Fußball-Bundesliga: Union-Manager Ruhnert im sportstudio
Union-Manager im sportstudio:Ruhnert über "Eiserne" Träume und Max Kruse
von Heiko Buschmann
11.09.2022 | 20:37
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Mal wieder die ewigen Bayern oder einer der Herausforderer Dortmund, Leverkusen oder Leipzig? Von wegen! Neuer Primus der Bundesliga ist seit Sonntagabend Underdog Union Berlin.
Bei seinem Besuch im "aktuellen sportstudio" am Samstagabend hatte Union-Manager Oliver Ruhnert angesichts der Möglichkeit, die Tabellenspitze zu erklimmen, ein wenig verlegen herumgedruckst. Die glitzernde Champions League sei aber noch kein Thema in Köpenick. Jedoch: "Träumen darf man immer", befand Ruhnert.
Es ist gerade ein bisschen wie ein Märchen und man hofft, dass man nicht aufwacht.
Oliver Ruhnert
Der Manager weiter: "Wir wissen natürlich, wo wir herkommen." Dass man den großen Nachbarn Hertha sportlich hinter sich gelassen hat, spielt für ihn "keine Rolle". Berlin sei "eine so große Stadt, für die es gut ist, zwei Bundesligaklubs zu haben".
Union Berlin bleibt die Mannschaft der Stunde - und ist nun Tabellenführer. Dass das Siegtor beim 1:0 gegen Köln ein Eigentor war, schmälert die Leistung Unions in keinster Weise.12.09.2022 | 6:09 min
Lokalpolitiker und Amateurschiedsrichter
Ruhnert gilt als einer der außergewöhnlichsten Manager der Bundesliga. Der Geschäftsführer Profifußball beim 1. FC Union ist nach wie vor in seiner Heimat Sauerland als Lokalpolitiker engagiert und sonntags auf westfälischen Sportplätzen zu finden. Ruhnert ist Fraktionsvorsitzender der Partie Die Linke in seiner Heimatstadt Iserlohn. Wenn er am Wochenende dort ist, zieht er gerne die Schiedsrichter-Kluft an, leitet Spiele im Amateurfußball oder winkt als Linienrichter an der Seitenlinie.
Seit er im Sommer 2017 nach sechs Jahren als Leiter der "Knappenschmiede" den FC Schalke 04 in Richtung Berlin verließ, geht es bei Union steil bergauf. Inzwischen ist der Emporkömmling aus der Hauptstadt sogar zum zweiten Mal international dabei. Nach der Premiere in der vorigen Saison in der Conference League, als nach der Gruppenphase bereits Schluss war, ging allerdings nun auch das Debüt in der Europa League daneben. 0:1 hieß es am Donnerstag beim ersten Spiel in der "Alten Försterei" gegen die Belgier von St. Gilloise. "Premieren liegen uns nicht so", nickte Ruhnert und fügte an: "Wir haben uns schon im letzten Jahr in der Conference League schwergetan. Das Gute ist, dass wir uns danach immer gesteigert haben."
Union Berlin ist neuer Tabellenführer der Fußball-Bundesliga. Die "Eisernen" gewinnen in Köln und grüßen von der Spitze, nachdem Freiburg gegen Gladbach nicht kontern konnte.
Ruhnert: Keine Fans, sondern Gewalttäter
Mit Entsetzen registrierte der 50-Jährige derweil die Ausschreitungen beim Spiel des 1. FC Köln in Nizza. "Das sind für mich keine Fans, sondern Gewalttäter", sagte Ruhnert und fügt an: "Das ist aber ein gesellschaftliches Problem, solche Menschen wollen wir nirgendwo sehen, schon gar nicht im Fußball."
Obwohl es im Ostteil Berlins sportlich so gut läuft wie noch nie in der Vereinsgeschichte, ist der Verbleib von Trainer Urs Fischer zumindest offiziell ungewiss. Der Vertrag des Schweizers bei Union läuft zum Ende dieser Saison aus. Ruhnert macht sich deswegen aber keine Sorgen. "Manches Mal passen Trainer ideal zu einem Klub. Ich glaube, das ist bei Urs Fischer und Union Berlin so", erklärte er und kündigte grinsend an: "Bei uns läuft das so: Der Manager und der Trainer gehen zum Präsidenten, dann gibt es einen Handschlag und der Vertrag ist verlängert."
Zukunft für Max Kruse bei den "Eisernen"?
Während die "Eisernern" also wohl weiter fest mit Fischer planen, scheint eine Rückkehr von dem in Wolfsburg aussortierten Ex-Unioner Max Kruse nicht ganz ausgeschlossen. "Ich glaube schon, dass man Max Kruse immer hinbekommen kann. Das ist ein begnadeter Spieler, ein Zocker, der Dinge kann, die andere in zehn Jahren nicht lernen werden", meinte Ruhnert, aber: "Man muss aber auch wissen, dass er einen Kopf, seine eigene Sicht auf die Dinge hat."
Max Kruse hat keine Zukunft mehr beim VfL Wolfsburg. Das machte Trainer Niko Kovac nach dem ersten Saisonsieg klar. Für Union-Manager Ruhnert ist Kruse "ein begnadeter Spieler".
Da die Transferperiode gerade beendet ist, dürfte eine Rückkehr Kruse an die "Alte Försterei" aber frühestens ab Januar 2023 ein Thema werden - wenn überhaupt.
Vor dem Comeback steht derweil der an Hodenkrebs erkrankte Timo Baumgartl. "Es ist großartig, dass er heute wieder im Kader steht", freut sich Ruhnert.