Am Wochenende passierte die Bundesliga in ihrer 59. Spielzeit die Ziellinie - begleitet von seelischen Nöten, neu entdeckten Begabungen und später Hochspannung im Abstiegskampf.
Die vereinshistorische Pressekonferenz vom 28. Januar, bei der Max Eberl, teilweise unter Tränen, und die Gladbacher Bosse 40 Minuten lang über das plötzliche Adieu des erschöpften Sportdirektors nach insgesamt 23 Jahren im Klub sprachen, bekam gerade einen Nachschlag.
Eberl mit offenem Brief an die Fans
Die "radikale Entscheidung" im Winter sei für seine Seele und sein Innenleben unumgänglich gewesen, ein 'Einfach weiter so‘ wäre für ihn bedrohlich geworden, schrieb Eberl in einem offenen Brief (der offene Brief im Wortlaut) an die Fans der Borussia. Zwei Tage, ehe der von ihm geholte Cheftrainer Adi Hütter nach dem Saisonfinale gegen Hoffenheim nun ebenfalls sein Adieu vom Niederrhein bekannt gab.
Der Fußballlehrer Felix Magath (68) hat in der Abenddämmerung seiner Karriere eine neue Begabung offenbart. Die Teilnahme von Hertha BSC an der Bundesliga-Relegation hatte der listige Aschaffenburger vorhergesagt, als er Mitte März den Rettungsauftrag für die "Alte Dame" aus der Hauptstadt übernahm.
Magath als Kassandra des Fußballs
erklärte Magath, als die Berliner seiner Weissagung gemäß ganz am Ende noch auf Rang 16 geplumpst waren. Am Sonntag wurden seine frisch entdeckten Fähigkeiten als Kassandra des Fußballgeschäfts weiter untermauert, als sich der Hamburger SV als Zweitliga-Dritter die beiden Nervenduelle gegen die Hertha sicherte. So wie von Magath vorausgesagt.
Die Bayern mögen zum zehnten Mal in Folge Meister geworden sein, doch Chefübungsleiter Julian Nagelsmann musste in seiner Premierensaison an der Säbener Straße gleich eine ganze Reihe heikler Fälle moderieren.
Bei den Bayern rumort es
Da gab es im Oktober die Debatte um den damals noch ungeimpften Nationalspieler Joshua Kimmich. Oder zuletzt den irritierenden Ibiza-Trip einiger Münchner Spieler mitten in der Schlussphase der Meisterschaft – und die nervigen Diskussionen um den wechselwilligen Weltfußballer Robert Lewandowski.
"Das wäre ein herber Verlust", kommentiert Keeper Manuel Neuer den drohenden Abmarsch des Polen besorgt – und entfacht damit zumindest einen Funken Hoffnung auf mehr Spannung im nächsten Titelkampf.
1. FC Köln - größer als Dom und Karneval
Die respektablen Leistungen von Union Berlin und Freiburg (beide Europa League) oder Bochum (früh geretteter Aufsteiger) wurden allein überstrahlt vom 1. FC Köln. Die zaudernden Beinahe-Absteiger vom Vorjahr entdeckten plötzlich den Charme von Flanken und Torschüssen – dank dem vor der Saison aus Paderborn gekommenen Coach Steffen Baumgart.
Die Aufbruchsstimmung, die der berühmteste Schiebermützenträger der Republik vom Tag seiner Ankunft an ausstrahlte, hielt bis zur finalen Qualifikation für die Play-offs in der Europe Conference League an. Weswegen Baumgart vor dem Gang in die Sommerpause nun festhalten durfte: Der Dom – wunderbar. Der Karneval – eine feine Sache. Aber das Größte in dieser Stadt, so seine Botschaft, sei der 1. FC Köln.
Herzschlagfinale im Keller
Bayern Meister. Dortmund, Leverkusen und Leipzig auf den weiteren Champions-League-Plätzen. Fürth und Bielefeld als Absteiger. Für die tabellarischen Extreme im Fußball-Oberhaus brauchte es keine besondere Expertise. Aber immerhin: Die grassierende Langeweile wurde durch das Herzschlagfinale im Liga-Keller mit den Hauptdarstellern Stuttgart und Hertha gnädig übertüncht.
säuselte der italo-amerikanische Coach Pellegrino Matarazzo im Namen der Last-Minute-Sieger aus dem Ländle. Und Sportdirektor Sven Mislintat schwärmte ähnlich philosophisch vom "Sound des Stadions, als das Ergebnis sich seine Bahn gesucht hat". So schön können Fußball-Kommentare sein.
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