Der FC Bayern und Trainer Nagelsmann geben sich zuversichtlich vor dem Viertelfinal-Rückspiel gegen Villarreal. Sie wissen aber auch, dass ein Aus viele Debatten befeuern würde.
Als Julian Nagelsmann am Montag über die Ausgangslage vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Villarreal (Dienstag, 21 Uhr/Liveticker) sprach, bemühte er mehrere Vergleiche. In den bisherigen Drucksituationen "haben wir immer geliefert", sagte der Trainer des FC Bayern.
Bereits zum zweiten Mal in dieser Saison befinden sie sich beim FC Bayern in Europas Eliteliga in solch einer Drucksituation. Beim ersten Mal im März ließen sie dem 1:1 in Salzburg ein 7:1 im zweiten Teil des Achtelfinals folgen. Davor hatte Nagelsmann erstmals den ganz speziellen Druck in München kennengelernt.
Will der FC Bayern das Halbfinale der Champions League erreichen, muss er im Viertelfinal-Rückspiel gegen Villarreal zulegen. ZDF-Reporter Alexander Ruda berichtet aus München.
Optimist Nagelsmann
Schon damals wurden die möglichen Szenarien und ihre Folgen durchdekliniert, und der 34 Jahre alte Trainer registrierte in seinem ersten Amtsjahr, dass das Schwarz äußerst dunkel daherkommen kann beim FC Bayern und das Weiß besonders hell strahlend, geradezu gleißend. Dazwischen gibt es in München noch weniger Farbnuancen als anderswo.
Bayern München zeigt beim FC Villarreal eine schwache Leistung und muss um das Weiterkommen zittern. Mit dem 0:1 ist der deutsche Rekordmeister sogar noch gut bedient.
Er sei Optimist, "kein Schwarzmaler", hatte Nagelsmann damals gesagt und seinen Glauben ans Weiterkommen genauso betont wie auch jetzt.
Müller kennt die Münchner Extreme
Nationalspieler Thomas Müller, der seine ganze Karriere beim FC Bayern verbracht hat und die dortigen Ausschläge auf der in beide Richtungen nach oben offenen Schwarz-Weiß-Skala bestens kennt, hatte die Kontraste verdeutlicht: Sollte man weiterkommen, könne die Saison "eine extrem gute" werden, scheide man aus, stünden "keine rosigen Zeiten" bevor.
Das gilt auch jetzt, und Nagelsmann sprach bereits am Freitag wieder über beide Szenarien. Sollte der Einzug ins Halbfinale gelingen, "sind wir immer noch in einer sehr, sehr guten Saison. Wenn wir nicht weiterkommen, dann muss man es ein bisschen anders bewerten".
Pflichtprogramm Meistertitel
Vom Supercup abgesehen liefe es bei einem Aus auf nur einen Titel hinaus, den zehnten in Serie in der Bundesliga, das Pflichtprogramm. Aus dem DFB-Pokal hatten sich die Bayern bereits in der zweiten Runde durch ein 0:5 in Mönchengladbach verabschiedet. Es war einer jener "Aussetzer", die Nagelsmann dieser Tage beklagt.
"Wir haben keine Toleranz mehr", sagte er und appellierte eindringlich an seine Spieler, gegen Villarreal die "nötige Haltung und Emotionalität" aufzubringen.
Störgeräusche mehren sich
Gemehrt haben sich zuletzt allerdings die Störgeräusche. Eine Führungsspieler-Debatte wurde angestoßen. Leroy Sané sorgte mit seiner Kabinenflucht beim 1:0 gegen Augsburg am Samstag für Aufsehen.
Zudem wirken wichtige Stammkräfte in der entscheidenden Saisonphase außer Form. Und der Trainer fühlte sich verpflichtet, sich beim SC Freiburg und dem Kollegen Christian Streich öffentlich zu entschuldigen. Zuvor hatte Nagelsmann Freiburgs Einspruch nach Bayerns Wechselfehler kritisiert.
Dank eines Handelfmeters in der Schlussphase kommt der FC Bayern zu einem 1:0-Erfolg gegen Augsburg. Für Thomas Müller ist es der 300. Erfolg mit den Münchnern in der Bundesliga.
Aus hätte keine personellen Konsequenzen
Vieles verdichtet sich beim FC Bayern gerade auf das Spiel gegen Villarreal. Auf Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic richten sich die Blicke ebenfalls. Auch sie müssten bei einem Aus einige Debatten aushalten, ebenso wie Nagelsmann. Personelle Konsequenzen gelten jedoch als ausgeschlossen.
Auch, weil Nagelsmann mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet und für ihn eine Ablöse nach Leipzig überwiesen worden war, die noch auf deutlich mehr als 20 Millionen Euro steigen können soll.
Erfolgsdruck wird nicht weniger für Nagelsmann
Doch sie alle wissen beim FC Bayern, dass der Erfolgsdruck in Nagelsmanns zweitem Amtsjahr keineswegs geringer werden dürfte. Umso wichtiger wäre eine gute erste Saison - ohne Aus gegen den Außenseiter Villarreal.
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