Elf Jahre lang mühten sich die Bochumer in den Niederungen der Zweiten Liga ab. Nun sind die einst "Unabsteigbaren" zurück im Oberhaus - und wollen dort auch länger verweilen.
Als wenige Sekunden vor dem Ende der Nachspielzeit die "Campeones, campeones"-Gesänge von der Castroper Straße ins Stadion drangen, stieß Thomas Reis triumphierend den linken Arm in die Höhe. Am Sonntag um 17.26 Uhr war das 3:1 der Bochumer gegen Sandhausen dann amtlich - und der Cheftrainer des VfL durfte sich zusammen mit seinen Spielern ausgiebig feiern lassen.
Meister-Felge zum 700. Geburtstag
Als Inhaber der Titeltrophäe, wegen ihrer Form gerne als Meister-Felge bezeichnet, wird der zwischen Gelsenkirchen und Dortmund eingeklemmte Ruhrgebietsverein Mitte August wieder in die Bundesliga einsteigen. Nach elf Jahren Zweitklassigkeit.
Unter anderem bei den Revierderbys gegen den BVB ersetzt nun also zumindest für ein Jahr der kleine VfL die abgestiegenen Schalker. Ein zusätzliches Bonbon für die Stadt Bochum, die in diesem Jahr ihren 700. Geburtstag feiert.
Corona-Pause hat eine besondere Wirkung
"Ich bin richtig stolz, Teil dieser Mannschaft mit so großen Charakteren sein", betonte Simon Zoller, gemeinsam mit Robert Zulj mit 15 Toren bester VfL-Schütze in dieser Saison - und berichtete zudem von einer ganz speziellen Phase unter der "harten Kante" Thomas Reis. "Durch die erste Corona-Unterbrechung im vergangenen Jahr", rekapitulierte Zoller, "ist hier etwas entstanden."
Diese Entwicklung gipfelte nun in Jubelszenen mit der Meister-Felge, musikalisch untermalt von Herbert Grönemeyers Vereinshymne "Bochum" - der auch Klubikone Michael "Ata" Lameck auf der Tribüne lauschte. Seine 518 Einsätze für den VfL hat der gebürtige Essener alle in der ersten Liga absolviert. Zu Zeiten, als die Bochumer noch als die "Unabsteigbaren" galten.
1993 war dieser Nimbus dahin, dem ersten Abstieg aus der Bundesliga folgten bis 2010 fünf weitere.
Das Gros des Kaders bleibt
Die Rahmenbedingungen bei der Rückkehr in die nationale Beletage sind jedenfalls vielversprechend: Das Team ist eingespielt. Und das Gros des Kaders, mit Leistungsträgern wie dem derzeit verletzten Torwart Manuel Riemann, Kapitän Anthony Losilla und dessen Mittelfeldkollegen Robert Tesche sowie den Offensivkräften Zoller und Zulj, wird auch eine Etage weiter oben im VfL-Dress stecken.
Mehr als 20 Profis besitzen laufende Verträge, doch die Auftritte der Bochumer haben bei der Konkurrenz auch Begehrlichkeiten geweckt. Vor allem an den Defensivkünsten der jungen Innenverteidiger Maxim Leitsch (23) und Armel Bella Kotchap (19) dürfte mancher Bundesligist Interesse haben.
- Greuther Fürth und Bochum steigen auf
Die SpVgg Greuther Fürth und der VfL Bochum sind die Sieger im Dreikampf um den Direktaufstieg in die Fußball-Bundesliga. Holstein Kiel geht in die Relegation mit dem 1. FC Köln.
Bochumer Etat wird wohl verdoppelt
Der VfL will beide Spieler halten und der frisch vollbrachte Aufstieg erleichtert dieses Unterfangen naturgemäß: Bei der letzten Mitgliederversammlung des Vereins im Oktober 2020 wurde der Lizenzspieler-Etat für die aktuelle Spielzeit auf 12,1 Millionen Euro taxiert. In der Bundesliga wird sich das Budget nun in etwa verdoppeln.
Unabhängig von der Ligazugehörigkeit schrieb die DFL dem Ruhrpottklub Ende April ins Hausaufgabenheft, zusätzliche Medienanforderungen zu erfüllen.
Aufstieg zum richtigen Zeitpunkt
Vor allem aber wurden dem VfL beim Lizenzierungsverfahren für die kommende Saison auch im finanziellen Bereich Vorgaben gemacht. Die Corona-Krise hat ihre Spuren hinterlassen - auch deshalb kommt den Bochumern der Aufstieg nach elf Jahren sportlicher Dürre sehr gelegen.