Die Stadt Leipzig ist vorgeprescht und hat RB Leipzig in Abstimmung mit Land und Ligaverband erlaubt, zum Bundesligastart mit Fans zu spielen. Eine Entscheidung mit Zündstoff.
RB Leipzig hat am 10. März in der Champions League gegen Tottenham Hotspur das letzte Spiel vor der Corona-Krise hierzulande mit Fans ausgetragen. Ein halbes Corona-Jahr später nun ist RB der erste Klub der Fußball-Bundesliga, der die Zulassung erhielt, wieder vor Zuschauern zu kicken.
Leipzig akzeptiert Hygienekonzept
Das Gesundheitsamt der Stadt Leipzig hat am Dienstag das Hygienekonzept von RB akzeptiert und dem Einlass von 8500 Fans für den Ligaauftakt gegen Mainz 05 am 20. September zugestimmt. "Wir wollen mit dieser Genehmigung ein Stück Normalität wagen", teilte Oberbürgermeister Burkhard Jung mit.
Das Konzept sieht eine Clusterbildung von Fangrüppchen zu jeweils sechs Personen vor, die mit genügend Abstand über das ganze Stadion verteilt werden. Fans sollen zeitversetzt ins Stadion eingelassen werden und müssen ihre Adresse hinterlegen.
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Fans zum Leipziger Saisonstart zugelassen
RB Leipzig darf vor rund 8.500 Fans in die neue Saison starten. In der Frage einer Zuschauer-Rückkehr in die Fußball-Stadien könnten die kommenden Tage entscheidend sein.
Maskenpflicht für Zuschauer
Während des gesamten Stadionbesuches müssen die Zuschauer Masken tragen. "So ist das Infektionsgeschehen kontrollierbar und Schutz möglich", sagte Stadtsprecher Matthias Hasberg auf Nachfrage von zdfsport.de.
Wer ins Stadion darf, soll unter denjenigen Inhabern einer "Dauerkarte Plus" ausgelost werden, die in Sachsen wohnen. Fans mit Wohnsitz in anderen Bundesländern sind nicht zugelassen. Voraussetzung für ein Spiel mit Fans ist, dass das Infektionsgeschehen im Freistaat so gering bleibt wie aktuell.
Die einen mit, die anderen ohne Zuschauer
Die Infektionszahlen sind viel niedriger als etwa bei Klubs im Süden und in Nordrhein-Westfalen, die von den Ämtern wohl keine Zulassungen bekommen werden, was die Wettbewerbsgleichheit in der höchsten deutschen Spielklasse infrage stellt. Eine Kontroverse mit Zündstoff.
Die Bundesregierung hatte erst vergangene Woche verfügt, bundesweit einheitlich bis Ende Oktober keine Bundesligaspiele mit Fans durchzuführen. Die Chefs der Staatskanzleien sollten einen Vorschlag vorlegen, wie Bundesliga-Fußball mit Tausenden Zuschauern ligaweit funktionieren soll.
Das ist nun durch die Leipziger Entscheidung, die mit dem Ligaverband DFL abgestimmt ist, überholt. "Das Konzept von RB Leipzig hat offensichtlich überzeugt", kommentierte die DFL. Der Verband teilte vor der Ligaversammlung am Donnerstag generös mit, dass man "selbstverständlich weiterhin bereit" sei, "mit der Politik verbindliche Gespräche über abgestimmte Lösungen auf Bundesebene zu führen".
Kritik von Lauterbach
Das Vorpreschen rief rasch Kritik hervor. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach twitterte, dass es "unsportlich und epidemiologisch falsch" sei, wenn RB vor Fans spielen dürfe, andere aber nicht.
Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) hatte noch am Montag auf Anfrage betont: "Bei der Fußball-Bundesliga ist es notwendig, dass wir in Deutschland einheitliche Regelungen haben." Man könne sich schlecht vorstellen, "dass in Sachsen Zuschauer zugelassen sind und in einem anderen Bundesland nicht".
Ministerpräsident Kretschmer überstimmt Köpping
Bis Ergebnisse der Arbeitsgruppe vorliegen, werde es "keine Fußball-Bundesliga-Spiele mit Zuschauern geben". Doch die Ministerin wurde tags darauf von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer überstimmt, der sich und Sachsen im Rennen mit seinen Unions-Kollegen Markus Söder und Armin Laschet in die Pole Position brachte.
Leipzigs Stadtsprecher verwies darauf, dass Fragen der Chancengleichheit und des Wettbewerbs nicht in das Aufgabengebiet des Gesundheitsamtes fielen, sondern auf rein medizinischer Grundlage im Rahmen der neuen Corona-Schutzverordnung entschieden worden sei. "Wenn die Verordnung die Möglichkeit bietet, Zuschauer zuzulassen, kann man nicht fordern, dennoch anders zu entscheiden", so Hasberg.