Die positive Entwicklung der Werkself im Herbst hat die Titelsehnsucht bei den Rheinländern neu entfacht. Doch nun muss der Trainer sein Team erst mal aus dem Winterschlaf holen.
Wenn er von seinen Spielern verlange, sich zu entwickeln, dann müsse er das als Trainer auch, sagt Bayer Leverkusens Peter Bosz im aktuellen sportstudio.
Die Wahrnehmung des Peter Bosz hat sich etwas gewandelt zwischen den Jahren. Fünf Tage vor Heiligabend, nach dem 1:2 gegen die Bayern, erklärte der Fußballlehrer aus den Niederlanden auf die Frage nach dem nächsten deutschen Meister noch trotzig: "Bayer Leverkusen." Es folgten Weihnachten, Silvester und am zweiten Tag des neuen Jahres die nächste 1:2-Pleite des Bosz-Ensembles, diesmal in Frankfurt. Und jetzt ist alles anders - oder vielmehr: so wie immer.
Die Bayern auf Dauer wieder vorne
Drei Monate lang hat die Werkself die Münchner geärgert, erklomm Mitte Dezember für zwei Spieltage sogar die Tabellenspitze - ehe der Branchenführer aus dem Süden pünktlich zum Jahresabschluss beim direkten Duell die Kräfteverhältnisse wieder geraderückte. Und zwei Wochen später servierte Bayer-Coach Bosz bei seinem Besuch im "aktuellen sportstudio" die Prognose:
Von den eigenen Fußballern war der 57-Jährige im 14. Ligaspiel der Saison zum ersten Mal wirklich enttäuscht - und grantelte, eine echte Top-Mannschaft verliere nun mal nicht zwei Mal hintereinander. Und es klang, als wolle er die Geister, die er zusammen mit seinem Team im Herbst gerufen hatte, vorsichtshalber wieder einfangen.
Thomas Müller blickt nachdenklich auf 2020: "Es gibt viele Menschen, die haben gerade eine sehr harte Zeit. Ich wünsche mir einfach, dass wir alle grundsätzlich zusammenhalten."
Freier Lauf für Super-Talent Wirtz
Eine deutliche Euphorie war bei den Rheinländern zuletzt jedenfalls zu spüren, auch nach der unglücklichen Niederlage gegen die Bayern noch. So äußerte Klub-Boss Fernando Carro in einem Interview die große Sehnsucht, nach fast 30-jähriger Flaute endlich mal wieder einen Titel unter das Bayer-Kreuz holen zu wollen. Und das Super-Talent Florian Wirtz verknüpfte seine Vertragsverlängerung (um ein Jahr bis 2023) am 23. Dezember mit dem Bekenntnis:
Der Umgang mit dem 17-jährigen Wirtz zeigt exemplarisch die positive Wirkung von Bosz' anspruchsvoller, im passenden Moment aber auch lockerer Menschenführung. "Dieser Junge hat von Natur aus so viel Fußballintelligenz - alles was ich da sage, würde ihn womöglich nicht besser, sondern schlechter machen", sagt Leverkusens Bank-Chef, der zugleich weiß: "Wenn er mal ein Tief hat, dann muss ich für ihn da sein."
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Rinus Michels als Lehrmeister
Die eigene Karriere beendete der frühere Mittelfeldspieler erst mit 36 - doch schon zwei Jahrzehnte vorher wusste er, dass er einmal Trainer werden will. Als Nationalspieler schrieb er sich die Ausführungen von Bondscoach Rinus Michels abends auf dem Hotelzimmer auf. Und heute, nach 16 Jahren an der Seitenauslinie und Engagements bei acht verschiedenen Klubs in drei Ländern betont Bosz:
In Leverkusen sorgte der Mann aus der Provinz Gelderland, der 2017 mit Ajax Amsterdam das Finale der Europa League erreichte, dafür, dass Akteure wie Julian Baumgartlinger, Leon Bailey, Nadiem Amiri oder Aleksandar Dragovic nach den Sommerverkäufen der Top-Scorer Kai Havertz und Kevin Volland echte Leistungssprünge hinlegten. Die Qualität, die verloren gegangen war, fing der Vorjahresfünfte in der Breite auf.
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Wiederauferstehung gegen Bremen im Blick
In Frankfurt habe er seine Mannschaft nicht wiedererkannt, seufzte Peter Bosz am Samstagabend - und betonte zugleich: "Nächste Woche sind wir wieder da." Dann spielt Leverkusen gegen Bremen, und die Bayern in Gladbach. Nicht auszuschließen also, dass sich Bosz' Wahrnehmung danach wieder etwas gewandelt hat - in die entgegengesetzte Richtung.