Mit Safety-First-Fußball hat sich der VfB Stuttgart zuletzt durch die Bundesliga gemüht. Und auch in der Relegation gegen den HSV dürfte Trainer Hoeneß wohl Bedacht walten lassen.
Zwei Mal hätte der VfB Stuttgart den direkten Klassenerhalt schaffen können, doch sowohl im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen, als auch zwei Spieltage zuvor bei der TSG Hoffenheim mussten die Schwaben mit einem 1:1 zufrieden sein. In beiden Fällen wäre mit einem Sieg der Klassenerhalt perfekt gewesen.
Auch gegen den HSV mit Sicherheitsfußball?
Und in beiden Fällen wurde Trainer Sebastian Hoeneß mit der Frage konfrontiert, warum er seinem Team eine solch vorsichtige Herangehensweise verordnet hatte. Die Antwort - "es wäre nicht richtig gewesen, wild draufloszustürmen" - fiel beide Male identisch aus.
Und lässt Rückschlüsse auf die Relegationsspiele gegen den Hamburger SV zu, die die Schwaben heute, 20.45 Uhr, und am kommenden Montag vor der Brust haben.
Der VfB Stuttgart rutscht am letzten Spieltag noch auf den 16. Platz ab. Nach dem 1:1 gegen Hoffenheim kämpfen die Schwaben nun in der Relegation um den Klassenerhalt.
Spielstarker HSV
Schließlich haben auch die Hanseaten ein spielstarkes Team beieinander - für Zweitligaverhältnisse allemal. Wäre der HSV in anderen Bereichen (Konstanz, Balance zwischen Defensive und Offensive) ähnlich gut aufgestellt, wäre wohl der ehemalige Bundesliga-Dino anstelle von Heidenheim und Darmstadt direkt aufgestiegen.
Man darf also davon ausgehen, dass der VfB auch vor eigenem Publikum in erster Linie auf Ball- und Spielkontrolle setzen wird, um gar nicht erst die Räume entstehen zu lassen, die der Elf von Tim Walter das Umschaltspiel erleichtern würden.
2019 gegen Union abgestiegen
Geradezu demonstrativ betonte derweil VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, dass er die "Stuttgarter Relegationsgeschichte" kennt - und für irrelevant hält. 2019 war der VfB als Erstligist abgestiegen, weil er im Relegations-Duell mit Union Berlin den Kürzeren gezogen hatte. "Jetzt müssen wir diese Verlängerung gut annehmen", fordert Wohlgemuth.
Abstieg hätte fatale Folgen für Stuttgart
Der VfB ist fast schon dazu verdammt, es besser zu machen als vor vier Jahren. Allein schon aus wirtschaftlichen Gründen: Im Zuge der Corona-Pandemie hat der Verein 90 Millionen Euro weniger Umsatz gemacht, ein Abstieg würde weitere 40 Millionen kosten.
Statt bisher über 40 Millionen Euro nähme der Klub nur noch etwa die Hälfte an Fernsehgeld ein. Der Spieler-Etat würde sich von rund 60 Millionen Euro etwa halbieren.
- Die Relegation im Überblick
Auf- oder Abstieg? Alle Spiele, alle Tore und Statistiken zu den Bundesliga- und Zweitliga-Relegationsspielen im Liveticker.
Und damit wäre das Horrorszenario noch längst nicht komplett: Der VfB wäre bei einem Abstieg zahlreiche Leistungsträger los, die notorisch zerstrittenen Gremien würden sich wohl endgültig zerfleischen.
Umbruch auch bei Klassenerhalt
Indes dürfte den Schwaben auch im Fall des Klassenerhalts ein Umbruch ins Haus stehen. Hoeneß, das steht fest, bleibt auch im Abstiegsfall. Dass man auf ein neues Torhüterduo vertrauen wird, ist allerdings sehr wahrscheinlich. Zu wacklig präsentierten sich Sven Müller und die derzeitige Nummer eins, Fabian Bredlow.
Da wirkt es wie Ironie des Schicksals, dass die Torwartfrage vor dem Duell gegen den HSV zu den dringlicheren Personalfragen beim VfB zählt. Bredlow hatte sich vorm letzten Bundesliga-Spieltag am Knie verletzt.
Gegen Hoffenheim hielt er über 90 Minuten durch, pausierte danach aber im Training. Nun sieht es so aus, als ob er am Donnerstag auflaufen könnte. Auch Verteidiger Dan-Axel Zagadou dürfte rechtzeitig fit werden.
Dem HSV bleibt das Pech treu. Die Hamburger siegten beim SV Sandhausen, wähnten sich schon als Aufsteiger und wurden von Heidenheim noch abgefangen. Nun geht's in die Relegation.
VfB muss Kader verschlanken
Unabhängig vom Ausgang der Relegationsspiele ist die Verschlankung des aufgeblähten Kaders unerlässlich. Nachdem der im Winter geschasste Sportdirektor Sven Mislintat vor allem auf entwicklungsfähige, ausländische Spieler gesetzt hatte, soll künftig das eigene Nachwuchsleistungszentrum wieder stärker berücksichtigt werden.
Auf Hoeneß wartet also jede Menge Arbeit - ob in der ersten oder in der zweiten Liga.