Die Winter-WM in Katar bringt die Bundesliga durcheinander. Ab Ende August warten englische Wochen am Stück, ab Mitte November eine Rekord-Winterpause. Welche Folgen hat das?
Am 11.11. beginnt wie immer die närrische Zeit. Zusätzlich wird in diesem Jahr an dem Tag das letzte Bundesliga-Wochenende vor der über zweimonatigen Bundesligapause eingeläutet. "Die Vergabe der WM bleibt für mich ein Witz", sagte Christan Heidel, Sportchef bei Mainz 05, der Mediengruppe "Münchner Merkur tz". "Nach der Vergabe stellt man fest, dass es im Sommer überraschenderweise recht heiß in Katar ist und verlegt die WM einfach in den Winter. Der gesamte Weltfußball musste dann seinen Spielplan ändern. Das ist schon fast Comedy."
Spieler mögen kurze Winterpause
Durch die lange Pause vom 13. November bis zum 21. Januar gibt es nach Meinung vieler zwei getrennte Saisons. "Für uns Spieler ist es immer besser, wenn wir rund um Weihnachten nur eine kurze Pause haben, weil man dann kaum etwas an Power und Ausdauer verliert", sagte der Mainzer Bundesliga-Profi Dominik Kohr dem "kicker".
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Der ungewöhnliche Saisonverlauf hatte schon Auswirkungen auf die Vorbereitung im Sommer. "Da es bis November weniger Länderspielpausen als sonst gibt, haben wir bis dahin weniger Möglichkeiten nachzujustieren", sagte Werder Bremens Trainer Ole Werner gegenüber sportstudio.de.
Auf nach Japan und die USA
Für die lange Wettkampfpause prüft Werder gerade mehrere Szenarien. Bei den Tagungen innerhalb der Liga habe es mehrere Gedankengänge dazu gegeben, sagte der Wolfsburger Sportdirektor Marcel Schäfer der Deutschen Presse-Agentur.
Einige Klubs sind in den Planungen inzwischen weiter und haben Reisen nach Japan (Eintracht Frankfurt) oder die USA (1. FC Köln, VFB Stuttgart) gebucht.
Am gravierendsten sind die Auswirkungen der Winter-WM bei den Klubs, die in den Europa-Pokal-Wettbewerben spielen und viele Nationalspieler für die WM abstellen. Zwischen dem 26. August und 13. November warten beispielsweise auf einen Spieler des FC Bayern 22 Spiele. "Ab September wird es schon knackig", sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann der Deutschen Presse-Agentur. Aufgrund der engen Taktung seien "Verletzungen in diesem Jahr doppelt und dreifach schlimm". Um dem vorzubeugen will sich Bayern-Spieler Thomas Müller laut Sport Bild "noch akribischer und intensiver darauf vorzubereiten".
Sportwissenschaftler sieht keine physischen Probleme
Relativ entspannt beurteilt Sportwissenschaftler Oliver Faude von der Universität Basel die anstehenden Belastungen. Im Unterschied zum verdichteten Spielplan nach der Corona-Pause 2020 sei jetzt bekannt, was auf die Spieler zukomme.
"Wir hatten eine normale Sommerpause", sagt Faude im Gespräch mit sportstudio.de. "Prävention und Belastungssteuerung sind inzwischen so ausgereift, dass ich physisch keine Probleme sehe, wenn die Klubs die Situation mit dem Wissen, das sie haben, aktiv gestalten." Das gleiche gelte für Klubs mit wenig Nationalspielern, die die Pause dafür nutzen könnten, nochmal an ihrer Taktik zu arbeiten.
Die Fußball-WM in Katar steht seit der Vergabe in der Kritik. Der Golfstaat inszeniert sich seither als perfekter Gastgeber. Doch die Wahrheit sieht anders aus.
Auch wenn der sportliche Wettbewerb durch die lange Pause nicht beeinflusst wird, kann es ökonomisch zu neuen Herausforderungen kommen. Zweieinhalb Monate lang fehlen die Einnahmen.
Nicht nur Christian Heidel rechnet aufgrund der langen Bundesliga-Pause und der WM mit einem besonders hektischen Winter-Transfermarkt. "Die Teams werden nach dem Winter anders aussehen als im Herbst, der Markt wird sich völlig verändern. Das ist schon alles sehr seltsam."
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