Weil Torjäger Haaland lange ausfällt, muss Dortmund improvisieren. Schon bei der Revanche gegen Ajax Amsterdam ist für die BVB-Offensive ein innovativer Lösungsmix gefragt.
Bei Ajax Amsterdam musste der BVB beim 0:4 die höchste Niederlage in seiner Champions-League-Historie hinnehmen. Deshalb haben sich die Dortmunder für das zweite Duell mit den Niederländern am Mittwoch (21 Uhr) viel vorgenommen. Dabei fällt ausgerechnet BVB-Torgarant Erling Haaland aus.
BVB-Sturm auch ohne Haaland erfolgreich
Die Erleichterung war Marco Rose deutlich anzusehen. Trotz Verletzungsmisere hatte seine Elf im DFB-Pokal gegen Ingolstadt den Sprung ins Achtelfinale geschafft und danach in der Bundesliga den Widerstand spielstarker Kölner gebrochen. Borussia Dortmund gelangen dabei ohne Haaland vier Stürmertore. Für den BVB-Trainer ein Fingerzeig für die Zukunft: "Das war absolut wichtig".
Bis dahin hatte Haaland über die Hälfte aller Treffer der Westfalen erzielt. Selbst wenn er nicht wie befürchtet bis Jahresende ausfiele, muss sich der BVB dringend Gedanken über die Emanzipation von dieser One-Man-Show machen. Was passieren kann, wenn das Offensiv-Unikat mal nicht trifft, war beim Hinspiel-Debakel in der Champions League bei Ajax Amsterdam zu sehen.
Ajax Amsterdam - Borussia Dortmund 4:0 (2:0)
Den ambitionierten Westfalen hängen Versäumnisse in der Kaderplanung nach, so die weitläufige Kritik. Ein echter Haaland-Ersatz findet sich jedenfalls nicht im ansonsten sehr üppig besetzten Team. Dem vermeintlichen Wunderkind Youssoufa Moukoko soll dieser Rucksack nicht aufgesetzt werden. Der erst 16-Jährige war zudem verletzt und steigt gerade erst wieder ins Training ein.
XXL-Puzzle für BVB-Trainer Rose
Auch von den anderen nominellen Stürmern schleppt jeder so seine Probleme und Mankos mit. Kaum einer ist zurzeit in der Lage, eine ganze Partie durchzustehen. Daher sind unkonventionelle Ansätze gefragt: ein Mix aus Rotation und wechselndem Spiel-Stil. Ein XXL-Puzzle für Rose.
Neuzugang Donyell Malen fremdelt noch in seiner Rolle als zweite Sturmspitze, so wie das ganze Team mit Roses neuem bevorzugten Spielsystem. Als Solo-Künstler ist der Holländer ebenfalls noch nicht beim BVB angekommen, obwohl er sein Talent mit Tricks und Akrobatik andeutet. Der 22-Jährige hat sichtbar am Fitnessrückstand zu knabbern und braucht Zeit.
Kapitän Reus nicht in Topform
Es hapert am blinden Verständnis mit Offensivstar Marco Reus, der selbst ein Mini-Tief durchläuft - trotz Traumtor gegen Mainz. Es fehlt an Input von den Außen, Raphael Guerreiro und Gio Reyna werden als Vorbereiter vermisst. Hier müssen andere in die Bresche springen. Malens Debüt-Tor gegen Sporting erzeugte nicht den erhofften Zusatz-Push. Von 27 Scorerpunkten wie für seinen früheren Klub PSV Eindhoven ist der 30-Millionen-Transfer weit entfernt.
Steffen Tigges "kann Haaland noch am ehesten ersetzen", sagte Rose zuletzt. Das war hoffentlich nur auf die Statur gemünzt, weil sich der 1,93-Hüne gegen Köln mit viel Körpereinsatz den Traum vom ersten Liga-Treffer erfüllt hatte. Der Vergleich würde ihm ansonsten nicht gerecht.
Hazard "kann man immer den Ball geben"
Vielleicht hat der 23-Jährige aber doch mehr Potenzial, als ihm die Kritiker zutrauten angesichts seiner bislang eher mäßigen Profi-Einsätze. Aber bis das entwickelt ist, dürfte sich seine Rolle auf die des Brechers und Jokers beschränken. Zumal bei Highlights wie nun der bevorstehenden Revanche gegen Ajax.
So drängt sich Thorgan Hazard als erste Alternative auf und die Rückkehr zu Grundordnungen, die sich bewährt haben. Der 28-Jährige hat das Vertrauen der Mitspieler. "Ihm kann man immer den Ball geben", sagt Jude Bellingham.
Das war ein schweres Stück Arbeit für Borussia Dortmund: Beim 2:0-Heimsieg gegen 1. FC Köln 2:0 ist der BVB unter Trainer Marco Rose zum ersten Mal ohne Gegentor geblieben.
Hazard "nach zwei Sprints mausetot"
Zuletzt war Hazard zwei Mal Matchwinner für den BVB. Aber er ist kein echter Stürmer, bestenfalls eine "falsche Neun". Der zierliche Belgier entfaltet kaum Wucht vorm und im Strafraum. Selbst auf engstem Raum kombiniert sich der wendige Techniker lieber bis vors Tor durch. Darauf muss sich Schwarz-Gelb einstellen.
Doch Hazard kommt aus einer Verletzung: Nur 484 von 1350 Spielminuten hat er bisher auf dem Tacho - das Sprunggelenk. Ein einziges Spiel ging er über 90 Minuten. Gegen Köln fühlte er sich schon "nach zwei Sprints mausetot" und musste früh vom Platz.
sagt BVB-Trainer Rose. Bis Hazard komplett fit ist, muss der Coach viel improvisieren.