CL gegen BVB: Wie Lewandowski bei Barcelona Rekorde bricht

Was haben sie ihm bloß getan, womit haben sie das nur verdient? Bei Borussia Dortmund wäre es niemandem zu verdenken, wenn er im Hinblick auf Robert Lewandowski diese Fragen stellt. 28 Mal traf der Pole seit seinem Abgang 2014 auf den Klub, bei dem er einst den Durchbruch feierte. 29 Mal traf er dabei ins Tor.

Die vorerst letzten beiden Treffer gegen den BVB gelangen Lewandowski vorige Woche im Dress des FC Barcelona beim 4:0-Hinspielerfolg der Katalanen im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League. Wenn Dortmund vor dem Rückspiel am Dienstag, 21 Uhr (ausführlicher Bericht in der Champions-League-Sendung am Mittwoch ab 23 Uhr) als praktisch chancenlos auf das Weiterkommen gilt, dann hat das viel mit dem Ex zu tun.

Im Alter von 36 Jahren steht er für die laufende Saison bei 40 Toren. Mit 25 Treffern führt er die spanische Torjägerliste an, in der Champions League rangiert er mit elf Toren auf Platz zwei hinter seinem Teamkollegen Raphinha.

Ihm hilft dabei der ultraoffensive Stil einer Mannschaft, die diese Saison schon 145 Tore erzielt hat. Andererseits: Getroffen hat er ja immer und überall. Oder wie Trainer Hansi Flick früh in der Saison auf die Frage antwortete, ob der Pole in der Form seines Lebens sei:

Schon beim FC Bayern erlebte "Lewy" unter Flick von 2020 bis 2022 zwei besondere Glanzjahre, nach denen er jeweils zum FIFA-Weltfußballer gewählt wurde. Dann suchte er noch mal eine neue Herausforderung, und in München hielt es mancher sogar für einen guten Deal, für einen Stürmer in fortgeschrittenem Alter noch 45 Millionen Euro kassiert zu haben.

Doch "Lewy"-Jahre scheinen keine Menschenjahre zu sein. Sein Torrhythmus, der ihm fast alle Bundesligarekorde bescherte, ist konstant geblieben.

Für Barça erzielte er in knapp drei Spielzeiten schon 99 Tore, bald wird er nach Cristiano Ronaldo, Romário und Neymar der vierte Fußballer sein, der für drei verschiedene Klubs dreistellig getroffen hat.

Schon jetzt ist er der einzige Profi, der für drei Vereine einen Hattrick in der Champions League erzielte. In der ewigen Rangliste hat er bei 105 Toren dort nur noch Ronaldo (140) und Lionel Messi (129) vor sich.

Ronaldo erzielte sein letztes Champions-League-Tor mit 36 Jahren und neun Monaten. Lewandowski wird im August 37. Doch mindestens seinen Vertrag bis 2026 wird er in Barcelona erfüllen. Auch danach soll noch nicht Schluss sein, wie er erklärt:

Hinter dem Wunder dieser Langlebigkeit steht einerseits die günstige Genetik des Sohns aus einer Sportlerfamilie, wie Ärzte betonen. Andererseits auch Arbeitsethos und Disziplin. Dass er auf Rat seiner Frau Anna, einer Fitnessunternehmerin und Gewinnerin mehrerer Karate-Titel, die Nachspeise vor dem Hauptgang isst, gehört dabei zu den bekanntesten Anekdoten.

Und dann ist da noch der Faktor Flick. In Einzelgesprächen vor der Saison streichelte der Trainer seinem Star die Seele und band ihn noch stärker in das Teamprojekt ein. Sein Vorgänger Xavi hatte Lewandowski noch abgeben wollen - ein Grund, warum er letztlich entlassen wurde. Im Club glaubte man weiter an den Stürmer.

Lewandowskis Alleinstellungsmerkmal bleibt seine Präzision. Nur selten misslingt ihm ein Schuss derart, dass er nicht mindestens den Torwart zu einer Parade zwingt. Diese Saison gehen bisher rund 60 Prozent seiner Abschlüsse zwischen die drei Stangen.

Das erkennen sie auch in Dortmund an - und sind sie ihm trotz allem nicht böse. CEO Hans-Joachim Watzke sagte im katalanischen Radio, man sei immer noch in Kontakt: "Er ist zu 100 Prozent mein Lieblingsspieler von Barcelona."