FC Schalke 04: Simon Teroddes Suche nach dem Erstliganiveau

Er hatte einst den nackten Giovane Elber als "Posterboy" in seinem Jugendzimmer hängen und ist inzwischen selber ein legendärer Torjäger. Doch zu seinem ersten Besuch im aktuellen sportstudio brachte Schalkes Aufstiegsheld das Kunststück mit, im Spiel zuvor gleich zwei Elfmeter vergeben zu haben.

Beim 0:0 in Wolfsburg schoss Terodde VfL-Keeper Koen Casteels den Ball zweimal leichtfertig in die Arme. Der Strafstoß wurde wiederholt, weil der Belgier zu früh vor seiner Linie stand, doch Casteels konnte erneut ohne Mühe parieren. "Die Bilder tun immer noch weh", gab Terodde im Mainzer Studio gegenüber Moderatorin Dunya Hayali zu. "Ich bin leider dafür verantwortlich, dass wir nicht in Führung gegangen sind. Wer weiß, vielleicht hätten wir das Spiel dann gewonnen."

Warum er es ein zweites Mal probiert habe? "Das ist eine berechtigte Frage, aber im Spiel denkt man nicht darüber nach", meinte Terodde und fügte an: "Bülti hat auch keine Anzeichen gemacht, dass er den schießen will. Es gab nachher keinerlei Vorwürfe aus der Mannschaft, alle haben mich aufgebaut."

Eine Woche zuvor hatte jener Sturmkollege Marius Bülter in der letzten Minute das Schalker 2:2 gegen Gladbach besorgt – vom Punkt. "Simon hat schon so viele Elfer für uns reingemacht, da wollte ich ihn auch nicht verunsichern", erklärte Bülter, warum nach Teroddes ersten Fehlversuch nicht er den Ball an sich genommen habe.

Am 8. Mai 2016 war Terodde schon einmal mit zwei Versuchen vom Punkt gescheitert, damals im Trikot des VfL Bochum in der zweiten Liga beim 2:3 gegen Eintracht Braunschweig. Zuvor hatte er allerdings zwei Tore für die Bochumer erzielt – typisch Terodde. "Dem kannst du normalerweise die Augen verbinden, und der macht die rein", konnte Schalke-Trainer Frank Kramer nach dem Punktgewinn in der Autostadt schon wieder über das Missgeschick des Torjägers lachen.

Dabei scheint Terodde schon wieder an einem alten Problem zu leiden. Viermal ist er im Unterhaus Torschützenkönig geworden, dreimal Zweitligameister (mit Stuttgart, Köln und nun S04), mit 172 Treffern ist er der Rekordgoalgetter dort. Weil es erst seit 2020 eine offizielle Torjägerkanone für den besten Zweitligaschützen gibt, hat ihm seine Frau zuvor sogar zu Hause drei Kanonen gebastelt.

Doch schon auf seinen vorherigen Stationen konnte er eine Etage höher nicht annähernd an die Quote in der zweiten Liga anknüpfen. "30 Tore in der zweiten Liga sind eine hohe Messlatte, aber es ist schwierig zu sagen, wie viele Tore dann in der ersten Liga okay sind", meint Terodde mit Blick auf die überragende letzte Spielzeit mit Schalke.

Als junger Spieler schwärmte der gebürtige Bocholter für Giovane Elber. In seinem Kinderzimmer hing sogar ein Poster des Brasilianers – nackt auf einem Motorrad sitzend. "Mein ganzes Zimmer war voller Poster, Ich habe mir donnerstags immer die Bravo Sport geholt, da war das Foto von Giovane drin", berichtete Terodde lachend. "Meiner Mama habe ich dann erklärt, dass er ein super Fußballer ist, das war dann okay."

In einem eingespielten Video wünschte Elber dem Schalker viel Erfolg – und nahm eine alte Diskussion auf, die Terodde fast etwas unangenehm ist. Da in der Nationalmannschaft eine echte "Neun" fehle, wurde Terodde, bisher noch ohne ein Länderspiel, nach seinem Lauf mit Schalke als Kandidat für die WM in Katar gehandelt.

"Wenn noch einer in der 85. Minute gebraucht wird, der einen reinköpft, dann stehe ich gerne zur Verfügung", meinte er schmunzelnd und fügte an: "Das ist weit weg. Ich habe mich mit meinen verschossenen Elfern heute bestimmt nicht für die WM aufgedrängt."