünf Mal seit 2012) ablösen kann?
Hummels lobt Leipziger Entwicklung
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke kürte RB via "kicker" schon einmal zum Dortmunder Hauptkonkurrenten der nächsten Dekade.
In vielen sportlichen Dingen wie die Belastungssteuerung in dieser zehrenden Corona-Saison halten die Dortmunder RB Leipzig für beispielhaft.
Führungsspieler Mats Hummels outete sich in der "Sport-Bild" gar als "Fan davon, was in Leipzig sportlich passiert und wie sich der Verein entwickelt hat". Worte, die bei den Schwarz-Gelben, die sich sonst vor allem um sich selbst drehen, noch vor einem Jahr nicht vorstellbar gewesen wären.
Leipzig auf einer Welle des Erfolgs
Und in der Tat läuft in Leipzig sportlich gerade vieles besser als beim BVB. Seit dem Champions-League-Finalturnier im August in Lissabon, das Team und Trainer zu einem verschworenen Haufen geformt hat, surfen die Leipziger auf einer Welle des Erfolgs. Verantwortliche und Team treten geschlossen auf, seit der Friseur-Affäre vor einem Jahr gab es nicht einmal ein Skandälchen bei RBL. Trainer Julian Nagelsmann ist mit seiner Expertise und seiner Energie zum Erfolgsmotor des gesamten Klubs geworden, der allein bestimmt, wann er den Arbeitgeber wechselt.
Die 1:5-Schlappe gegen den VfB Stuttgart war des Schlechten zu viel. Tags darauf hat sich Borussia Dortmund von Trainer Lucien Favre getrennt. Co-Trainer Edin Terzic übernimmt.
Zu Dortmund will er jedenfalls nicht, das machte Nagelsmann vor dem Spiel noch einmal unmissverständlich klar. Mit dem BVB gebe es "keine Passung und auch keine Notwendigkeit. Ich fühle mich sehr wohl, habe große Ziele mit Leipzig", sagte Nagelsmann.
Nagelsmann macht den Unterschied
RB-Klubchef Oliver Mintzlaff müsse in Bezug auf Dortmund kein bisschen nervös sein. Die gewaltige Strahlraft des Ruhrpott-Klubs? Interessiert den Trainer-Jungstar nur am Rande. Der gebürtige Bayer betrachtet Dortmund nach der Station Leipzig nicht als nächsten Karriereschritt.
Das wären Bayern München oder ein Topklub in England oder Spanien. Dass Leipzig im Gegensatz zu den Schwarz-Gelben ein Jahr lang auf seinen Wunschtrainer gewartet und nun den perfekten Übungsleiter hat, ist aktuell der entscheidende Unterschied zwischen RBL und BVB.
Perfekte Balance zwischen Defensive und Offensive
Nagelsmann erzieht die Leipziger gerade was Spielstil und Mentalität angeht zu einem Spitzenteam um. Erfolge wie gegen Atlético Madrid, Paris St. Germain und Manchester United eröffneten RB neue Horizonte. Möglich wurde das durch die aktuell nahezu perfekte Balance zwischen Defensive und Offensive.
Bayern gegen Lazio, Dortmund gegen den FC Sevilla, Leipzig gegen Liverpool und Gladbach gegen Man City: Auf die deutschen Klubs warten in der Champions League spannende Duelle.
Das Team kann jetzt erstaunlich kombinationssicher Ballbesitzfußball spielen und hat zugleich die alte Stärke - das bedingungslose Gegenpressing und Attackieren - wiederentdeckt. Nur ein echter Torjäger wie Erling Haaland fehlt den Leipzigern aktuell. Doch das kompensiert das Team durch erstaunliche Variabilität mit bereits zwölf Liga-Torschützen.
Dortmund ist nur eine Durchgangsstation
Im Gesamtbild liegen die Vorteile im Kampf um den Titel "Bayern-Jäger Nr. 1" aktuell sehr klar bei Rasenballsport. Doch Nagelsmann interessiert sich nicht sonderlich für diesen Titel, er will vielmehr eines Tages Bayern-Bezwinger sein.
"Mir wäre es lieber, wir kämpfen um den ersten", so Nagelsmann. Auf dem Weg dahin ist Dortmund nur Durchgangsstation, drei Punkte fest eingeplant.
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