Der Wandel des VfL Wolfsburg stockt. Seine Strategie, ambitionierte Profis weiterzuentwickeln, stößt an Grenzen. Niederlagen in Serie gefährden neben dem Trainer auch dessen Chefs.
Auf sechs Niederlagen in Folge reagieren die Macher des VfL Wolfsburg mit erstaunlicher Gelassenheit. "Wir müssen uns die Lust am Moment erarbeiten", sagt Cheftrainer Florian Kohfeldt. Seine Vorgesetzten stärken ihm weiterhin den Rücken.
Sportdirektor Marcel Schäfer trat im Vorfeld des Heimspiels am Samstag (Anpfiff 15:30 Uhr) gegen Hertha BSC Berlin wie die Ruhe selbst auf. Geschäftsführer Jörg Schmadtke sieht ein verändertes Auftreten und deutliche Fortschritte, wenn er den Trainingsalltag mit Kohfeldt beobachtet. Doch die gemeinsame Idee, mit entwicklungsfähigen statt teuren Profis zu glänzen, steckt seit Monaten in einem gefährlichen Stau.
Der VfL Wolfsburg steckt nach der sechste Ligapleite in Serie weiter tief in der Krise. Auch beim VfL Bochum ging das Team von Trainer Florian Kohfeldt leer aus.
Die Leichtigkeit ist verschwunden
Ende Oktober 2021 war Mark van Bommel nach nur neun Spieltagen entlassen worden, weil der Trainer und sein Team auf der Stelle traten. Falls unter seinem Nachfolger Kohfeldt wirklich etwas besser geworden ist, dann lässt es sich bisher nicht zählen. Die Wolfsburger Mannschaft ist spätestens seit ihrem Scheitern in der Champions League stark verunsichert.
Von der Leichtigkeit, mit der zu Saisonbeginn noch vier Siege in Folge gelungen waren, ist nichts mehr zu spüren.
Er hofft im Duell mit Hertha BSC auf Besserung. Und endlich wieder auf einen Sieg. Zielvorgabe: egal wie.
Trainer Kohfeldt verlangt viel
Was sich Kohfeldt wie schon zu seiner Zeit bei Werder Bremen vornimmt, klingt wunderbar. Der 39-Jährige möchte das VfL-Team mutig und flexibel spielen sehen, mit klaren Ideen und festen Abläufen. Dass eine im Kern unveränderte Mannschaft eben noch in Europas Königsklasse vertreten war und jetzt mit Kohfeldt dem Abstiegskampf entgegenstolpert, stellt eine grundsätzlich lobenswerte Strategie in Frage.
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Wer vor allem auf entwicklungsfähige Spieler setzt, sollte besser nicht zu viel erwarten und verlangen. Was 2021 noch gut funktioniert hat, war in Wirklichkeit kein Abo auf Erfolg.
Stagnation statt Entwicklung
Schmadtke und Schäfer haben sich in Wolfsburg einen neuen Weg ausgedacht, der auf Demut, Vernunft und Geduld basiert. Sie möchten den Spielern Zeit gönnen, damit ihnen der nächste Schritt gelingt. Doch eigentliche Leistungsträger wie Stürmer Wout Weghorst oder Innenverteidiger Maxence Lacroix stagnieren.
Sportdirektor Jörg Schmadtke (VfL Wolfsburg) nach dem Spiel VfL Wolfsburg gegen VfB Stuttgart im sportstudio-Interview.
Ingesamt ist dem Wolfsburger Spielerkader der nötige Schwung abhandengekommen. Kohfeldt versucht verzweifelt, ihn wiederzufinden. "Es liegt nicht daran, dass jemand nicht will", beteuert der erfolglose Nachfolger von van Bommel.
Trio in der Verantwortung
Unter all den Schicksalsgemeinschaften, die die Fußball-Bundesliga zu bieten hat, gerät die des VfL Wolfsburg besonders in Not. Dass es mit kleinen Schritten nicht mehr vorangeht, müssen Kohfeldt, Schäfer und Schmadtke verantworten. In welcher Reihenfolge sie eine Quittung für Misserfolg ausgestellt bekommen, bleibt offen.
Zum Abschluss der Hinrunde, als es im Wolfsburger Stadion ein 0:2 gegen den VfB Stuttgart zu beklagen gab, waren nur rund 5.000 Zuschauer im Stadion. Vereinzelte "Schmadtke raus"-Rufe sind in solchen Momenten kaum zu überhören. Beim bevorstehenden Heimspiel gegen Berlin sind Corona-bedingt lediglich 500 Tribünengäste erlaubt.
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